mit den andern nicht auszuhalten, aber lange wäre es
doch nicht gegangen, so hätten viele Schwächlinge zu-
rückbleiben müssen, was uns gerade nicht viel Ehre ge-
macht hätte, die wir nur Hr. Dr. Schädler zu verdanken
gehabt hätten.
Es war prächtig anzusehen, wie die Mannschaft alle
Tage auf die Feldwache zog. Lauter vom Feldzug ge-
schwärzte kräftige Gestalten in ihre Mäntel und Kutzen
gehüllt, feldmässig ausgerüstet und auf 24 Stunden ver-
proviantiert, mit Wein, Schnaps, Rhum etc., kurz was da
oben Geist und Körper wohl zusammenhält, gut verse-
hen. Ein grosses Stück Holz auf der Schulter, ist einer der
wichtigsten Artikel und machte die Ausrüstung kom-
plett. Mit was für einer Ausdauer die hier stehende
Truppe diese Strapazen erträgt, ist wirklich zum Stau-
nen. Hier unten ist alles munter und fróhlich — nirgends
Klagen, obschon sie nur 24 Stunden freie Zeit zur Erho-
lung haben und oft nicht einmal den Mantel zu trocknen
Zeit finden.
Die Truppen sind sehr gut verpflegt. Nebst der regel-
mássigen Menasche um Mittag wird den ganzen Tag ge-
trunken und gekocht — es bildet dies die Hauptbescháfti-
gung im Quartiere. Das Kochen geschieht natürlich im
Freien, und wenn es auch drein schneit und hagelt, so
wird das wenig mehr beachtet.
Gestern war ich auf der Ferdinandshóhe und brachte
den dort liegenden Feldkirchern die Nachricht vom Waf-
fenstillstande, welche sie mit grossem Vergnügen entge-
gennahmen.
Morgen schon ziehen wir wieder nach Prad hinunter,
mit dem Stab und 3 Comp. Kaiserjáger. Ich glaube, dass
wir bald auch den Rückmarsch nach Hause antreten
werden, jedenfalls vor dem Wimmeln und dann hat
Louis noch Zeit genug zum Keller bauen, wenn er nur
für Zufuhr des Materials sorgt, grüsse mir ihn und Ver-
ling. Es ist mir recht, wenn Du für Tapetenmuster sorgst.
Grüsse mir alle zu Hause unten, sowie auch Schwä-
ger und Schwágerinnen. Lasse die Kinder bei warmem
Wetter fleissig in den Garten hinaus und hüte sie vor der
Zugluft im Gang und Hof. Grüsse auch Deine Tante The-
res und Lamperts sowie Dr. Schlegel, Landrichter und
Kommissár.
Schreibe bald wieder Deinem Dich liebenden alten
Tati Rheinberger Oblt.
Schicke mir die liechtensteiner Zeitungen, auch die
rückständigen, David wird sie schon besorgen.»
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017
«Prad, 26. August
Meine liebe Resi!
Heute kann ich Dir die freudige Nachricht geben, dass
ich morgen den Rückmarsch mit dem Contingent antreten
werde. Da ich dies heute dem Herrn Landesverweser tele-
grafierte, so wirst Du hievon schon Kenntnis haben. Ich
wollte morgen nach Meran gehen und hatte zu diesem Be-
hufe 3 Tage Urlaub; der schnelle Abmarsch aber, der mir
zwar nicht unerwartet kam, vereitelte mir leider mein
Vorhaben. Als Ersatz dafür wird mir das Vergnügen zuteil
werden, um so schneller bei Dir und den lieben Kleinen
sein zu kónnen. Wie mir David berichtete, ist Hermina
gottlob wieder gesund. Ich bin recht neugierig, was sie bei
meinem Wiedererscheinen machen wird. Deine fleissige
Korrespondenz kann ich gerade nicht loben, Dein letztes
Schreiben datiert vom 8. August, Davids vom 21. August.
Dem Pepi habe ich auch geschrieben, er mir aber nicht. —
Graf v. Westphalen war 3 Tage lang hier. Beim Geburts-
feste des Kaisers hat sich der Hr. Major 2 mal in Toasten in
Gegenwart des Grafen ungemein vorteilhaft über unser
Contingent ausgesprochen. Es wurde mir darüber von der
ganzen zahlreichen Gesellschaft gratuliert. — Gestern hat-
ten wir wieder ein grosses Manóver, an dem bereits die
ganze Halbbrigade teilnahm, obschon anstrengend, geht
es immer lustig her. Wir kamen bis nach Schlanders, wo
wir uns 4 Stunden aufhielten und uns gütlich taten, da
kam ein Herr auf mich zu, in welchem ich den lángst todt
geglaubten Lehrer Póhle erkannte, er war hocherfreut. Es
soll ihm jetzt ordentlich gehen.
Dass der Brief, welchen ich von St. Maria aus an Hr.
Landesverweser schrieb, in die Liechtensteiner Zeitung
kam, hat mich nicht besonders erfreut, denn er war nicht
für die Öffentlichkeit geschrieben.
Obschon es mir hier in Prad gut geht, und ein ausge-
zeichnetes kameradschaftliches Verhältnis stattfindet, so
kehre ich doch wieder gerne in den Kreis der lieben Mei-
nigen zurück und zähle schon die Stunden, bis wir uns
wieder sehen werden. — Sowie ich die Marschroute ge-
nau kennen werde, werde ich Hr. Landesverweser und
Dir ungesáumt berichten.
Nach unserem Marschplan marschiert das Kontin-
gent: am 27. nach Mals — am 28. nach Nauders — am
29. nach Ried — am 30. dort Rasttag. Herr Major hat mir
158 3500 Fuss entsprechen in etwa 1100 Meter.
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