Volltext: Jahrbuch (2017) (116)

im Waldhotel, betätigte sich aber als Anwerberin für den 
deutschen Nachrichtendienst. Martin Hilti hatte dabei 
die Hände im Spiel. Good soll auch im Auftrag des Chefs 
des Sicherheitsdiensts SD in Bregenz Juden in Liechten- 
stein beschattet haben. 1945 verliert sich die Spur von 
Good. Auch andere Bardamen scheinen in die nachrich- 
tendienstlichen Aktivitäten unter Mitwirkung von Hilti 
verwickelt gewesen zu sein. Hilti selbst scheute gar vor 
Denunziationen bei deutschen Stellen nicht zurück, so 
etwa im Fall von regimekritischen Äusserungen eines 
betrunkenen Deutschen, der danach in Deutschland ver- 
haftet wurde. 
Hiltis Braut — eine Schweizerin mit gutem 
Draht zur EMD-Spitze 
Im Sommer 1942 lernte Hilti seine spätere Frau Elisabeth 
Iten aus Flüelen im Waldhotel kennen, wo sie als Sekre- 
tärin arbeitete. Im Januar 1943 erhielt der Polizeiposten 
Buchs Meldung von einer verdächtigen Taxifahrt Itens 
vom Haus Hiltis über die Schweizer Grenze. Der Schwei- 
zer Nachrichtendienst sah in dieser Verbindung ein Ge- 
fahrenpotential, waren doch Hiltis Gesinnung und seine 
Kontakte zu NS-Stellen aktenkundig. Vater Fritz Iten, 
Besitzer einer Zwirnereifabrik, war gut bekannt mit 
Bundesrat Karl Kobelt, Vorsteher des Eidgenössischen 
Militárdepartements. Nach dem Tod des Vaters nutzte 
die Tochter diesen Draht, um zu sondieren, ob sich für 
Hilti die Zusicherung freien Geleits von hóchster politi- 
scher Stelle erwirken liesse. Hilti sollte nämlich die 
Zwirnerei des verstorbenen Vaters übernehmen, wollte 
aber nicht riskieren, verhaftet zu werden. Iten räumte 
dabei zwar Hiltis nationalsozialistische Gesinnung ein, 
behauptete aber, er habe sich inzwischen davon distan- 
ziert, ohne dies gegen aussen zu zeigen. Die Bundesan- 
waltschaft schenkte dem jedoch keinen Glauben: Der 
Rückzug aus «Umbruch»-Redaktion und VDBL-Leitung 
war vordergründig und aus opportunistisch-unterneh- 
merischen Gründen erfolgt, da Hilti beim Zahlungsver- 
kehr mit Deutschland auf die Schweiz angewiesen war. 
Derweil unterstützte er weiterhin tatkráftig die Liechten- 
steiner NS-Bewegung. Anfang Dezember 1943 erhielt 
Iten von Max Ruth, einem Chefbeamten der Polizeiabtei- 
lung des Fidgenóssischen Justiz- und Polizeideparte- 
ments, die Antwort, Hilti kónne nicht damit rechnen, in 
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017 
der Schweiz nicht verhaftet zu werden — er wurde also 
via Iten vor einer drohenden Verhaftung gewarnt. 
Da Hilti im «Umbruch» auch gegen die katholische 
Kirche gehetzt hatte und die Braut protestantisch war, 
verweigerte Pfarrer Johannes Tschuor von Schaan Hilti 
die kirchliche Trauung, worauf dieser aus der Kirche 
austrat. Auch die reformierte Kirche war über die ge- 
plante Trauung wenig erpicht. Dekan Daniel Brütsch aus 
Sevelen jedenfalls wollte davon nichts wissen. Dennoch 
wurde die Trauung am 4. Dezember 1943 durch Pfarrer 
Fridolin Schneider in Vaduz vollzogen. 
Zulieferer für deutsche Rüstungskonzerne 
Als Hilti nach Kriegsausbruch 1939 Deutschland verlas- 
sen musste, hatte er als bekennender Nationalsozialist in 
Liechtenstein kaum eine Chance auf eine óffentliche An- 
stellung. Deshalb trat er in die 1933 von seinem Bruder 
Eugen gegründete Firma «E. Hilti Maschinenbau Zen- 
tralgarage» in Schaan ein. Dabei sollte Hiltis Freund- 
schaft mit Willy Busemann, einem hohen SS-Offizier 
beim SD in Stuttgart, das Geschick der Firma bis weit 
über das Kriegsende hinaus entscheidend beeinflussen. 
Im Dezember 1941 erfolgte die Gründung der «Maschi- 
nenbau Hilti o. H. G.» als Nachfolgeunternehmen des 
1933 gegründeten Gescháfts. Im Hinblick auf diese 
Firmenneugründung konnte sich Hilti dank Busemann 
Bearbeitungsauftráge aus dem Reich sichern — der Auf- 
bau des Unternehmens erfolgte in enger Zusammenar- 
beit mit dem SD in Stuttgart. Auch Darlehen flossen Hilti 
von deutscher Seite zu, darunter von Friedrich Bock, 
dem Ortsgruppenleiter der NSDAP Liechtenstein. 
Die Liechtensteiner Regierung unterstützte das im 
Aufbau begriffene Unternehmen gegen die Forderungen 
der Gläubiger der glücklosen Vorgángerfirma, dies ob- 
wohl deren Inhaber als bekennende Nationalsozialisten 
das Existenzrecht des Landes verneinten und die Regie- 
rung bekàmpften. Als besonders treuer Verbündeter er- 
wies sich dabei der deutschfreundliche Regierungs- 
chef-Stellvertreter Alois Vogt, der sich nach dem Krieg 
als Rechtsvertreter der Firma in Hiltis Dienst stellte. 
Vor dem Hintergrund des Systems der Auftragsverla- 
gerungen zur Entlastung der deutschen Industrie profi- 
tierte die Firma während der Kriegsjahre von einem star- 
ken Aufschwung. Sie stellte keine eigenen Produkte her, 
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