und das Kontingent konnte, versehen mit einer Barschaft
von 3000 Gulden, sich auf den Marsch begeben.»”
Der «Jakob Quaderer’sehe Fall» war für den Rentmeister
Johann Peter Rheinberger von sehr unangenehmen und
ernsten Folgen. Quaderer war damals Wirt im späteren
Vaduzer Hof und stand finanziell nicht gerade auf guten
Füssen. So blieb er denn auch mit der Bezahlung des
Weins, den er von der fürstlichen Domäne bezog, jähr-
lich mehr im Rückstand. Trotzdem belieferte ihn der
Rentmeister als fürstlicher Domänenverwalter weiter, in
der Meinung, die Domäne sei durch den Besitz Quade-
rers hinreichend gedeckt, zumal damals bei einem Kon-
kurs fürstliche Guthaben immer an erster Stelle zu be-
rücksichtigen waren. Als dann aber Quaderer wirklich
Konkurs machte, verzichtete der Fürst «grosszügig» auf
seinen ersten Anspruch zugunsten der anderen Gläubi-
ger, wodurch die Sache für den Rentmeister doch sehr
bedenklich wurde. Der Fürst selbst hat ja wohl von der
ganzen Angelegenheit nie alles erfahren oder er wurde
von seinen Beamten in Wien, welche den Fall bearbeite-
ten, nicht richtig informiert. Moriz Menzinger schreibt
dazu in seiner Arbeit «Die Menzinger in Liechtenstein»
wörtlich:
«Ein Übelstand, der in dieser Angelegenheit auch ganz
erheblich mitspielte, war die Schwierigkeit für den Rent-
meister, die vielen Ausstände, welche Private an die fürst-
liche Domänenkasse schuldeten, hereinzubringen. Die
fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren infolge
von Missernten, Rheineinbrüchen u.s.w. recht bôse Jahre
für die damalige grósstenteils noch recht ármliche Bevól-
kerung unseres Landes. Besonders Vaduz litt schwer un-
ter den Nachwehen des grossen Rheineinbruches vom
Jahre 1846, dem im Jahre 1855 ein neuer Einbruch zwi-
schen Vaduz und Schaan folgte. Unter diesen Umständen
war es erklärlich, dass der Rentmeister verschiedene Gut-
haben der Domänenkasse teils verspätet, teils gar nicht
hereinbringen konnte. Bei der Berechnung der Ausfälle
fielen gerade diese Fehlbeträge schwer ins Gewicht.»” —
Und Menzinger fuhr fort: «Der etwas schwerfällige, aber
durchaus redliche Rentmeister wusste sich nicht mehr zu
helfen.»
Eine aus Wien nach Vaduz beorderte Untersuchnungs-
kommission hatte dann «die Bücher und Kassen bis auf
den letzten Heller und Pfennig für richtig» befunden.
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017
Dennoch wurden schliesslich der Rentmeister und der
Landesverweser zum Ersatz verurteilt und auf Gehalts-
beziehungsweise Pensionsabzug gesetzt.
Alle Bittgesuche des Rentmeisters Rheinberger wur-
den von Wien rundweg abgeschlagen und es kam
schliesslich so weit, dass er einen grossen Grundbesitz
im Schaaner Tröxle, eine zusammenhängende Fläche
von rund 10000 Klaftern guten Kulturbodens an den
Fürsten abtreten musste, da er zu wenig Bargeld besass,
um die Schuld bezahlen zu können.'“
Im Jahre 1857 wurde Johann Peter Rheinberger mit 68
Jahren in den Ruhestand versetzt. Dies hatte natürlich
auch zur Folge, dass er das Rentmeisterhaus, seine
Dienstwohnung verlassen musste. Er bezog nun wieder
sein Elternhaus an der heutigen Schulgasse. Johann Pe-
ter Rheinberger lebte in der Folge zurückgezogen und
widmete sich seinen persönlichen Interessen, die haupt-
sächlich dem Studium der Landesgeschichte und insbe-
sondere der eigenen Familiengeschichte galten. Die
heute noch vorhandenen Stammtafeln der Haupt- und
aller Nebenlinien der Familie Rheinberger hat er in akri-
bischer Arbeit aus den Schaaner Tauf-, Sterbe- und Jahr-
zeitbüchern ausgezogen. Sie stimmen mit ganz wenigen
Ausnahmen mit den von Fridolin Tschugmell gefunde-
nen Ergebnissen überein.
Johann Peter Rheinberger war auch mit Rektor Peter
Kaiser befreundet und verschaffte diesem Zugang zum
Regierungsarchiv, als er die dortigen Akten für seine
«Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein» auswer-
tete. Aus dem «Politischen Tagebuch»,welches der Vater
des Rentmeisters verfasst hatte, machte dieser einen
Auszug, aus welchem Kaiser einzelne Abschnitte in
93 PfAS Register der Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und
Vaduz, Taufen 1695-1803; Vaduzer Familienchronik 2002, Bd. IV,
S. 159.
94 Rudolf Rheinberger: Johann Peter Rheinberger. In: HLFL. Vaduz,
Zürich, Bd. 2, S. 761.
95 Ebenda.
96 Wanger/Irmen, Briefe und Dokumente 1982, Bd. I, S. 1-25.
97 Rheinberger, Arzte 1991, S. 63.
98 Quaderer-Vogt, Militárgeschichte 1991, S. 250.
99 Menzinger 1913, S. 43 (Anmerkung unten).
100 Ebenda,S. 43-44.
101 Das Grundstück war das Erbe David Rheinbergers von seiner
früh verstorbenen Mutter.
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