Volltext: Jahrbuch (2017) (116)

verschiedene Diebstähle und Einbrüche verübt haben 
soll. Karl Bello bestritt auch weiterhin, Vater der beiden 
Kinder von Katharina Unold zu sein: 
«Man kann Hurenkinder taufen lassen, wie man will, 
ich weiss niemal nichts davon, denn meine Kinder liess ich 
auf meinen Namen taufen. Sie ist eine Kanalie [Canaille = 
Schurke], wenn sie mir so was zumuthet.»!!? 
Zudem erwáhnte Karl Bello, er sei vor etwa zwei Jahren 
in Chur festgenommen worden. Darauf sei er «3 Täge 
unschuldig eingesperrt gewesen».'? — Nach dieser Aus- 
sage fragte das Oberamt, wieso er bei seiner ersten Ein- 
vernahme am 8. Januar 1823 noch gesagt habe, er sei 
noch nie vor einer Obrigkeit in Untersuchung gestanden. 
Bello antwortete, er habe «darauf nicht gedacht» und 
sich «zum Theil auch geschámt».'?! 
Was wusste seine zweite Ehefrau 
Elisabeth Ender? 
Das Zivil- und Kriminalgericht in Feldkirch befragte am 
20. Januar 1823 erneut Katharina Unold. Diese vermutete, 
Elisabeth Ender müsse «vom Diebshandwerk des Karl 
Bello Wissenschaft haben», zudem kónne «den Weibsbil- 
dern die Nahrungsquelle kein Geheimnis» bleiben.'?? 
Ebenso wisse Elisabeth Ender Bescheid über die vorher- 
gehende Ehe des Karl Bello (mit Katharina Ochsli), dies 
habe sie — die Katharina Unold - ihr selbst mitgeteilt. Im 
Gegensatz jedoch zu ihrem Bruder Joseph Brunet ver- 
neinte Katharina Unold erneut, Bello sei mit ihrer Schwes- 
ter Elisabeth Unold ebenfalls verheiratet gewesen.'? 
Elisabeth Ender wisse zudem, dass Karl Bello falsche 
Namen verwendet habe. Er sei darüber hinaus im Besitz 
falscher Reisepásse und Dokumente gewesen, deren 
Herkunft teilweise unklar bleibe.?* Elisabeth Ender war 
1818 in Rottweil, wo sie die sterbende Elisabeth Unold 
mit betreute. Auf dem Sterbebett in Rottweil habe Bello 
der Elisabeth Unold erzählt, er wäre in Bern 1803 ver- 
mutlich hingerichtet worden, wäre es ihm nicht gelun- 
gen, aus der Gefangenschaft zu entweichen.‘ 
Johann Baptist Uhl, Wirt in Rottweil, hatte am 19. Ja- 
nuar 1823 zu Protokoll gegeben, eine Elisabeth aus 
Liechtenstein [Elisabeth Ender] sei beim Tod von 
Elisabeth Unold vor Ort gewesen. Sie habe die schwer- 
kranke Frau die letzten Tage bis zu deren Tod kurz vor 
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017 
Weihnachten 1818 betreut. Nach der Beerdigung von 
Elisabeth Unold sei Bello mitsamt dieser Betreuerin ab- 
gereist, habe jedoch zuvor sämtliche Arzt- und Verpfle- 
gungskosten bezahlt. Rund ein Jahr später sei Bello 
nochmals nach Rottweil gekommen. Er sagte nun (wohl 
bereits 1820), er sei jetzt mit dieser Elisabeth aus Liech- 
tenstein verheiratet.” 
Aussagen der «wahren 
Grossmutter aller Jauner» 
Katharina Unold die Altere — Mutter von Elisabeth und 
Katharina Unold sowie von Joseph Brunet — wurde am 
26. Februar 1823 in Feldkirch einvernommen. Vom Ge- 
richt als «wahre Grossmutter aller Jauner» bezeichnet, 
berichtete sie von einer Inhaftierung in Oberdischingen, 
aus der sie zu einem unbekannten Zeitpunkt um 1800 
entlassen worden sei. Sie habe anschliessend ihre Zeit 
mit ihren Kindern Katharina und Joseph im Schwaben- 
land verbracht, «bald da, bald dort» und sie hätten «ohne 
alles Verbrechen vom Bettel» gelebt." Um 1803 habe sie 
im Wirtshaus Kreuz in Wangen (im Allgäu) Jakob Rieter 
getroffen, mit dem sie dann bis zur erneuten Verhaftung 
im Mai 1806 herumgezogen sei. Dieser habe sich «vor- 
züglich mit Beutelschneiden» befasst. Die Verhaftung in 
Wangen sei erfolgt, weil Rieter zusammen mit Karl 
Bello - letzterer wurde aufgrund seiner Statur und Her- 
kunft auch «der grosse Welsch» genannt — eines grôsse- 
ren Diebstahls überführt worden war."* 
119 LILA RB K 2/1822-1823, Nr. 43: Kriminalakten Karl Bello. Einver- 
nahme von Karl Bello in Vaduz, 17. Februar 1823. 
120 Ebenda. 
121 Ebenda. 
122 LILA RB K 2/1822-1823, Nr. 31: Kriminalakten Karl Bello. Ein- 
vernahme von Katharina Unold beim Zivil- und Kriminalgericht 
Feldkirch, 20. Januar 1823. 
123 Ebenda. 
124 Ebenda. 
125 Ebenda. 
126 LILA RB K 2/1822-1823, Nr. 31: Kriminalakten Karl Bello. Proto- 
koll von Johann Baptist Uhl zuhanden des kóniglich-württember- 
gischen Oberamtsgerichts in Rottweil, 11. Januar 1823. 
127 LILA RB K 2/1822-1823, Nr. 53: Kriminalakten Karl Bello. Einver- 
nahme von Katharina Unold der Älteren (geborene Mätzler) beim 
Zivil- und Kriminalgericht Feldkirch, 26. Februar 1823. 
128 Ebenda. 
55
	        

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