Volltext: Jahrbuch (2017) (116)

und das Kontingent konnte, versehen mit einer Barschaft 
von 3000 Gulden, sich auf den Marsch begeben.»” 
Der «Jakob Quaderer’sehe Fall» war für den Rentmeister 
Johann Peter Rheinberger von sehr unangenehmen und 
ernsten Folgen. Quaderer war damals Wirt im späteren 
Vaduzer Hof und stand finanziell nicht gerade auf guten 
Füssen. So blieb er denn auch mit der Bezahlung des 
Weins, den er von der fürstlichen Domäne bezog, jähr- 
lich mehr im Rückstand. Trotzdem belieferte ihn der 
Rentmeister als fürstlicher Domänenverwalter weiter, in 
der Meinung, die Domäne sei durch den Besitz Quade- 
rers hinreichend gedeckt, zumal damals bei einem Kon- 
kurs fürstliche Guthaben immer an erster Stelle zu be- 
rücksichtigen waren. Als dann aber Quaderer wirklich 
Konkurs machte, verzichtete der Fürst «grosszügig» auf 
seinen ersten Anspruch zugunsten der anderen Gläubi- 
ger, wodurch die Sache für den Rentmeister doch sehr 
bedenklich wurde. Der Fürst selbst hat ja wohl von der 
ganzen Angelegenheit nie alles erfahren oder er wurde 
von seinen Beamten in Wien, welche den Fall bearbeite- 
ten, nicht richtig informiert. Moriz Menzinger schreibt 
dazu in seiner Arbeit «Die Menzinger in Liechtenstein» 
wörtlich: 
«Ein Übelstand, der in dieser Angelegenheit auch ganz 
erheblich mitspielte, war die Schwierigkeit für den Rent- 
meister, die vielen Ausstände, welche Private an die fürst- 
liche Domänenkasse schuldeten, hereinzubringen. Die 
fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren infolge 
von Missernten, Rheineinbrüchen u.s.w. recht bôse Jahre 
für die damalige grósstenteils noch recht ármliche Bevól- 
kerung unseres Landes. Besonders Vaduz litt schwer un- 
ter den Nachwehen des grossen Rheineinbruches vom 
Jahre 1846, dem im Jahre 1855 ein neuer Einbruch zwi- 
schen Vaduz und Schaan folgte. Unter diesen Umständen 
war es erklärlich, dass der Rentmeister verschiedene Gut- 
haben der Domänenkasse teils verspätet, teils gar nicht 
hereinbringen konnte. Bei der Berechnung der Ausfälle 
fielen gerade diese Fehlbeträge schwer ins Gewicht.»” — 
Und Menzinger fuhr fort: «Der etwas schwerfällige, aber 
durchaus redliche Rentmeister wusste sich nicht mehr zu 
helfen.» 
Eine aus Wien nach Vaduz beorderte Untersuchnungs- 
kommission hatte dann «die Bücher und Kassen bis auf 
den letzten Heller und Pfennig für richtig» befunden. 
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017 
Dennoch wurden schliesslich der Rentmeister und der 
Landesverweser zum Ersatz verurteilt und auf Gehalts- 
beziehungsweise Pensionsabzug gesetzt. 
Alle Bittgesuche des Rentmeisters Rheinberger wur- 
den von Wien rundweg abgeschlagen und es kam 
schliesslich so weit, dass er einen grossen Grundbesitz 
im Schaaner Tröxle, eine zusammenhängende Fläche 
von rund 10000 Klaftern guten Kulturbodens an den 
Fürsten abtreten musste, da er zu wenig Bargeld besass, 
um die Schuld bezahlen zu können.'“ 
Im Jahre 1857 wurde Johann Peter Rheinberger mit 68 
Jahren in den Ruhestand versetzt. Dies hatte natürlich 
auch zur Folge, dass er das Rentmeisterhaus, seine 
Dienstwohnung verlassen musste. Er bezog nun wieder 
sein Elternhaus an der heutigen Schulgasse. Johann Pe- 
ter Rheinberger lebte in der Folge zurückgezogen und 
widmete sich seinen persönlichen Interessen, die haupt- 
sächlich dem Studium der Landesgeschichte und insbe- 
sondere der eigenen Familiengeschichte galten. Die 
heute noch vorhandenen Stammtafeln der Haupt- und 
aller Nebenlinien der Familie Rheinberger hat er in akri- 
bischer Arbeit aus den Schaaner Tauf-, Sterbe- und Jahr- 
zeitbüchern ausgezogen. Sie stimmen mit ganz wenigen 
Ausnahmen mit den von Fridolin Tschugmell gefunde- 
nen Ergebnissen überein. 
Johann Peter Rheinberger war auch mit Rektor Peter 
Kaiser befreundet und verschaffte diesem Zugang zum 
Regierungsarchiv, als er die dortigen Akten für seine 
«Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein» auswer- 
tete. Aus dem «Politischen Tagebuch»,welches der Vater 
des Rentmeisters verfasst hatte, machte dieser einen 
Auszug, aus welchem Kaiser einzelne Abschnitte in 
93  PfAS Register der Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und 
Vaduz, Taufen 1695-1803; Vaduzer Familienchronik 2002, Bd. IV, 
S. 159. 
94 Rudolf Rheinberger: Johann Peter Rheinberger. In: HLFL. Vaduz, 
Zürich, Bd. 2, S. 761. 
95  Ebenda. 
96  Wanger/Irmen, Briefe und Dokumente 1982, Bd. I, S. 1-25. 
97  Rheinberger, Arzte 1991, S. 63. 
98  Quaderer-Vogt, Militárgeschichte 1991, S. 250. 
99  Menzinger 1913, S. 43 (Anmerkung unten). 
100 Ebenda,S. 43-44. 
101 Das Grundstück war das Erbe David Rheinbergers von seiner 
früh verstorbenen Mutter. 
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