131 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 113,
2014
sche Regime 1948 löste sich auch die Verwaltung in Ol- mütz
auf. Das Gartenpalais in der Rossau – Standort der Fürstlichen Sammlungen in Wien Johann Kräftner befasst sich in seinem Beitrag mit der Geschichte des Liechtenstein Museums in Wien. Das dem Haus Liechtenstein gehörende Gartenpalais in der Rossau nahm bereits 1807 Bilder und Objekte aus den Fürstlichen Sammlungen auf, dafür musste das Gebäude entsprechend umgebaut und die Fläche zum Aufhängen von Bildern erhöht werden; «Auch der Decius Mus-Zy- klus des Peter Paul Rubens hätte ohne diese ‹Vergewal- tigung› des barocken Palais nicht gehängt werden kön- nen» (S. 160); diese Massnahmen dienten zur Entlastung der bereits bestehenden Fürstlichen Galerie im Palais in der Bankgasse. 1810 wurde die Galerie in der Wiener Rossau geöffnet für ein Eintritt zahlendes Publikum. Stimmten im ersten Stockwerk Anordnung und Licht- verhältnisse, so war im zweiten Stockwerk das Licht «sehr unzulänglich» und es hingen verschiedene Bildgat- tungen «wild durcheinander» (S. 164). Es wurde zudem kritisiert, es fehle ein Katalog; letzterem wurde 1873 ab- geholfen mit der Publikation eines von Jakob Falke er- stellten Verzeichnisses, in welchem die mangelnde wis- senschaftliche Aufbereitung beklagt wird: «Falke sprach damit ein Problem an, das die Galerie bis heute beschäf- tigt», so Johann Kräftner (S. 165). Spätere, nach Bedarf aktualisierte Verzeichnisse und Kataloge folgten; der Baedeker von 1910 nannte die Öffnungszeiten: täglich von 9 bis 16 Uhr, sonntags nur von 14 bis 16 Uhr, «um mit dem Kirchgang von Personal und Besuchern nicht zu kollidieren» (S. 167). Johann Kräfter erwähnt die 1938 erschienene Publika- tion von Alfred Stix und Erich von Strohmer (Die Fürst- lich-Liechtensteinische Gemäldegalerie in Wien), in wel- cher das Gemälde
Ginevra de Benci von Leonardo da Vinci zum neuen Imageträger der Sammlung gemacht wurde, neben den Bildern von Rubens. Infolge des Zweiten Weltkriegs mussten die Fürstlich-Liechtensteinischen Sammlungen evakuiert werden, Kräftner verweist auf die von Kabinettsdirektor Gustav Wilhelm geleiteten abenteuerlichen Bergungsmassnahmen und Transporte nach Vaduz. Leider unterlässt Johann Kräftner den Hin-weis,
dass es der Historische Verein für das Fürstentum Liechtenstein war, welcher den entsprechenden Bericht von Gustav Wilhelm – der in Zusammenarbeit mit des- sen Sohn Anton Wilhelm redigiert worden war – 1998 erstmals veröffentlichte. Kräftner erwähnt lediglich die 2005 unter seiner Ägide vorgenommene Zweitpublika- tion des Berichts. An eine Rückkehr der Fürstlichen Sammlungen nach Wien war nach 1945 vorerst nicht zu denken. Teile der Sammlungen wurden 1948 in Luzern gezeigt – eine Geste des Danks an die Schweiz für ihre Mithilfe bei der Rettung der Kunstwerke. Das Gartenpalais in der Rossau erlebte zunächst eine «Phase des Niedergangs» (S. 170); der Vor- garten des Palais diente, zweckentfremdet, als Gelände für das Österreichische Bauzentrum, einem Vorläufer des heutigen Baumarkts. Das Haus Liechtenstein nahm in- zwischen andere Möglichkeiten wahr, um die Fürstlichen Sammlungen wieder ins öffentliche Bewusstsein zurück- zurufen. So gab es 1985 und 1986 eine vielbeachtete Aus- stellung von Fürstlich-Liechtensteinischen Kunstwerken im Metropolitan Museum in New York. Hingegen waren in den frühen 1980er Jahren Bemühungen zur Realisie- rung eines Kunsthauses in Vaduz gescheitert. Das Gartenpalais in der Wiener Rossau wurde zwi- schenzeitig an den österreichischen Staat vermietet, der hier ein zweites Standbein seines Museums Moderner Kunst errichtete. Dieses Museum zog im Jahr 2000 aus dem Gartenpalais aus. Fürst Hans-Adam II. entschloss sich, hier in Wien wieder Teile der Fürstlich-Liechten- steinischen Gemäldesammlung unterzubringen. Das Liechtenstein Museum eröffnete in der Rossau im März 2004. Nicht zuletzt aufgrund der unter den Erwartungen liegenden Besucherzahlen wurde 2012 der permanent zugängliche Besuch des Liechtenstein Museums wieder geschlossen, doch bei Voranmeldungen sind Führungen weiterhin möglich. Diese teilweise Schliessung betrach- tet Johann Kräftner als «vielleicht nicht die richtige Form des Zugangs im herrschenden Kleinkrieg der Wiener Museen gegeneinander». (S.
174) Austausch zweier Archivbestände zwischen Moskau und Vaduz Arthur Stögmann gewährt in seinem Aufsatz Einblicke in den von 1945 bis 1997 im «Sonderarchiv Moskau» ver-