Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

20 Frey Stefan: Zwischen Eidgenossen und 
Österreich 
6411 Gulden dann definitiv.61 Vermutlich ebenfalls im Zuge der Aufteilung des Toggenburger Erbes kam auch die Burg Marschlins nordöstlich von Igis an Wolfhart V., der die Burg jedoch spätestens 1442 an Heinrich von Sig- berg verpfändete.62 Durch das Zusammengehen mit Schwyz sowie dank der Unterstützung Berns war es dem Brandiser somit gelungen, sein Herrschaftsgebiet am Alpenrhein noch- mals beträchtlich zu vergrössern. Dass Bern diskret, je- doch sehr wirksam zugunsten der Seitenverwandten und von Schwyz in den Konflikt eingegriffen hatte, hatte verschiedene Gründe. Hauptursache war sicherlich, dass Bern viel an einer Eindämmung Zürichs lag, das als Ri- vale gefährlicher war als Schwyz. Eine Rolle spielte je- doch auch das Verhältnis zu den Freiherren von Brandis. Deren erfolgreiche Etablierung im Alpenrheintal lag im beiderseitigen Interesse. Über die Brandiser gewann die Stadt Einfluss bis nach Vorarlberg, zudem konnte sie den Zugriff in ihrem unmittelbaren Herrschaftsgebiet stär- ken. Die Brandiser konnten sich dagegen in einer Region etablieren, die ihnen noch vergleichsweise grosse Spiel- räume bot.63 In der zweiten Phase des Alten Zürichkriegs, als Zürich und Österreich zusammengingen, geriet Wolfhart V. in eine heikle Lage. Ende 1442 ersetzte ihn König Friedrich III. von Habsburg als Feldkircher Vogt, da der Brandiser durch sein Schwyzer Landrecht kom- promittiert schien.64 In der Folge scheint sich Wolfhart V. zunächst um eine neutrale Position bemüht zu haben. Nachdem die Schwyzer und Glarner im Mai 1444 die Burgen Freudenberg und Nidberg im Sarganserland, die Wolfhart V. als österreichische Pfänder innehatte, ein- genommen hatten, griffen die Brandiser jedoch aktiv in den Konflikt ein. Ende November kündigten Wolfhart V. und seine Söhne Schwyz und Glarus die Fehde an. Am 1. Dezember 1444 rückte ein von den Freiherren von Brandis und den Grafen von Werdenberg-Sargans ge- führtes österreichisches Heer ins Sarganserland. In der Folge kam es zu einem wechselhaften Krieg, in dessen Verlauf die Eidgenossen Balzers, Triesen, Triesenberg und die Umgebung Maienfelds plünderten und verwüs- teten. Am 6. März 1446 erlitt ein grosses österreichisches Heer in der Schlacht bei Ragaz eine schwere Niederlage. Das brandisische Banner fiel in die Hände der Obwald- ner. Kriegsentscheidend war die Schlacht bei Ragaz aller- dings nicht; die Eidgenossen konnten das Sarganserland 
nicht halten. Mit dem Waffenstillstand im Juni 1446 wur- den die früheren Herrschaftsverhältnisse wiederherge- stellt.65 
Die Brandiser konnten sich als Herren zu Vaduz, Schellenberg, Blumenegg und Maienfeld 
behaupten. Konsolidierung In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gelang es den Freiherren von Brandis, ihre Herrschaft zu konsolidie- ren. Einige kleinere Erwerbungen erweiterten das Herr- schaftsgebiet im Bündner Rheintal. Nachdem die Burg Marschlins um 1460 durch einen Brand beschädigt wor- den war, lösten die Brandiser sie um 2340 Gulden von Heinrich von Sigberg aus. 1462 kaufte Ulrich, ein Sohn Wolfharts V., Marschlins von Herzog Sigmund als Eigen, wobei er sich verpflichten musste, die Burg wiederaufzu- bauen und Österreich offenzuhalten. 1467 schenkte ihm Herzog Sigmund Güter und Leute in Malans, Untervaz und Valzeina.66 
Wichtiger noch als diese Besitzarrondie- rungen war, dass die Brandiser konkurrierende Ansprü- che auf Vaduz auskaufen und sich den definitiven Besitz der Grafschaft sichern konnten. 1458 verzichtete Vogt Ulrich von Matsch, dessen Vorfahren «vor zitten ettliche gerechtikait und brief von Vadutz wegen» hatten, gegen- über den Brandisern auf alle Ansprüche auf Vaduz.67 Die Ansprüche der Vögte von Matsch, die in der Verzichts- urkunde nicht näher erläutert werden, dürften auf die Jahre 1322/27 zurückgehen. Damals hatten Graf Rudolf von Werdenberg-Sargans und seine Söhne Vogt Ulrich von Matsch die Burg Vaduz sowie weitere Güter und Rechte im Gebiet des heutigen Liechtenstein für insge- samt über 700 Mark Silber verpfändet. Obschon die Burg offenbar vor 1338 bereits wieder ausgelöst worden war, erhoben die Vögte von Matsch 1415, 1418, 1430 sowie 1437 auf die Pfandbriefe gestützte Forderungen auf Va- duz.68 
Ob sich die Vögte von Matsch den Verzicht auf die Ansprüche auf Vaduz abgelten liessen (wie zu vermuten steht), ist nicht bekannt. Auch die Grafen von Werdenberg-Sargans hatten ihre Ansprüche auf Vaduz aufrechterhalten. 1400 liessen sie sich von König Wenzel bestätigen, dass die Grafschaft Vaduz ihnen zukomme, sobald sie ans Reich zurückfal- len werde; 1418 und erneut 1434 liessen sie sich durch Kaiser Sigmund mit der Grafschaft belehnen.69 In einem Schiedsspruch von Graf Friedrich von Toggenburg von
	        

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