Herbst ab im «Zentralbureau für den Eisenbahnbau» in
Chur. In den zwei Jahren von 1857 bis 1859 war er als
stellvertretender Sektionsingenieur beim Bau der Bahn-
strecke Weesen — Schänis tätig, wobei er auch an der
Ausarbeitung der Pläne wesentlich beteiligt war. Auch
die heute noch stehende grosse Linthbrücke auf dieser
Strecke wurde unter seiner Leitung erstellt.
Zu dieser Zeit trugen sich einige Herren in Chur mit
dem Gedanken, eine Baugesellschaft zu gründen. Als
technischen Experten suchten sie Peter Rheinberger zu
gewinnen. Er scheint auch zunächst dem Plane nicht ab-
geneigt gewesen zu sein, nahm dann aber wieder davon
Abstand, da sich ihm in seiner Heimat Aussichten boten,
eine befriedigende Tätigkeit zu finden. Fürst Johann II.
hatte nämlich den Plan gefasst, das liechtensteinische
Militär zu reorganisieren. Von Falkenhausen hatte den
Dienst quittieren müssen. Da beorderte der Fürst seinen
Leutnant Peter Rheinberger zu einer Besprechung nach
Bonn. Dabei wurde hauptsächlich die Reorganisation
der Truppe erörtert, und der Fürst konnte sich auch vom
technischen Wissen Rheinbergers ein Bild machen. Dar-
auf erfolgte am 22. Juni 1859 die Beförderung Peter
Rheinbergers zum Oberleutnant und zum Kommandan-
ten des fürstlich-liechtensteinischen Bundeskontingents,
ferner die Betrauung mit der Leitung aller technischen
Belange des Landes. Dies entsprach wohl ziemlich sei-
nen Wünschen.
Seit dem Frühjahr 1860 drängte Peter Rheinberger —
nun Kommandant der liechtensteinischen Truppe — auf
die Anschaffung neuer Waffen für die Scharfschützen,
da die alten Stutzen in keiner Weise mehr den Anforde-
rungen entsprachen. Schliesslich sah auch Fürst Johann
die Notwendigkeit einer Neubewaffnung ein, und Peter
Rheinberger reiste nach Suhl in Thüringen, das damals
für die Herstellung von Prázisionswaffen bekannt war.
Dort schloss er einen Vertrag auf die Lieferung von 90
Gewehren kleinen Kalibers ab.!? Noch im Dezember des
Jahres 1860 traf sich Fürst Johann zu einer weiteren Be-
sprechung mit Peter Rheinberger in München, bei wel-
cher er sich mit der Wahl der Büchsen einverstanden er-
klárte, da die Schiessübungen mit den neuen Gewehren
sehr befriedigend ausgefallen waren.
Seit seiner Ernennung zum Kommandanten hatte sich
Rheinberger viel mit technischen Verbesserungen von
Gewehren befasst. So befindet sich in einem seiner Notiz-
bücher"? unter dem 27. Mai 1860 folgender Eintrag:
150
«Heute bekomme ich einen Gedanken zu einer neuen
Kammerladungskonstruktion — hahnenartig.»
Bis zur Revolution von 1848 war Oberleutnant Fried-
rich Blaudek aus Mähren Kontingentskommandant in
Vaduz gewesen. Er hatte sich aber bei der ganzen Bevôl-
kerung unbeliebt gemacht.!! Ausserdem kam er aus
dem Schuldenmachen nicht heraus. Am 19. März 1848,
also einen Tag vor dem Ausbruch der Revolution, ver-
liess Blaudek das Land.
Auch der Nachfolger Blaudeks, Oberleutnent Ludwig
von Falkenhausen, war ein notorischer Schulden-
macher.'? Den badischen Ausmarsch machte er wegen
Erkrankung nicht mit. Das Kommando hatte wahrend
dieser Zeit Hauptmann Echter vom Sigmaringer Battail-
lon inne.
Viel Ärger hatte Peter Rheinberger mit seinem zwei-
ten Offizier, Leutnant Adolf Tichy, welcher am 15. Juni
1859 eingestellt wurde. Einige Notizen Peter Rhein-
bergers aus seinem Taschenkalender vom Jahr 1860 mó-
gen ein Licht auf das Verhältnis der beiden zueinander
werfen:
29. Februar 1860: «Der Leutnant der Gendarmerie
(Feldkirch) erzählt, dass sich Herr Tichy als Comman-
dant ausgegeben. Prahlhanserei!»
4. April 1860: «Leutnant Tichy benimmt sich áusserst
undelikat gegen mich. Am 2. April sah ich ihn aus mei-
nem Zimmer auf dem Schloss ziehen. Er hatte dasselbe
10 Monate lang bewohnt und zieht nun von dannen,
ohne mir Anzeige zu machen. Von einem Worte des
Dankes gar nicht zu reden.»
27. April 1860: «Es sind Würfel gefallen. Tichy feiert
einen Triumph. Er hat in Wien gesiegt.»
28. April 1860: «Er will das Regierungsamt in Anklage-
zustand versetzen. Ist dieser Mensch verrückt oder plagt
ihn das Bóse?»
5. Mai 1860: «T. ein Mensch von Eitelkeit und Hoch-
mut zum Verplatzen angeschwollen — wie stosst er mich
ab!»
25. Oktober 1860: «Unverschámtes Benehmen Tichys
gegen Hr. Landesverweser und mich.»
Auf Befehl des Fürsten quittierte Tichy schliesslich sei-
nen Dienst am 5. Januar 1861.
Die monatliche Gage für Peter Rheinberger belief sich
1862 auf 65 Gulden. Dazu kamen Diáten von etwa
40 Gulden. Von dieser Zeit an liess Peter Rheinberger
Rheinberger Rudolf: Notizen zur Geschichte der Familien Rheinberger in Vaduz