Volltext: Jahrbuch (2017) (116)

der Familie befindliche sehr gute Ölportraits stellen den 
im Jahre 1827 gemalten Johann Laurenz Carigiet und 
seine zweite Frau dar. Die jüngste Schwester des Domde- 
kans, Maria Ursula Carigiet (1804-1889), heiratete 1839 in 
Schaan mit dem Löwenwirt Johann Wachter (1809-1881). 
Zahlreiche Nachkommen leben heute noch in Schaan.!!$ 
David Rheinberger der Jüngere (1823-1889): 
Techniker, Chronist und Regierungssekretàr 
David Rheinberger stammte aus der ersten Ehe des Rent- 
meisters Johann Peter Rheinberger mit Maria Hilti aus 
Schaan und wurde am 26. Januar 1823 geboren.! Über 
seine frühe Jugend kann ich kaum mehr etwas ermitteln. 
Im Alter von fünf Jahren verlor er seine Mutter, die an 
einer Tuberkulose gelitten hatte. Doch der Vater heira- 
tete schon ein Jahr später im Jahre 1829 mit Elisabeth Ca- 
rigiet, sodass er in geordneten Familienverhältnisse auf- 
wachsen konnte. Er besuchte die Volksschule in Vaduz 
und absolvierte dann an der katholischen Kantonsschule 
in Disentis das Mittelschulstudium. In Disentis lehrte 
seit 1835 Peter Kaiser, der schon nach zwei Jahren zum 
Rektor gewählt wurde. Im Herbst 1841 machte sich Da- 
vid mit vielen guten Ratschlägen und Ermahnungen, je- 
doch mit wenig Geld auf den Weg nach Wien, um dort 
sein Studium am kaiser-königlichen Polytechnikum auf- 
zunehmen. Davids Wunsch wäre es eigentlich gewesen, 
Geschichte zu studieren, nach dem Willen des Vaters 
aber sollte er Ingenieur werden — hätte doch der Vater 
selbst gerne diesen Beruf ergriffen. David besuchte dann 
ohne Wissen seines Vaters neben seinem technischen 
Studium noch Vorlesungen über Geschichte an der Uni- 
versität Wien.!!® 
In Wien machte er wohl — wenigstens nach Ansicht 
seines gestrengen Vaters — das Studentenleben etwas zu 
intensiv mit und sein Geldbeutel scheint stándig leer ge- 
wesen zu sein. Als er nach drei Jahren das Studium mit 
den Fáchern Mathematik, Strassen- und Wasserbau, 
Chemie und technisches Zeichnen abgeschlossen hatte, 
rief ihn sein Vater zurück, liess ihn aber vorher wissen, 
«die langen Burschenhaare wolle er nicht sehen, móge er 
selbe abschneiden lassen wo er wolle».'? 
Aus Wien zurückgekehrt, war er dann zunächst unent- 
geltlich im Amt seines Vaters tätig und half diesem bei 
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017 
Vermessungen, beim Bau der Strasse Schaan-Bendern 
und bei der Erstellung einer Brücke Balzers-Trübbach. 
Am 16.August 1854 wurde er bei der Regierung als 
Kanzlist angestellt und blieb in dieser Stellung bis 1862, 
dann wurde er Landgerichtskanzlist und ab 1863 Regie- 
rungssekretär. 
Ob er sich je mit Heiratsgedanken getragen hat, weiss 
ich nicht. Jedenfalls muss er später ein Junggeselle mit 
allen Grillen und Eigenarten dieses Standes gewesen 
sein. Bei allen Mitgliedern der Familie war der «Vetter 
David» gleich beliebt. Er stand mit allen seinen Ge- 
schwistern beziehungsweise Halbgeschwistern in einem 
herzlichen Verhältnis, wovon auch der umfangreiche, 
noch erhaltene Briefwechsel mit Josef und Fanny Rhein- 
berger in München zeugt.'?? 
Von einer besonderen Liebhaberei des Vetters David 
wusste noch mein Vater zu erzáhlen. Seine Stube sei voll 
von Uhren gewesen, die er immer pünktlich aufgezogen 
und nachgestellt habe. Er sei daher nach der Eróffnung 
der Rheintalbahn 1858 auch fast jeden Abend nach Kanz- 
leischluss nach Sevelen gegangen, um seine Uhr genau 
nach der Bahnzeit einzustellen, damit auch die Galerie 
seiner Uhren zu Hause immer genau ginge. 
Von seinem Humor und seiner originellen, liebens- 
würdigen Art zeugen die «Notizen aus der Zeit und dem 
Leben unsrer Voreltern».?! Diese «Notizen» gehören zu 
den wertvollsten Unterlagen zur Rheinberger'schen Fa- 
miliengeschichte. 
Dass er über alle Verhältnisse des Landes umfassend 
Bescheid wusste, zeigt die von ihm verfasste und im 
Jahre 1876 in Innsbruck im Druck erschienene «Landes- 
kunde des Fürstenthums Liechtenstein zum Gebrauche 
der Liechtensteinischen Elementarschulen».?? Graham 
Martin schreibt dazu: 
115 Ein Exemplar befindet sich im LI LA AFRh. 
116 Pepié-Hilbe, Stammbuch Schaan 2015, Bd. 4, S. 1140 und 1154. 
117 PfAS Register der Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und 
Vaduz, Taufen 1804-1825. 
118 Erwáhnt in LI LA AFRh Ha 18: Emma Rheinberger an Alois 
Rheinberger in Nauvoo, 17. Dezember 1912. 
119 LI LA AFRh F 23, Briefe des Johann Peter Rheinberger an Sohn 
Anton, 1841-1844. 
120 Etwa 60 Briefe im LI LA AFRh G 2. 
121 LILA AFRhG 6: Zum Teil veróffentlicht in: Wanger / Irmen, Briefe 
und Dokumente 1982, Bd. 1. 
122 LILA AFRhG 7: Manuskript und gedrucktes Exemplar. 
141
	        

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