Pläne, Heirat
Visum für Australien
Die französische Aufenthaltsbewilligung galt noch
bis Ende April 1951. Danach drohte für den Staatenlosen
die Ausweisung oder die Illegalität. Salamay bewarb
sich um ein Einreisevisum nach Australien, mit Erfolg,
es datierte vom 27. Mai 1950 und war gültig bis zum
27. Mai 1952. Doch es zog ihn mehr nach Kanada, wohin
Sinski gereist war. Und seit 1949 war er in Paris mit einer
jungen Französin liiert, der Gymnastik- und Tanzlehre-
rin Monique Chantemille. Sie wollten heiraten.
Heirat 1951
Die vermögenden Eltern der Braut waren im Vorfeld
wenig erbaut. Die Mutter — geborene Comtesse de Lich-
tenberg — betrachtete die Wahl ihrer Tochter für «diesen
Fremden» («cet étranger») als Mésalliance. Vater Chan-
temille sah es praktischer. Er veranlasste vertraulich eine
polizeiliche Abklärung zum künftigen Schwiegersohn,
sie ergab nichts Negatives. Gütertrennung wurde ver-
traglich fixiert. Der Brautvater sorgte für eine Arbeits-
stelle für Salamay beim Verlagshaus «Editions Doin»,
das auf medizinische und pharmazeutische Publikatio-
nen spezialisiert war.
Am 8. Februar 1951 heirateten Joseph Salamay und
Monique Chantemille zivil, er zählte 26, sie knapp 30
Jahre. Zwei Tage später fand im vornehmen Stil die
Hochzeitsmesse in der altehrwürdigen Kirche Saint-Ger-
main-des-Pres statt, anschliessend das Hochzeitsmahl
im luxuriösen «Hötel Lutecia».® Hier hatte während der
deutschen Besetzung von Paris die «Abwehr», die deut-
sche militärische Gegenspionage, residiert.
Australien, Argentinien, Kanada?
Bei den Editions Doin arbeitete Salamay bis im Okto-
ber 1951, nicht einmal ein Jahr lang. Die mögliche Karri-
ere im Pharma-Bereich interessierte ihn nicht. Das junge
Paar hatte andere Pläne: Auswandern, nach Australien,
Argentinien oder Kanada. Schliesslich wurde es Ka-
64 Paul Salamay: Genealogie (Ms.), S. 281.
65 Ebenda,S. 220-221.
66 | Ebenda, S. 282.
67 Ebenda, S. 293.
68 | Ebenda, S. 288.
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017
Salamays Studentenausweis der «Académie pour les Étudiants
Étrangers» an der «École des Hautes Études Commerciales» in Paris
für die Schuljahre 1948/49 und 1949/50.
Unten: «Certificat d'Études Commerciales Supérieures» für Joseph
Salamay, 17. Juli 1950.
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