Volltext: Jahrbuch (2017) (116)

Herbst ab im «Zentralbureau für den Eisenbahnbau» in 
Chur. In den zwei Jahren von 1857 bis 1859 war er als 
stellvertretender Sektionsingenieur beim Bau der Bahn- 
strecke Weesen — Schänis tätig, wobei er auch an der 
Ausarbeitung der Pläne wesentlich beteiligt war. Auch 
die heute noch stehende grosse Linthbrücke auf dieser 
Strecke wurde unter seiner Leitung erstellt. 
Zu dieser Zeit trugen sich einige Herren in Chur mit 
dem Gedanken, eine Baugesellschaft zu gründen. Als 
technischen Experten suchten sie Peter Rheinberger zu 
gewinnen. Er scheint auch zunächst dem Plane nicht ab- 
geneigt gewesen zu sein, nahm dann aber wieder davon 
Abstand, da sich ihm in seiner Heimat Aussichten boten, 
eine befriedigende Tätigkeit zu finden. Fürst Johann II. 
hatte nämlich den Plan gefasst, das liechtensteinische 
Militär zu reorganisieren. Von Falkenhausen hatte den 
Dienst quittieren müssen. Da beorderte der Fürst seinen 
Leutnant Peter Rheinberger zu einer Besprechung nach 
Bonn. Dabei wurde hauptsächlich die Reorganisation 
der Truppe erörtert, und der Fürst konnte sich auch vom 
technischen Wissen Rheinbergers ein Bild machen. Dar- 
auf erfolgte am 22. Juni 1859 die Beförderung Peter 
Rheinbergers zum Oberleutnant und zum Kommandan- 
ten des fürstlich-liechtensteinischen Bundeskontingents, 
ferner die Betrauung mit der Leitung aller technischen 
Belange des Landes. Dies entsprach wohl ziemlich sei- 
nen Wünschen. 
Seit dem Frühjahr 1860 drängte Peter Rheinberger — 
nun Kommandant der liechtensteinischen Truppe — auf 
die Anschaffung neuer Waffen für die Scharfschützen, 
da die alten Stutzen in keiner Weise mehr den Anforde- 
rungen entsprachen. Schliesslich sah auch Fürst Johann 
die Notwendigkeit einer Neubewaffnung ein, und Peter 
Rheinberger reiste nach Suhl in Thüringen, das damals 
für die Herstellung von Prázisionswaffen bekannt war. 
Dort schloss er einen Vertrag auf die Lieferung von 90 
Gewehren kleinen Kalibers ab.!? Noch im Dezember des 
Jahres 1860 traf sich Fürst Johann zu einer weiteren Be- 
sprechung mit Peter Rheinberger in München, bei wel- 
cher er sich mit der Wahl der Büchsen einverstanden er- 
klárte, da die Schiessübungen mit den neuen Gewehren 
sehr befriedigend ausgefallen waren. 
Seit seiner Ernennung zum Kommandanten hatte sich 
Rheinberger viel mit technischen Verbesserungen von 
Gewehren befasst. So befindet sich in einem seiner Notiz- 
bücher"? unter dem 27. Mai 1860 folgender Eintrag: 
150 
«Heute bekomme ich einen Gedanken zu einer neuen 
Kammerladungskonstruktion — hahnenartig.» 
Bis zur Revolution von 1848 war Oberleutnant Fried- 
rich Blaudek aus Mähren Kontingentskommandant in 
Vaduz gewesen. Er hatte sich aber bei der ganzen Bevôl- 
kerung unbeliebt gemacht.!! Ausserdem kam er aus 
dem Schuldenmachen nicht heraus. Am 19. März 1848, 
also einen Tag vor dem Ausbruch der Revolution, ver- 
liess Blaudek das Land. 
Auch der Nachfolger Blaudeks, Oberleutnent Ludwig 
von Falkenhausen, war ein notorischer Schulden- 
macher.'? Den badischen Ausmarsch machte er wegen 
Erkrankung nicht mit. Das Kommando hatte wahrend 
dieser Zeit Hauptmann Echter vom Sigmaringer Battail- 
lon inne. 
Viel Ärger hatte Peter Rheinberger mit seinem zwei- 
ten Offizier, Leutnant Adolf Tichy, welcher am 15. Juni 
1859 eingestellt wurde. Einige Notizen Peter Rhein- 
bergers aus seinem Taschenkalender vom Jahr 1860 mó- 
gen ein Licht auf das Verhältnis der beiden zueinander 
werfen: 
29. Februar 1860: «Der Leutnant der Gendarmerie 
(Feldkirch) erzählt, dass sich Herr Tichy als Comman- 
dant ausgegeben. Prahlhanserei!» 
4. April 1860: «Leutnant Tichy benimmt sich áusserst 
undelikat gegen mich. Am 2. April sah ich ihn aus mei- 
nem Zimmer auf dem Schloss ziehen. Er hatte dasselbe 
10 Monate lang bewohnt und zieht nun von dannen, 
ohne mir Anzeige zu machen. Von einem Worte des 
Dankes gar nicht zu reden.» 
27. April 1860: «Es sind Würfel gefallen. Tichy feiert 
einen Triumph. Er hat in Wien gesiegt.» 
28. April 1860: «Er will das Regierungsamt in Anklage- 
zustand versetzen. Ist dieser Mensch verrückt oder plagt 
ihn das Bóse?» 
5. Mai 1860: «T. ein Mensch von Eitelkeit und Hoch- 
mut zum Verplatzen angeschwollen — wie stosst er mich 
ab!» 
25. Oktober 1860: «Unverschámtes Benehmen Tichys 
gegen Hr. Landesverweser und mich.» 
Auf Befehl des Fürsten quittierte Tichy schliesslich sei- 
nen Dienst am 5. Januar 1861. 
Die monatliche Gage für Peter Rheinberger belief sich 
1862 auf 65 Gulden. Dazu kamen Diáten von etwa 
40 Gulden. Von dieser Zeit an liess Peter Rheinberger 
Rheinberger Rudolf: Notizen zur Geschichte der Familien Rheinberger in Vaduz
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.