Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

32 Sonderegger Stefan: Das Liechtensteinische Urkundenbuch digital, Teil 
II 
Wenn ich ein historisches Buch lese, einen historischen Film oder eine Dokumentation sehe, frage ich mich oft, woher die Fakten dazu stammen. Das hat zu einem Gross- teil mit der Neugier des Historikers zu tun. Mich interes- siert der «Rohstoff», aus dem Bücher, Filme und Ausstel- lungen geschaffen werden. Wenn es sich um mittelalter- liche Themen handelt, ist auch ohne lange Recherchen klar, dass Editionen wichtige «Rohstofflieferanten» sind: Grundlagenwerke wie das Liechtensteinische Urkunden- buch stellen Material für die Geschichtsforschung und -vermittlung zur Verfügung. Ihr Zweck besteht darin, von Hand geschriebene Schriftstücke aus Archiven und Biblio- theken in einer Umschrift und wissenschaftlich kritischen Bearbeitung allen Interessierten leicht zugänglich anzubie- ten. Das Liechtensteinische Urkundenbuch digital, Teil II (1417–1510), macht dies in vorbildlicher Weise. Nebst den edierten Texten sind auch Bilder der Dokumente online verfügbar. Suchabfragen sind über ein Personen-, Orts- und Sachwortregister sowie über die chronologische Ord- nung (Zeitleiste) oder über das Archivverzeichnis möglich. Für Historiker und Historikerinnen sind solche regi- onalen Editionen eine wahre Fundgrube. Das Liechten- steinische Urkundenbuch1 
gehört zusammen mit dem Bündner Urkundenbuch2 und dem Chartularium San- gallense, der Neubearbeitung des Urkundenbuchs der 
Abtei Sanct Gallen, zu jenen Grundlagenwerken, die zudem auch noch Neuland erschliessen. Viele ältere Ur- kundenbücher reichen nämlich nur bis etwa 1300 oder allenfalls noch bis 1400. Hinzu kommt, dass sie oft nur eine Auswahl der für eine Region vorhandenen Urkun- den erfassen. Am Beispiel des Chartularium Sangallense lässt sich dies gut zeigen. Diese neue St. Galler Urkun- denedition, die bis 1411 reicht, enthält für die Zeit nach 1350 rund 40 bis 50 Prozent mehr Urkunden als ihr Vor- gänger, das Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen. Mit diesen 40 bis 50 Prozent erstmals edierter Urkunden werden bislang nicht oder kaum bekannte Quellen für die Forschung erschlossen.3 
Die St. Galler Urkunden- edition ist kein Sonderfall, auch in Liechtenstein wer- den mit der neuen Urkundenedition zum Teil Quellen erstmals im Volltext ediert, die viele Informationen zu den Lebensumständen der breiten Bevölkerung enthal- ten. In der Folge soll mit ausgewählten Beispielen aus dem Liechtensteinischen Urkundenbuch, Teil II, ge- zeigt werden, wie gross der Nutzen dieses Grundlagen- werks für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte nicht nur Liechtensteins, sondern der ganzen, Länder um- spannenden Region ist.4 
Das Ziel dieses Beitrags besteht darin, ausgewählte Aspekte der spätmittelalterlichen Geschichte anzusprechen, um auf die thematische AuftrittdesdigitalenLiechten- steinischenUrkundenbuchs, gezeigtamBeispielderUrkunde vom28.September1491,die amSchlussdiesesBeitragszum Thema«Jenseitsökonomie» behandeltwird.
	        

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