Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

117 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 113, 
20142. 
Jiří Kroupa widmet sich der architektonischen Re- präsentation der Liechtenstein und der Dietrichstein (S. 31–46). Er untersucht die Parallelen der von beiden Familien in ihrer Residenzarchitektur des 17. und 18. Jahrhunderts benutzten symbolischen Formen. In der Geschichte fürstlicher Residenzen haben sich nicht al- lein die äussere Gestalt und die architektonischen For- men der Schlossresidenz verändert, sondern auch deren Inhalt und Funktion, die der Mäzen und seine Künstler zur Umsetzung der gestellten künstlerischen Aufgabe oder der Bauaufgabe zu verschiedenen Zeiten wähl- ten. Kroupa fokussiert darum die Beweggründe, die zur Entstehung eines Kunstwerks führen und die Wahl be- stimmter formaler Elemente bei der Realisierung. Dieser Ansatz geht über eine rein chronologische Betrachtung der Baugeschichte hinaus. Der Autor konzentriert sich dabei besonders auf Mährisch Kromau, das die Liechtenstein unter Gunda- ker von Liechtenstein erworben hatten. 1633 erhielt der Fürst das kaiserliche Privileg, aus seinen neuen mähri- schen Grundherrschaften, Mährisch Kromau und Unga- risch Ostra, das «Fürstentum Liechtenstein» zu bilden. Es folgte ein schrittweiser Umbau der Burg in Mährisch Kromau zur Residenz, zu Schloss Liechtenstein. Ein unlängst gemachter Fund eines geschlossenen Konvo- luts von Plänen für die fürstlichen Bauten in Mährisch Kromau ermöglicht es, die unterschiedlichen Lösungen der Modernisierungen des Interieurs durch den Baulei- ter und Ingenieur Johann Christoph Fabich sowie den innovativen französische Architekten Isidore Ganneval unter Fürst Karl I. Borromäus von Liechtenstein ab dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts rekonstruieren. Gan- neval führte für das Interieur in Mährisch Kromau, trotz mehrfacher Planüberarbeitungen durch Bauleiter Fabich, einen modernen dekorativen, einen revolutionär-klassi- zistischen Stil ein, der sich in Frankreich am Ende der Regierungszeit Ludwigs XV. durchsetzte. Kroupa emp- fiehlt sich auf diesem Gebiet als profunder Kenner der Materie, da er die Pläne zur Residenz Mährisch Kromau 2013 vollständig in einer Publikation erörtert hat. 3. 
Eliška Fučíková widmet sich einem Forschungsdeside- rat, den historischen Hintergründen der Errichtung des Prager Palais Liechtenstein (S. 47–55). Im Frühjahr 1600 wurde Karl I. von Liechtenstein zum Mitglied des Gehei- men Rats, einem Beratergremium von Kaiser Rudolf II., 
Thema Tschechien ist noch heute reich an liechtensteinischem Erbe, reich an liechtensteinischen Erinnerungsorten, de- nen sich der vorliegende Band widmet. Die Pflege von Kunst und Kultur gehörte für die Aristokratie stets zu den Ausdrucksmitteln politischer Macht, war Ausdruck der sozialen Repräsentation. Die Selbstdarstellung er- folgte nicht nur über Architektur oder repräsentative Feste, auch die in ihrem Auftrag angefertigten Bilder und Denkmäler dienten der Demonstration eines elitären Be- wusstseins und des Wohlstands. Prächtige Feste, üppige Gelage oder kunstvoll verzierte Kutschen symbolisierten die Bedeutung eines Fürsten ebenso wie Schloss- und Gartenanlagen. Druckgrafiken verbreiteten die Kunde von der Macht des Herrschenden, Kupferstiche und Ra- dierungen zeigten seine Bauten und Feste. Ahnen- und Stammbaumdarstellungen sowie Familienbildnisse soll- ten zusätzlich zu ihrer Herrschaft legitimierenden Funk- tion Identität und Herkunftsbewusstsein innerhalb der Dynastie stiften und auf die reiche und lange Geschichte des Hauses 
verweisen. Beiträge 1 bis 18 1. 
Herbert Haupt gibt als Einführung an ausgewählten Beispielen einen ausführlichen und profunden Über- blick über «Die Kunst im Dienst der Repräsentation», stellt die «Fürsten von Liechtenstein als Auftraggeber und Sammler im Zeitalter des Barock» in den Fokus seines Beitrags (S. 13–30). Der Autor spannt den Bogen von Karl I. (1569–1627) über seinen Sohn Sohn Karl Eu- sebius (1611–1684) bis hin zu Johann Adam I. Andreas (1657–1712), dessen Reichtum es ermöglichte, die liech- tensteinischen kulturellen Bestrebungen auszudehnen und in Sachen Kultur und Kunst zu internationaler Wert- schätzung zu gelangen. Prominente Zeugnisse der Bau- herrentätigkeit des Fürsten Johann Adam I. Andreas stel- len das bei Prag gelegene Lustschloss Kolodej, in Wien der innerstädtische Palast und der Sommerpalast in der Rossau vor den Toren der Stadt dar. Einen abschliessen- den Blick richtet der Autor auf die «Grande Carosse» im 17. und 18. Jahrhundert», auf einen Staatswagen für of- fizielle Anlässe, bei dem Repräsentation und technische Neuerung miteinander verbunden waren.
	        

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