Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

113 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 113, 
2014 
ter-Leers, scheiden lassen. Weil er bei der Bank auch für einen Betrag von rund 8000 Reichsmark als Rotter-Bürge in den Büchern stand, aber ziemlich mittellos war, neigte er nicht dazu, Freundliches über Fritz Rotter auszusagen. Was er über das Verbleiben Fritz Rotters wusste, muss er von seiner Ex-Frau erfahren haben. In einer Aktennotiz der Bank vom 20. Dezember 1940 heisst es: «Der Bürge Fritz Rotter, ehemaliger Theaterdirektor . . . soll nach An- gaben des Herrn Apel, der uns heute aufsuchte, im Ge- fängnis in Kolmar [Colmar] im Jahre 1938 bezw. 1939 ge- storben sein, nachdem er dort eine Strafe wegen in Paris begangener Scheckbetrügereien zu verbüssen hatte.»26 Es ist nicht auszuschliessen, dass Apel die Geschichte mit dem ungedeckten Check etwas aufbauschte. Schon zuvor hatte die Bank im besetzten Frankreich nach Fritz Rotter suchen lassen, aber dort war er «nicht in den hiesigen Jahrbüchern (bzw. Adressbüchern) er- wähnt». «Die zahlreichen Nachforschungen, welche wir in Theater- und Artistenkreisen unternommen haben, sind ohne Ergebnis geblieben.» Er war sowohl «bei der Theaterkammer» auch bei «bei der Direktion der The- ater-Tournées, Paris (,) unbekannt»: «Der Angefragte scheint sich demnach in Paris nicht betätigt zu haben, da er sonst in diesen Kreisen bekannt sein müsste.»27 Auf Grund von Apels Aussage unternahm der Sitz der Dresdner Bank in Berlin zunächst keine weiteren Schritte. Aber ein Jahr später, am 9. Januar 1942 gelangte sie an ihre «Filiale Strassburg»: «Wir würden es begrüssen, wenn Sie es ermöglichen könn- ten, bei den Behörden in Kolmar festzustellen, ob die uns ge- machten Angaben zutreffen, damit wir gegebenenfalls einen Schlusstrich unter die Sache machen können.»28 Von Strassburg ging die Anfrage an die Niederlassung Mülhausen, welche am 17. Januar 1942 
berichtete: «In Beantwortung Ihres an die Filiale Strassburg gerichte- ten Schreibens vom 9. Januar betr. Herrn Fritz Schaie genannt Rotter teilen wir Ihnen mit, dass wir uns mit dem Oberbür- germeister in Kolmar in Verbindung gesetzt haben. Wie uns heute mitgeteilt wird, ist Rotter am 7. Oktober 1939 in Kolmar verstorben.»29 Die Dresdner Bank in Berlin fragte am 22. Januar 1942 nach, ob in Kolmar «Erben» des Verstorbenen bekannt seien, und erhielt am 28. Januar 1942 von der Filiale in Mülhausen die Antwort, 
«dass wir uns nochmals mit dem Oberbürgermeister in Kol- mar in Sachen Fritz Schaie, gen. Rotter in Verbindung gesetzt haben. Wie uns mitgeteilt wird, sind Erben von Fritz Schaie gen. Rotter nicht bekannt. Genannter war in Kolmar nicht polizeilich gemeldet, sondern lediglich im Gefängnis unterge- bracht.»30 Auf Grund dieser Angaben war das Departements archiv Colmar in der Lage, in den Gefängnisakten zu ermitteln, dass Fritz Rotter an jenem 7. Oktober 1939 um 20.20 Uhr im Schlafsaal Nr. 1 verstarb.31 Eine Todesursache ist nicht angegeben. Es könnte sich um Herzversagen gehandelt haben. Eine Anfrage beim «Consistoire Israélite du Haut- Rhin» in Colmar ergab, dass Fritz Rotter auf dem jüdi- schen Friedhof von Colmar beerdigt wurde – im Grab 1442.32 Bildnachweis S. 107, 108, 110, 112: Landesarchiv Berlin S. 111: Schweizerischer Polizeianzeiger, 31. Mai 
1933 Anschrift des Autors peterkamber@web.de 
23  Robert Badinter: L’exécution. Paris, 1973; Neuauflage: Paris, 1998, S. 47–48. 24  E-Mails von Peter Ullman an den Autor Peter Kamber, 23. Juni 2004 und 27. August 2004. 25  Gerichtsurteil J.8744/38, 3. Februar 1939; mit Dank an Christiane Ginglinger von den «Archives Départementales du Bas-Rhin, Strasbourg». 26  Dresdner Bank, 20. Dezember 1941 (Historisches Archiv der Commerzbank, Frankfurt am Main, «Deutsche Schauspiel Be- triebs AG, Berlin. Alfred und Fritz Rotter, Berlin, 1931–1942», Eingangs-Nr. 59, Signatur: 23316–2001, BE; Provenienz: 127. In- dustriebüro); mit Dank an Michael Jurk vom Historischen Archiv der Commerzbank (welche die Dresdner Bank übernahm). 27  Ebenda; verspätete Antwort vom 23. Januar 1941 auf eine vermut- lich noch vor Dezember 1940 getätigte Anfrage in Paris. 28  Ebenda. 29  Ebenda. 30  Ebenda. 31  Mit Dank an Dominque Dreyer von den «Archives Départemen- tales de Colmar». 32  Mit Dank an das Consistoire Israélite von Colmar.
	        

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