Volltext: Jahrbuch (2017) (116)

Magdalena Schadler war die Mutter des erschossenen Josef Schadler. 
Sie hatte vor dem Landgericht in Vaduz die falsche Aussage gemacht, 
die Leiche ihres Sohnes sei vor dem Wohnhaus der Familie gefunden 
worden. Vermutlich wollte sie damit verhindern, dass ihr Sohn mit 
einem Wilddiebstahl in Verbindung gebracht wurde. 
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gumentationsebene. Sie brach auch in kürzester Zeit ein 
infolge der Aussagen ihres Mannes und der weiteren 
Zeugen, vor allem derjenigen von Ferdinand Sele und 
Gottlieb Schädler. 
Ob die Leiche des Verunglückten vor dem Haus hin- 
gelegt wurde oder ob diese in die Stube gebracht wurde, 
bleibt umstritten. Möglicherweise forderten Sele und 
seine Begleiter in einer ersten von Erschrecken geprägten 
Reaktion über das Geschehen Magdalena Schädler zu ih- 
rer unwahren Aussage auf. 
Von Hausen schenkte der Aussage der Magdalena 
Schädler keine weitere Aufmerksamkeit. Er bedrängte 
diese Frau nicht mehr weiter. Vielleicht spielte auch die 
Überlegung mit, dass sie mit den Tod ihres Sohnes ge- 
nug erlitten hatte und nicht weiteren Belastungen ausge- 
setzt werden sollte. 
Für das Landgericht war der Fall ebenfalls ohne gros- 
sen Aufwand zu bewältigen. Die beiden Wilddiebe Sele 
und Schädler waren geständig. Es blieb ihnen auch kaum 
eine andere Wahl infolge des tragischen Vorfalls im Gar- 
sälli. Bemerkenswert ist, dass die Aussagen von Sele und 
Schädler teilweise sehr ähnlich lauten, ja fast identisch 
bis ins Detail sind. Dies trifft etwa zu bei der Beschrei- 
bung der Lage der Leiche. Dies könnte darauf schliessen 
lassen, dass Sele und Schädler sich vor der Einvernahme 
noch abgesprochen hatten. 
Die Strafe von vier Wochen Arrest dürfte Ferdinand 
Sele doch recht hart getroffen haben. Sein Viehbestand 
musste in dieser Zeit von seiner Familie, vielleicht mit 
Hilfe von Verwandten und/oder Bekannten, besorgt 
werden. Ein Vorteil war, dass Sele die Strafe im Novem- 
ber antreten musste. Zu dieser Zeit war die zeitliche Be- 
anspruchung durch den Bauernbetrieb etwas reduziert. 
Das Gnadengesuch Seles war ein letzter schon fast 
verzweifelter Versuch, das Unheil noch abzuwenden. 
Dies zeigen die vorgebrachten Argumente, welche die 
Ursache für den wiederholten Wilddiebstahl Seles äusse- 
ren gesellschaftlichen Umständen anzulasten versuchen. 
Dies wirkte nicht sehr überzeugend. So etwa die Feststel- 
lung, dass durch die von den fürstlichen Jägern veran- 
stalteten Jagden, bei denen er als Treiber eingesetzt wor- 
den war, in ihm «die Liebe und Freude zum Jagen wach- 
gerufen» worden sei. Die Bemerkung, dass den Triesen- 
bergern infolge der Verpachtung der Hochjagd an den 
Fürsten die Jagd grundsätzlich verboten war, kann auch 
als eine leise sozialkritische Haltung interpretiert wer- 
Quaderer Rupert: Wilderertod im Garsälli (3. September 1871)
	        

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