als Ursache einer globalen Klimaabkühlung angesehen.
Der Ausbruch dauerte vom 5. bis 17. April 1815, die
Haupteruption erfolgte am 10. und 11. April. Wie gewal-
tig der Vulkanausbruch war, soll hier nur mit ein paar Be-
merkungen angedeutet werden — nähere Informationen
sind im Internet leicht zu finden. Vor dem Ausbruch hatte
der Vulkan eine geschätzte Höhe von 4300 m ü. M., da-
nach erreichte seine Spitze noch 2850 m ü. M. An den di-
rekten und indirekten Folgen starben circa 100 000 Men-
schen — die Schätzungen gehen allerdings weit auseinan-
der. Die Rauchsäule erreichte eine Höhe von über 40 km.
Die weltweite Klimaabkühlung erfolgte durch Äro-
sole: Heisses Schwefeldioxid stieg in die Stratosphäre
auf und oxidierte zu Schwefelsäure. Die Ärosole (feste,
in der Luft schwebende Partikel) wurden durch Winde
über den ganzen Globus verteilt. Sie schirmten die Son-
neneinstrahlung teilweise ab und bewirkten so eine
Klimaabkühlung. Man schätzt, dass in der Schweiz die
Temperaturen im Sommer 1816 im Vergleich zu den Jah-
ren 1799 bis 1821 um etwa 2,5 bis 3 Grad Celsius niedri-
ger waren. Die Ärosole sanken langsam ab, ihre Wirkung
liess innerhalb von zwei Jahre stark nach.
Im Gegensatz zur heute weitverbreiteten Auffassung,
dass die Klimaabkühlung (allein oder vorwiegend) auf
den Tambora-Ausbruch zurückzuführen war, vertreten
die Berner Klimaforscher Brönniman und Kramer die
Auffassung, dass alle Effekte des Vulkanausbruchs zu-
sammen nicht mehr als 0,7 bis 1 Grad Celsius der Ab-
kühlung erklären können. Der grösste Teil der Abküh-
lung sei mit den vorhandenen Modellen wissenschaft-
lich nicht erklárbar und vielleicht zufàállig.?
Rheinüberschwemmung 1817 in Gamprin
und Ruggell
Die Folgen der Hungersnot wurden durch eine Rhein-
überschwemmung vom 27. August 1817 verschlimmert.
Schuppler schrieb am 5. September 1817 an die fürstliche
Hofkanzlei:** «Kaum sind die Unterthanen dieses Fürs-
tenthums nur zum Theile der allgemeinen Hungersnot
durch Einfechsung ihres wenigen Wintergetreides für eine
kurze Zeit entgangen, als schon wieder neu eingetrettene
verderbliche Naturereignisse abermahliges Elend und Jam-
mer des Landmanns unausweichlich herbeiführen. Am
25ten August morgens erhob sich aus Süden ein seit Men-
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017
schengedenken nie gewesener Sturm, der bis 26ten Abends
unausgesetzt fortdauerte, alles auf dem Feld noch gestan-
dene Sommergetraide ausklopfte, das meiste noch unreife
Obst von den Büumen herunterschlug, ja die Büume selbst
entwurzelte und sonstigen unsádglichen Schaden anrichtete.
Am 26ten Abends stellte sich ein gewaltiger Regen ein, der
unausgesetzt bis auf den 27ten Nachts durch mehr als 36
Stunden eine ungeheuere Wassermenge zur Erde warf. Da
er in Bünden, wo der Rhein entspringt, noch viel stürker
war, so wuchs der Rhein von Stunde zu Stunde und ver-
setzte alle angrünzenden Gegenden in Grauen und Schre-
ken; schon am 27ten Morgens tratt er aus seinem gewóhnli-
chen Ufer, war zu Mittag den Dämmen gleich und floss
Abends über diese, so dass das ganze Land tief in Wasser
stund. An mehreren Orten riess er Dämme und Wuhrun-
gen ein, insbesondere aber durchfrass er bei Gamprin an
einem und bei Rugell an dreizehn Orten den Damm und
zerstörte sogar unter Rugell in einer Ausdehnung von
mehr als 70 Klaftern® das Wuhr. Die Dammbrüche hatten
zur Folge, dass alle rugeller Güter ober dem Dorfe und das
Dorf selbst ganz unter Wasser gesetzt wurde, und durch
den Wuhrbruch drang der ganze Rhein ein, der nun über
die besten Felder und Wiesen Rugells dahin fliesst. Alle auf
dem Feld gewesenen Früchte, wo der Rhein sie überschüttet
hat, sind verlettet worden und haben Schaden gelitten. Bei
Rugell, einer der gewerbsamsten Gemeinde des Landes aber
ist alles verloren. Der Flachs, die Haupterwerbsquelle der
Einwohner dieser Gemeinde, war gerade auf dem Felde aus-
gebreitet und wurde vom Wasser weggespült; das Heu in
den Heubehältern bei den Häusern durchnässt, die auf dem
28 Verwendet wurden die Akten im Liechtensteinischen Landes-
archiv in Vaduz sowie im Hausarchiv der Fürsten von Liechten-
stein in Wien, von denen mir Frau Dr. Katharina Arnegger Fotos
besorgte, wofür ich mich sehr bedanke.
29 Bei einigen Quellen ist nicht klar, ob er die Originaldokumente
zur Hand hatte oder ob er sich nur auf die kurzen Einträge in den
Exhibitenprotokollen stützte.
30 Dr. Katharina Arnegger hat freundlicherweise von den einschlä-
gigen Quellen im Hausarchiv Fotos angefertigt und mir zur Ver-
fügung gestellt, wofür ich ihr dankbar bin.
31 Gemeindearchiv Eschen (im Folgenden: GAE) «Kronik» 1899—
1830, o. S.
32 Hausarchiv der regierenden Fürsten von Liechtenstein in Wien
(im Folgenden: AT HALW), Hofkanzlei Wien (im Folgenden:
HKW) 6456/1816, 10. Dezember 1816.
33 Bronnimann / Kramer: Tambora, S. 21.
34 LILA RB 2/1817.
35 1Klafter (als Lángenmass) - 1,89 Meter.
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