Alle diese Äusserungen deuten nun wirklich auf eine
langsam sich entwickelnde Schizophrenie hin. Sei es
nun die verweigerte Absolution bei der Beichte, die
Aufregungen um die Herausgabe ihres Buches oder die
eine oder andere ungünstige Kritik daran, sie mögen
Anstoss zum Manifestwerden der Schizophrenie gewe-
sen sein, aber nicht die Ursache. Für die Diagnose Schi-
zophrenie sprechen das Alter von 33 Jahren, die hohe
Intelligenz und eine erbliche Belastung von Seiten der
Mutter.”
Ihr schriftstellerisches Hauptwerk: Der Roman «Gutenberg-Schalun»
von Hermine Rheinberger, 1897 in Chur erschienen und 1980 in
Vaduz neu aufgelegt. Die Zeichnung stammt von Ferdinand Nigg.
Hermine Rheinberger
GNTENDERG
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Nach Beginn der Erkrankung im Frühjahr 1898 war Her-
mine zunächst noch einige Monate zu Hause. Dann nahm
sie ihre Tante Schwester Maxentia in das klostereigene
Krankenhaus in Zams, von wo sie bald in die Psychiatri-
sche Klinik der Universität Innsbruck eingewiesen wurde.
Ende des Jahres 1899 wurde sie in das St. Josefsinstitut in
Mils bei Hall verlegt. Dort wurde sie bis zu ihrem Tode
von den Barmherzigen Schwestern liebevoll gepflegt. Sie
erlag in Mils am 24. Januar 1932 einem Schlaganfall.”
Der historische Roman «Gutenberg-Schalun» wurde
bei Hermann Fiebig in Chur verlegt und im Jahre 1897 in
einer Auflage von 500 Exemplaren gedruckt. Das Buch
umfasst 280 Seiten Text und einen 8-seitigen Anhang mit
Anmerkungen. Die an die Verfasserin gerichteten brief-
lichen Besprechungen sind durchwegs recht positiv. Be-
sonders gelobt werden die Naturschilderungen und die
Darstellung volkstümlicher Szenen, wáhrend die Dialoge
als weniger gelungen beurteilt werden. Hermine Rhein-
berger erhielt im Jahre 1898 von Fürst Johann II. als An-
erkennung für ihr Werk eine goldene Brosche in Form
Ansicht von stilisierten Rebzweigen. Gemälde von Egon Rheinberger
(1870-1936).
Rheinberger Rudolf: Notizen zur Geschichte der Familien Rheinberger in Vaduz