dürfte für den Reinberg auf die Jahre von 1340 bis 1350
anzusetzen sein.
Die letzte, allerdings kurze Wanderung hat Andreas
mit seinem Bruder Georg Rheinberger um 1600 angetre-
ten und zwar in die entgegengesetzte Richtung als ihre
Walser-Vorfahren es 300 Jahre zuvor getan hatten. Sie
zogen von Vorarlberg südwärts in die Grafschaft Vaduz.
Die Gründe dafür kennen wir nicht. Es lässt sich aber
feststellen, dass nach dem Kauf der Herrschaften Schel-
lenberg und Vaduz durch die Grafen von Hohenems im
Jahre 1613 ein deutlich vermehrter Zuzug aus Vorarl-
berg erfolgte. Der erste Hohenemser, der die Grafschaft
Vaduz und die Herrschaft Schellenberg regierte, war
Graf Kaspar. Dieser war ein verständiger und guter
Herrscher, der auch um das Wohl seiner Landeskinder
besorgt war. Es herrschten Ordnung und Recht, so dass
es kein Risiko bedeutete, von Vorarlberg in die Graf-
schaft Vaduz auszuwandern.“
Wie wir schon gesehen haben, wurden die Brüder
Hans und Mathys Rheinberger zuerst, da sie noch besitz-
los waren, Lehenleute des Gotteshauses St. Johann in
Feldkirch beziehungsweise des Klosters Weingarten, in-
dem sie gemeinsam mit einigen anderen Bürgern den
«Spiegelhof»? in Schaan zu Lehen nahmen. Als Lehens-
träger erarbeiteten sie sich im Laufe der Zeit eine Lebens-
grundlage. Hans Rheinberger? heiratete mit Maria Wie-
ser und wohnte spáter mit seiner Familie im Altabach in
Vaduz. Er war bald nach 1639 jener Gemeinschaft von
Männern beigetreten, die den «Spiegelhof» in Schaan zu
Lehen genommen hatten. Er verliess diese Lehengemein-
schaft nach etlichen Jahren wieder und liess sich in Vaduz
nieder. Er besass dort 1650 gemäss einem Schuldbrief
«ain aigen Hauss, Hof und Stall sambt Kraut- und
Paumgarten, in dem Dorf gelegen, stosst dem Landt nach
aufwärts am Altenbach ...».“
Hans Rheinberger zahlte gemäss nach diesem Brief jähr-
lich auf Martini «Drey Guldin, dreyssig Khreizer». Das
würde bei fünf Prozent Zins etwa einer Kapitalschuld
von 65 Gulden entsprechen. Gläubiger waren die Erben
von Baron von der Halden. Baron Johann Rudolf von der
Halden der Jüngere war bis 1665 Landvogt der Herr-
schaft Blumenegg.^
Im Jahre 1657 wird Hans Rheinberger nochmals er-
wähnt, «in strittigen Lehenssachen das Gotteshaus St. Jo-
hann [in Feldkirch] ... betreffend».*
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Linie I:
Nachkommen des Hans Rheinberger
Hans Rheinberger lebte von circa 1615 bis zum 11. Ja-
nuar 1678.7 Aus der Ehe mit Maria Wieser (t 27. Dezem-
ber 1685)? hatte er vier Kinder, darunter den Sohn Jo-
hannes (1651-1737), der dreimal verheiratet war.” Er
hatte im Jahre 1730 ein steuerbares Vermögen von ledig-
lich 50 Gulden, war also im Alter sehr arm.?? Johannes
Rheinberger soll im Alter von 80 Jahren im Giessen er-
trunken sein.?! Seiner ersten Ehe mit Maria Strub ent-
stammte der Sohn Johann Georg (1675-1760). Er wird
im Huldigungsakt von 1718 «Jörg» genannt. Sowohl Jo-
hann Georg «Jörg» als auch sein Vater waren wohl kleine
Bauern ohne grösseren Grundbesitz, was aus ihrem ge-
ringen steuerbaren Vermögen ersichtlich ist. Dieses be-
lief sich für Johann Georg im Jahre 1730, als er 55 Jahre
alt war, auf 125 Gulden.?
Andreas Rheinberger (1702- circa 1780):
Soldat und Amtsbote
Am 27. November 1702 kam Andreas Rheinberger als
Erstgeborener der nächsten Generation zur Welt. Da
seine Eltern Johann Georg «Jôrg» Rheinberger und Elisa-
beth Buob erst im Folgejahr heirateten, wurde Andreas
im Taufbuch als «illegitimus», als nicht gesetzlich legiti-
miertes Kind, bezeichnet.* Seine Eltern heirateten am
6. Februar 1703, womit der erstgeborene Sohn Andreas
schliesslich legitimiert, das heisst als ehelich geborenes
Kind nachträglich anerkannt wurde.” Andreas, «Jörgen
Sohn», wie er in der Steuerveranlagung von 1736 ge-
nannt wird, ist schon in der Aufstellung der wehrfähigen
Männer, die im Jahre 1718 beim Huldigungsakt auf dem
Schloss anwesend waren, aufgeführt. Er war eben
16 Jahre alt geworden und gehörte damit zu den wehrfä-
higen Männern.
Im Jahre 1740 wurde er unter dem Fürsten Josef Wen-
zel, der die alte Landammannverfassung - allerdings mit
gestutzten Flügeln — wieder eingeführt hatte, als Ober-
amtsbote angestellt. Damit wurde er mit 38 Jahren
Staatsbeamter. Sein Gehalt belief sich zunächst auf sie-
ben Gulden jahrlich.* Andreas Rheinberger trug auf sei-
nen Botengängen einen Spiess und auf der Brust ein in
Silber getriebenes fiirstliches Wappenschild. Dieses
Wappenschild ist heute noch im Familienbesitz und
wurde dem Liechtensteinischen Landesmuseum als
Leihgabe übergeben.
Rheinberger Rudolf: Notizen zur Geschichte der Familien Rheinberger in Vaduz