Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

139 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 113, 
2014 
Der siebte Band der Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommission mit dem Titel «Liechtenstein und die tschechoslowakischen Konfiskationen von 1945 – Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart» setzt sich mit der politisch und juristisch brisantesten Phase der liechtensteinisch-tschechischen Beziehungen auseinan- der. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs befindet sich das liechtensteinische Fürstenhaus in einem Rechtsstreit mit dem tschechoslowakischen Staat. Dessen Behörden hatten die Besitzungen der liechtensteinischen Fürsten- familie und weiterer liechtensteinischer Staatsbürger aufgrund der sogenannten Beneš-Dekrete von 1945 ent- schädigungslos enteignet. Der Konflikt verhinderte über sechs Jahrzehnte direkte diplomatische Beziehungen zwischen Liechtenstein und der Tschechoslowakei und ihren Nachfolgestaaten Tschechien und Slowakei. Erst 2009 legte die gegenseitige staatliche Anerkennung den Grundstein für normalisierte Beziehungen der beiden Länder. Doch die ungelösten rechtlichen Fragen bleiben. Die beiden vorliegenden Forschungsbeiträge von Václav Horčička und Roland Marxer leisten einen wich- tigen Beitrag zur historischen Aufarbeitung der Ereig- nisse, die zum zwischenstaatlichen Konflikt geführt hatten sowie der zahlreichen diplomatischen und juris- tischen Versuche, eine Lösung der strittigen Fragen her- beizuführen. 
Eine konfliktreiche Beziehung LiechtensteinunddieTschechoslowakeinach demZweitenWeltkrieg SusanneKeller-GigerVeröffentlichungenderLiech- tensteinisch-Tschechischen Historikerkommission,Band7. VáclavHorãiãka/Roland Marxer:Liechtensteinunddie tschechoslowakischenKonfiska- tionenvon1945–VomZweiten WeltkriegbiszurGegenwart. VerlagdesHistorischenVereins fürdasFürstentumLiechten- stein.Vaduz,2013.249Seiten. Broschiert. ISBN978-3-906393-71-1 CHF38.–/Euro32.–Václav 
Horãiãka: Die Enteignungen   von  liechtensteinischen Vermögen in der  Tschechoslowakei 1945 bis 1948 Der tschechische Historiker Václav Horčička arbeitet als Dozent für Allgemeine und Weltgeschichte am Institut für Weltgeschichte an der Karls-Universität in Prag. Die Geschichte der internationalen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert ist eines seiner Spezialgebiete. Zudem widmet er sich seit einigen Jahren der Geschichte des tschechischen Adels und des Hauses Liechtenstein im Besonderen. Für die Historikerkommission untersuchte Horčička die Konfiskationen des liechtensteinischen Besitzes in Mähren und Böhmen durch den tschechoslowakischen Staat nach dem Zweiten Weltkrieg. Er zeigt auf, auf wel- chen Wegen das Fürstenhaus und die Regierung in Va- duz bis 1948 versuchten, die Enteignungen abzuwenden. Der Autor konzentriert sich bei seinen Ausführungen auf die fürstlichen Besitzungen, ohne auf die Konfiska- tion von Eigentum weiterer liechtensteinischer Staats- bürger näher einzugehen. Horčička standen nur sehr beschränkt Fachliteratur und Quelleneditionen zur Verfügung. Seine Arbeit stützt sich hingegen auf eine breite Vielfalt an Quellen aus ver- schiedenen Archiven: Im Landesarchiv in Vaduz standen ihm Informationen zur Arbeit der liechtensteinischen Regierung zur Verfügung. Im Nationalarchiv in Prag la- gern umfangreiche Bestände verschiedener tschechoslo- wakischer Ministerien und Dokumente der Verwaltung von Wäldern und Gütern und des Obersten Verwal- tungsgerichts der Tschechoslowakei. Daneben waren das Hausarchiv der Regierenden Fürsten von Liechtenstein in Wien und Vaduz, die Fonds des Mährischen Landes- archivs in Brünn, das Archiv des Ministeriums für aus- wärtige Angelegenheiten in Prag und nicht zuletzt auch das Schweizerische Bundesarchiv in Bern mit den Ak- ten aus dem Eidgenössischen Politischen Departement (EPD) für die Recherchen des Autors besonders ergiebig. Der Leser der Studie erhält durch die breite Recher- che Horčičkas Einblick in Strategien, Diskussionen und Auseinandersetzungen der verschiedenen Akteure. In- teressant ist die Einsicht in Kommunikation und Argu- mentation der tschechoslowakischen Ministerien, ins- besondere des Aussen-, Innen- und Justizministeriums. Der Autor greift rechtliche Fragen auf, die im Laufe der 
Václav Horčička / Roland Marxer 
Band 7 der Veröffentlichungen der Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommis- sion vereinigt die Ergebnisse von zwei weiteren von der Kommission in Auftrag gegebenen Forschungsprojekten. Sie legen detailliert die restlosen Konfiskationen liechtensteinischer Güter und Vermögen 1945–1948 in der Tschechoslowakei und deren Aus- und Nachwir- kungen bis zur Gegenwart dar. Václav 
Horčička, Historiker an der Prager Karls-Universität, untersucht aufgrund tsche- chischer und deutschsprachiger Archivquellen die Konfiskationen, die 1945 im Zuge der sogenannten Beneš-Dekrete auf den gesamten tschechoslowakischen Besitz des Fürsten von Liechtenstein angewandt wurden. Er zeigt die innertschechoslowakischen Bedenken, die Abwehrversuche von fürstlicher Seite mit Einsprachen und Gutachten, alle erfolglos, und die beiderseitigen Argumentationen, welche auf tschechoslowakischer Seite teils weit in die Geschichte zurückgriffen, teils ideologisch nationalistisch, teils kommunistisch motiviert waren. Roland 
Marxer, Politologe und Diplomat, bis 2010 Leiter des Amts für Auswärtige Angele- genheiten in Vaduz, untersucht  für den Zeitraum von 1948 bis zur Gegenwart die Nachwir- kungen der tschechoslowakischen Konfiskationen liechtensteinischer Vermögen. Er verfolgt die Phasen der diplomatischen Eiszeit, die Lockerungsansätze nach 1990, die gerichtlichen Klagen, schliesslich die Deblockierung mit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 2009, die Auslagerung der strittigen Fragen an die gemeinsame Historikerkommission und die seither vertiefte liechtensteinisch-tschechische 
Zusammenarbeit.hL Liechtenstein 
und 
die 
tschechoslowakischen 
 Konfiskationen von 
1945 
Horčička 
/ 
Marxer 
Band 
7 ISBN 978-3-906393-71-1 
 Liechtenstein 
und die tschechoslowakischen   Konfiskationen von 1945 Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart
	        

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