der Kontakt aufgenommen: Neben der erwähnten Maria
Eberle aus Planken waren dies Andreas Rheinberger aus
Vaduz, die Gebrüder Adam und Sebastian Hilti von
Schaan sowie Michael Gassner aus Triesenberg und. Sie
richteten am 17. Dezember 1680 ein gemeinsames Schrei-
ben an den Gubernator, Herzog Karl Leopold von Loth-
ringen in Innsbruck, in welchem sie die herrschenden
Umstände in Vaduz schilderten. Dabei baten sie um Asyl
auf österreichischem Territorium. Zugleich ersuchten sie
um ein Einschreiten des Kaisers gegen die grausamen
Hexenverfolgungen.””
Gleichzeitig, vielleicht sogar mit den Flüchtlingen
vorher abgesprochen, wandte sich der Triesner Pfarrer
Valentin von Kriss an den Herzog Karl Leopold in Inns-
bruck und bat um Abhilfe bei den unhaltbaren Zustän-
den in der Grafschaft Vaduz. Bereits am 8. Februar 1681
berichtete der Herzog dem Kaiser in Wien über die bei
ihm eingegangenen Klagen. Damit war das Verfahren
eingeleitet, das schliesslich die Beendigung der Hexen-
prozesse zur Folge hatte. Durch einen kaiserlichen Erlass
wurden die Todesurteile gegen die Hexen verboten und
es wurde eine kaiserliche Kommission eingesetzt, deren
Vorsitz dem Fürstabt Rupert von Kempten übertragen
wurde.” Dies führte schliesslich auch bald zum Herr-
schaftswechsel. Den Grafen von Hohenenems folgten
1699 beziehungsweise 1712 die Fürsten von Liechten-
stein als neue Landesherren von Vaduz und Schellen-
berg.”
Otto Seger stellt die Rolle, welche Andreas Rhein-
berger in diesem «Schlussakt im Drama der Hexenpro-
zesse» gespielt hat, anschaulich dar.”* Andreas Rhein-
berger scheint sich durch sein mutiges Verhalten die
Achtung und Anerkennung seiner Mitbürger erworben
zu haben, hatte er doch einen massgeblichen Anteil an
der Beendigung dieser einmaligen Verirrungen in der
Geschichte unseres Landes. Mut bewiesen aber auch die
anderen Geflohenen. Ein Bruder der geflüchteten Maria
Eberle sagt zudem: Es sei gut, dass es Höhere gebe als
den Grafen und seine Beamten?
Der Kaiser gestattete sodann den geflüchteten Unter-
tanen die geschützte Rückkehr in ihre Heimat. Dem
Andreas Rheinberger hatte man in der Verhandlung
vom 4. Dezember 1681 zwar 50 Taler als Busse auferlegt,
doch dessen Sohn Christoph erhielt nach dem Verkauf
der beiden Herrschaften Schellenberg und Vaduz dieses
Geld wieder zurückerstattet.”
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017
Nichts mehr davon hatte die im Jahr 1679 hingerichtete
Anna Rheinberger. Eine posthume Rehabilitierung war
dann für sie (immerhin) das bereits erwähnte Rechtsgut-
achten von 1682, welches die juristische Fakultät der
Universität Salzburg erstellte. Die Ergebnisse dieses
Rechtsgutachtens waren eindeutig: Sämtliche Verfahren
in Sachen Hexenprozesse der Jahre 1679 und 1680 in Va-
duz und Schellenberg wurden für rechtswidrig und da-
mit für ungültig erklärt. Bereits erfolgte Konfiskationen
waren rückgängig zu machen.”
Andreas Rheinberger war verheiratet mit Magdalena
Wille. Der Ehe entsprossen drei Kinder,”® zwei Töchter
253 Vaduzer Familienchronik 2002, Bd. IV, S. 174; Hinweis auf die
Hinrichtung des Mathys Rheinberger bei Tschaikner, Hexenver-
folgungen 1998, S. 161.
254 Tschaikner, Hexenverfolgungen 1998, S. 168-169.
255 Vaduzer Familienchronik 2002, Bd. IV, S. 69.
256 PfAS Register der Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und
Vaduz, Taufen 1659-1695, Eintrag des Kindes Agatha Laternser,
als Tochter des Leonhard Laternser und der Anna Rheinberger,
für den 4. Oktober 1668.
257 Tschaikner, Hexenverfolgungen 1998, S. 168-169.
258 Ebenda,S. 169.
259 Zum Geschlecht Ballasser siehe Schindler, Ballasser 2013. Ein Pe-
ter Ballasser aus Schaan war 1584 als einer der vermógendsten
Bürger dieser Gemeinde bezeichnet worden. Der Familienname
wurde auch «Pallasar» geschrieben, vgl. Tschaikner, Hexenverfol-
gungen 1998, S. 169 und 194.
260 Tschaikner, Hexenverfolgungen 1998, S. 169.
261 Zu Dr. Thomas Welz siehe ausführlich Tschaikner, Hexenverfol-
gungen 1998, S. 80-88.
262 Ebenda, S. 169.
263 Ebenda.
264 Ebenda.
265 PfAS Register der Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und
Vaduz, Sterbefille 1659-1695.
266 Tschaikner, Hexenverfolgungen 1998, S. 25 und 27 sowie 181.
267 Ebenda.
268 Rudolf Rheinberger: Andreas Rheinberger. In: HLFL. 2 Bde. Va-
duz, Zürich 2013, Bd. 2, S. 758.
269 Tschaikner, Hexenverfolgungen 1998, S. 161.
270 Ebenda,S. 161-162.
271 Seger / Putzer 1987, S. 78-79.
272 Tschaikner, Hexenverfolgungen 1998, S. 30-31.
273 Zu den Hohenemser Grafen im Überblick siehe Karl Heinz Bur-
meister: Hohenems, von. In: HLFL. 2 Bde. Vaduz, Zürich 2013,
Bd. 1, S. 366-370.
274 Seger / Putzer 1987, S. 61-63.
275 Ebenda.
276 Wiener Staatsarchiv, Hohenems contra Hohenems, fol. 685.
277 Tschaikner, Hexenverfolgungen 1998, S. 36-37.
278 Ein Kind starb am 11. Dezember 1668; siehe PfAS Register der
Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und Vaduz, Sterbefälle
1659-1695: «infans Andrea Reinberger de Vaduz».
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