Johann Peter Rheinberger (1789-1874):
Amtsschreiber, Grundbuchführer
und Rentmeister
Johann Peter Rheinberger wurde am 19. Oktober 1789 als
zweites Kind des Amtsboten Johann Rheinberger und
der Josepha Hartmann geboren.? Von Rentmeister Josef
Fritz befórdert, eignete sich Johann Peter Rheinberger
bedreits in jungen Jahren Kenntnisse in Mathematik,
Geometrie und Zeichnen an.” Seinem Vater, dem Amts-
boten, half Johann Peter Rheinberger folglich sehr früh,
so bei Vermessungen als Vorbereitung zur Schaffung des
Grundbuches.® Über Johann Peter Rheinbergers weite-
res Wirken berichtet dessen Sohn David Rheinberger
(der Jüngere) sehr ausführlich in seinen familienge-
schichtlichen «Notizen».” Leider jedoch hatte David
Rheinberger hatte seine interessanten «Notizen» um das
Jahr 1850 abgebrochen. Sie berühren gerade noch den
«Jakob Quaderer'schen Fall».
Ich will an dieser Stelle wieder anknüpfen und versu-
chen, die einzelnen Persönlichkeiten der Familie und die
Rentmeister Johann Peter Rheinberger (1789-1874).
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sie betreffenden Begebenheiten anhand des vorhande-
nen Materials an Briefen und anderen Dokumenten zu
schildern. Für ein ausgewogenes Urteil ist aber die
Kenntnis der allgemeinen Lage jener Zeit nach der Revo-
lution von 1848/49 notwendig. Die Situation, vor der der
Landrat nach dem Erlass der provisorischen Verfassung
1849 stand, war äusserst schwierig:
«Die dringendsten Geschäfte wurden sogleich in An-
griff genommen. An vorderster Stelle stand dabei die Ord-
nung der Finanzmisere. Es war kein Geld mehr in der
Staatskasse. Durch Kriege ausgeplündert, durch Rhein-
grössen unter Wasser gesetzt und schliesslich durch Miss-
jahre dem Hunger preisgegeben, bot das Land ein Bild
schrecklicher Armut. Dazu kam noch, dass die Steuern
und andere Abgaben nur spärlich oder gar nicht entrichtet
wurden, da manche unter dem revolutionären Schlagwort
«Freiheib: auch die Freiheit oon allen Steuern und Abgaben
verstanden.»
In diese Zeit fiel auch der Ausmarsch des liechtensteini-
schen Kontingents nach Baden. Doch die Staatskasse war
leer. Es musste nach einem Geldgeber gesucht werden,
um für die Kontingentskosten aufkommen zu kónnen.
Man versuchte es in Chur und in Feldkirch, doch es gab
überall nur abschlágigen Bescheid. Die weitere Geld-
suche schildert Rupert Quaderer so:
«Dem Regierungsamte blieb noch eine Frist oon drei Ta-
gen, um das Geld rechtzeitig bis zum Abmarsch zu besor-
gen. Als letzten Ausweg beschloss das Amt, «in St. Gallen
einen Darlehensversuch zu wagen». Rentmeister Johann
Peter Rheinberger und Postmeister Ferdinand Wolfinger
begaben sich, mit einer Vollmacht ausgestattet, ein Darle-
hen von 3000 Gulden Reichswührung aufzunehmen, nach
St. Gallen. Die beiden Geldsucher hatten Glück. Beim
Wechselhaus Johann Jakob Brunner erhielten sie den erfor-
derlichen Betrag. Allerdings wollte Brunner den Wechsel
nicht auf das Land ausstellen, sondern auf die beiden
Privatpersonen Rheinberger und Wolfinger und einen
St. Galler Bürgen namens Hartmann. Das Land Liechten-
stein war offensichtlich für eine solche Summe nicht kredit-
würdie genug.
Die drei Privatpersonen hatten einen Wechsel zu unter-
zeichnen, ausgestellt am 12. Mai 1849 auf drei Monate. Ein
zweiter Wechsel im Betrage von 137 fl. 30 kr. musste für die
zu bezahlenden Gebühren und 5 75 Zinsen ausgestellt wer-
den. Damit war die momentane Geldangelegenheit erledigt
Rheinberger Rudolf: Notizen zur Geschichte der Familien Rheinberger in Vaduz