Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

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Einführung Es ist vermutlich wenig bekannt, dass die Erforschung der Geologie Liechtensteins auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblickt. Der Schweizer Geologe Daniel Trümpy hat in seinen «geologischen Untersuchungen im westlichen Rhätikon» (erschienen 1916) wichtige Grund- lagenarbeit geleistet, die auch eine frühe geologische Karte beinhaltete. Dem geologischen Geist der damali- gen Zeit folgend, stand allerdings die Aufschlüsselung des regionalen Gebirgsbaus im Vordergrund, dies mit Blick auf das Verständnis des grossräumlichen Baus und der Deckenbewegungen in den Alpen. Die «globalen» paläogeographischen Zusammenhänge spielten damals noch eine untergeordnete Rolle. Es folgten (unter an- derem) Otto Ampferers «Geologische Bewegungsbilder vom Westende des Rätikons» (1938) und schliesslich die Doktorarbeiten der Geologen Henry Schätti, Rudolf Blaser und Franz Allemann von der Universität Bern (1951–1956), die den geologischen Raum Liechtensteins erstmals flächendeckend im Detail abhandelten. Die geologische Karte Liechtensteins (Franz Allemann et al., 1953/1985) mit Erläuterungen (2003) entstanden in Folge dieser Arbeiten. Publikationen für das breitere Publikum beschränk- ten sich meines Wissens bisher auf den geologischen Führer der Schweiz (1967, Heft 8: Toggenburg-Liech- tenstein-Prättigau-Westbünden), Franz Allemanns und Benno Schwizers «Zur Geologie der Rheintalseite im Fürstentum Liechtenstein (Exkursion D)» (1979) sowie Harald Ritters «Wandern in Liechtenstein mit kleiner 
Geologie Liechtensteins EingrossesMeerineinemkleinenLand PeterKindleDanielMiescher:Geologie Liechtensteins.Hrsg.vom LiechtensteinerAlpenverein. AlpenlandVerlag,Schaan, 2014.142Seiten. Circa100Abbildungen. Broschiert. ISBN978-3-905437-36-2 CHF28.–(CHF14.–fürMit- gliederdesAlpenvereins)Gesteinskunde» 
(1985). In diesen Veröffentlichungen lässt sich die liechtensteinische Geologie auf gezielt aus- gewählten Wanderungen erschliessen. Inhalt Daniel Miescher legt nun mit dem reich illustrierten Buch «Geologie Liechtensteins» ein auf dem heutigen Wissensstand basierendes Kompendium der Geologie Liechtensteins vor. Bei kleinräumlichen Verhältnissen wie in Liechtenstein lassen sich die geologischen Eigen- heiten nur in einem überregionalen Kontext verstehen. Einleitend wird daher die Entwicklung der Alpen in den letzten circa 250 Millionen Jahren unterstützt mit paläogeographischen Übersichtskarten, Querschnitten und Blockbildern in ihrer zeitlichen Abfolge dargestellt. Beginnend beim alten, zerbröckelnden Superkonti- nent Pangäa, an dessen Rand sich bereits in der «Per- mo-Trias» ein frühes Schelfmeer befand, folgt im heuti- gen zentralen Alpenraum die Entstehung des sogenann- ten Tethysmeers. Dieses Meer wurde durch die beiden nördlichen und südlichen Kontinentalränder abgegrenzt. Der zentrale Bereich weist zwei, durch eine kontinen- tale Schwelle (Briançonnais-Schwelle) getrennte, tiefere Meeresbecken auf, wobei sich im südlichen Becken auch ozeanische Kruste bildete. Der Kontinentaldrift führte ab der oberen Kreide dazu, dass sich die südliche («adriati- sche» oder – nicht korrekt – «afrikanische») Kontinental- platte gegen die nördliche, europäische Platte bewegte. Dadurch wurde die Tethys immer mehr eingeengt und verschwand letztlich durch die Kollision der beiden Plat- ten weitgehend. Zusammen mit den älteren Ablagerun- gen auf dem Sockel der zerbrechenden Pangäa wurden diese «tethyden» jurassisch-kretazischen Ablagerungen auf den Kontinentalrändern und im Tethysmeerraum während der alpinen Gebirgsbildung verformt und kom- plex ineinander verschachtelt. Der Zufall wollte es, dass die Reste dieser verschiedenen Ablagerungsräume auf kleinem Raum (wenn auch nur fragmentarisch) in Liech- tenstein erhalten geblieben sind. Die einheimischen Ge- steine bilden so heute einen «Showroom» der zentralal- pinen Erdgeschichte auf kleinstem Raum. In den weiteren Kapiteln widmet sich Miescher einge- hender den einzelnen Ablagerungsräumen. Der helveti- sche Bereich («Säntis-Decke», «Gonzen-Schuppenzone»), 
Geologie 
 Liechtensteins 
Daniel 
 MiescherGeologie Liechtensteins EIN GROSSES MEER IN EINEM KLEINEN LAND 
Die meisten Gesteine der Alpen entstanden am Grunde eines längst vergangenen Meeres. Sie wurden während der Gebirgsbildung verfal- tet und in Form riesiger Pakete übereinander geschoben. Im nördlichen Alpenrheintal treen wichtige solcher alpinen Decken zusammen. Auf der kleinen Fläche Liechtensteins kommen daher Gesteine aus allen Bereichen des Tethysmeers vor. Auch gibt es Überreste des verschwun- denen Kontinents Pangäa. Die Geologie Liechtensteins widerspiegelt damit zu grossen Teilen die Geologie der gesamten Alpen. Eine Durch- querung des Landes kommt einer Seereise durch sämtliche alpine Ab- lagerungsräume gleich. Es ist auch eine Zeitreise, die uns vom Erdalter- tum bis in die Gegenwart führt. Miescher
	        

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