Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

119 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 113, 
2014pekte 
veranschaulichen auf unterschiedliche Art und Weise die «Strategie eines Aufbaus der Familienerinne- rung» (S. 145). Der 1687 zwischen Fürst Johann Adam I. Andreas von Liechtenstein und dem in Wien tätigen Ma- ler Johann Georg Greiner abgeschlossene Vertrag doku- mentiert die detaillierten Vorgaben des Auftraggebers zu den Themen der Ausmalung und deren konkrete Platzie- rung in den einzelnen Räumen von Schloss Plumenau, von denen nach Umbauten der Schlossgemächer im Lauf des 18. Jahrhunderts lediglich Fresken in fünf Räumen erhalten blieben. Der Ikonografie der Plumenauer Male- reien lag der Text von Vergils Aeneis mit Schilderungen historisch beglaubigter Taten bedeutender Männer zu Grunde, wie sie für die Ausschmückung von Sälen der bedeutendsten Repräsentation in theoretischen Schrif- ten empfohlen wurden. Zudem geht das ikonografische Programm Plumenaus von astrologischen Konnotatio- nen antiker Mythen aus. Entsprechend den Wünschen des Fürsten komponierte Greiner sein Werk auf der Grundlage ausgewählter grafischer Blätter, denen die Autorin nachspürt. Greiner übernahm einzelne Figuren und kompositorische Momente, die er in neue formale und inhaltliche Zusammenhänge integrierte. Die formale Abhängigkeit von italienisch orientierten grafischen Pro- duktionen, ausgenommen die an französische Maler an- knüpfende Darstellung von Didos Tod, korrespondiert mit den künstlerischen Präferenzen des Auftraggebers. Das Beispiel von Schloss Feldsberg unterstreicht, dass diese Tradition auch in den Ausgestaltungsprogrammen des 19. Jahrhunderts gepflegt wurde. Die malerischen Dekorationen in Schloss Feldsberg wurden als Imitati- onen barocker Kompositionen geschaffen, damit der Ruhm der Liechtenstein in barocker Zeit aufgezeigt und die Festigung der Familienerinnerung fortgesetzt. 7. Der Beitrag von 
Vladimír Maňas über die Musik am Hofe Karls I. von Liechtenstein macht deutlich, dass ein grösseres Musikensemble lediglich im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts bestand (S. 149–160). Maňas be- leuchtet das bisher nur wenig beachtete Engagement des deutschen Komponisten Nicolaus Zangius in den Diens- ten der Liechtenstein. Nachdem Karl I. von Liechtenstein Landeshauptmann von Mähren geworden war, stellte er Zangius 1604 als Kapellmeister in seinen Dienst. In der Entscheidung, eine eigene Kapelle zu gründen, könn- ten sich der Einfluss der kaiserlichen Kapelle in Prag mit 
gen des Fürsten von Liechtenstein in Wien, sowie im Mährischen Landesarchiv und den Sammlungen der Mährischen Landesbibliothek in Brünn analysiert Knoz das architektonische Erscheinungsbild, besonders die Baugeschichte des grossen Schlosskomplexes mit mittel- alterlichem Kernbau. Während die Pläne der Schlösser in Feldsberg und Eisgrub umfangreiche Modernisierungen dokumentieren, die eine Entwicklung in der Auffassung einer Residenzwohnung veranschaulichen, zeigen Pläne von Schloss Rabensburg eine zweckgebundene Moder- nisierung, da die bisherigen Residenzräume zu Büroräu- men und Wohnungen der Beamten verändert wurden. Schloss Rabensburg ist ein architektonisches Beispiel für die Vermischung von aristokratischer Tradition und in- novativer Veränderung. Vor diesem Hintergrund schenkt Knoz neben weite- ren architektonischen Details der Arkade aus der Zeit der Frührenaissance an der Westfassade des Innenhofs von Schloss Rabenburg besondere Beachtung (S. 106–113). Sie überdauerte in relativ unveränderter Form die verschie- denen Umbauten des Schlosses bis ins 20. Jahrhundert. Knoz sieht die Rolle der Renaissancearkade als «eines der Identifikationszeichen einer Schlossresidenz auch in der Langzeitperspektive» bestätigt (S. 110). Knoz kommt zu dem Schluss (S. 133), dass die Veränderung der Funk- tion und der ästhetischen Charakteristika der liechten- steinischen Schlossresidenzen im erforschten Zeitraum nicht allein in einem Kontext der Entwicklung der Liech- tenstein zu einem führenden Adelsgeschlecht betrach- tet werden muss. In der Zeit zwischen der Mitte des 17. und der Mitte des 18. Jahrhunderts dienten die meisten der liechtensteinischen Schlösser als wirtschaftliche und administrative Zentren der einzelnen Güter. Berück- sichtigung sollte darum auch die Langzeitperspektive einschliesslich der verschiedenen Typen nachfolgender «Renaissancen» finden. Den Beitrag beschliessen hilfrei- che tabellarische Informationen aus dem Majoratsbuch von 1756 im Hausarchiv (LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz-Vienna) zu den Schlossgebäuden der Fürsten von Liechtenstein betreffend Typus, Baucharak- ter, Komposition, Geschichte und Funktion. 6. 
Radka Miltová beleuchtet die mythologischen Male- reien in den liechtensteinischen Residenzen in Mähren, insbesondere in Schloss Plumenau und Schloss Feldsberg (S. 137–148). Ikonografisches Programm und formale As-
	        

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