Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

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grafische Grenze wurde nur eingeschränkt und in der Regel innerhalb des heutigen tschechischen Territoriums und nach Niederösterreich überschritten. Der Fokus ist mehrheitlich auf die 1945 konfiszierten Besitztümer der Liechtenstein auf heutigem tschechischem Boden ge- richtet. Eine Ausnahme stellt beispielsweise Všetečková, die sich mit den Wandmalereien im Trienter Adlerturm befasst und diese in den Kontext der Malerei in den böhmischen Ländern an der Wende zum 14. zum 15. Jahrhundert setzt. Vaduz wird zwar erst 1938 Residenz- ort der Liechtenstein, trotzdem hätte beispielsweise in Zusammenhang mit Fürst Johann II., so auch im Beitrag von Kräftner, eine zumindest informative Erweiterung des Kontextes geboten werden können. Dies betrifft auch den Beitrag von Lehmannová, der sich mit Fürst Johann II. von Liechtenstein als Mäzen des 1873 gegrün- deten Mährischen Gewerbemuseums in Brünn befasst. Das Mäzenatentum des Fürsten im Fürstentum Liech- tenstein, hierzu gehören zahlreiche finanzielle Unter- stützungen bei Bau und Ausstattung von Pfarrkirchen in der Zeit um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, bleibt in den Anmerkungen hinter Hinwei- sen auf Überblickswerke der Literatur verborgen. Nicht nur dem tschechischen Leser wäre etwas mehr an grenz- übergreifenden Informationen, wenn auch nur ansatz- weise, vergönnt gewesen. Der Buchtitel «Die Liechten- stein und die Kunst» weckt bei Fachleuten Begehrlich- keiten nach einer umfassenden Umschau, die zwischen diesen zwei Buchdeckeln und im Rahmen einer Fach- tagung wohl weder gefragt ist, noch geboten werden kann. Interessante Detailfragen heben sich wohltuend von der klassischen Herangehensweise an die Thematik ab. So beispielsweise im Beitrag von Vácha, der u. a. das teils vergebliche Bemühen von Fürst Gundaker von Liechten- stein um das Engagement von Künstlern in seinen Diens- ten thematisiert. Nachfrage belebt das Geschäft. Dankbar ist die Rezensentin für einen besonderen Aspekt, den Mayer in seinem Beitrag über das weibliche Mäzenaten- tum und die damit verbundene Selbstinszenierung der nahezu vergessenen Maria Theresia von Savoyen-Liech- tenstein einbringt. Auch weitere Beiträge schliessen For- schungslücken, wie Kindl für den Zeitraum der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts oder Fučíková, die sich mit der Geschichte des Palais Liechtenstein in Prag befasst. Beiträge wie die von Vlnas und Šopak / Kouřilová sind aus 
dass zu Zeiten Karls I. von Liechtenstein die Kenntnis von privaten Prägungen im böhmischen Staat verbreitet war. Der Fürst, der 1607 das Münzrecht erwarb und ab 1614 in Troppau Münzen prägen liess, musste somit ein Interesse an der Hebung des Familienprestiges in dieser Hinsicht besessen haben. Unter Karl I. von Liechtenstein warf die Prägung von Münzen einen gewissen Gewinn ab, während im 18. Jahrhundert die Prägungen vollum- fänglich repräsentativen Charakter besassen. In der Ex- perimentierfreudigkeit des Fürsten Karl I. von Liechten- stein hinsichtlich des Familienwappens sieht Krejčík «ein Zeugnis für Karls planmässige, geradezu tägliche Bemü- hungen um eine Sichtbarmachung seines Geschlechts» (S. 366). Sämtliche Prägungen nach 1629, dem Jahr der Schliessung der Troppauer Münzstätte durch Kaiser Fer- dinand II., bis 1915 entstanden in der Wiener Münzstätte. Die nach 1857 geprägten Münzen dokumentieren das Bemühen des Fürstenhauses, sich zu den zeitgenössi- schen Münzunionen zu bekennen und die 1806 erlangte Souveränität des Hauses Liechtenstein zu 
artikulieren. Fazit Die Familie Liechtenstein war seit Jahrhunderten in Ös- terreich und seit dem Mittelalter in Mähren, ab der frü- hen Neuzeit in Böhmen und Schlesien präsent. Parallel zu ihrem politischen Wirken standen ihre Aktivitäten auf dem Gebiet der Kunst und Kultur. Die 18 Beiträge des Bandes «Die Liechtenstein und die Kunst» vertiefen ver- schiedene Facetten des Themas unter den Hauptkapiteln «Repräsentation und Kunst», «Die Liechtenstein als Mä- zene», «Kirchen und kirchliche Kunst» sowie «Kunst und Wirtschaft». Die Beiträge liefern sowohl einen fundierten Überblick über das komplexe Thema (besonders Haupt und Knoz) als auch einen Einblick in ausgewählte De- tailfragen. Die Autoren stellen die Rolle der Liechtenstein (nicht immer konsequent verwendet, teils auch Liechten- steiner) als Mäzene und Auftraggeber künstlerischer und kultureller Aktivitäten durchwegs positiv dar und prä- sentieren die kulturelle Hinterlassenschaft der Liechten- stein als Bestandteil eines herausragenden Kulturerbes. «Kunst war epochenbezogen, grenzüberschreitend und immer verbunden mit Repräsentationstreben und ökonomischem Erfolg, auch mit Frömmigkeit und Mä- zenatentum», heisst es auf dem Buchdeckel. Diese geo-
	        

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