Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

10 Frey Stefan: Zwischen Eidgenossen und 
Österreich 
Am 11. Februar 1391 verpfändete Graf Heinrich V. von Werdenberg-Sargans, Herr zu Vaduz, seinem «lieben brůder» Freiherr Ulrich Thüring von Brandis für 1600 Gulden, die ihm dieser geliehen hatte, die Burg Blumen- egg im heutigen Vorarlberg.1 Diese Verpfändung war für die Freiherren von Brandis, die ursprünglich aus dem Raum Bern stammten, der Auftakt zur schrittweisen Ver- lagerung ihres Herrschaftsschwerpunkts ins Alpenrhein- tal. Ulrich Thüring von Brandis und seinem Bruder Wolf- hart IV. gelang es in der Folge, die Herrschaft Blumenegg definitiv in ihren Besitz zu bringen, die Grafschaft Vaduz sowie Rechte und Güter am Eschnerberg zu erwerben und so den grössten Teil des Erbes ihrer Halbbrüder, der letzten Grafen von Werdenberg-Sargans-Vaduz, zu über- nehmen. Wolfhart V., der einzige Sohn von Wolfhart IV., konnte das brandisische Herrschaftsgebiet im Alpen- rheintal nochmals beträchtlich erweitern. Zwischen 1437 und 1446 erwarb er Stadt und Herrschaft Maienfeld. Zu- dem brachte er alle Herrschaftsrechte am Eschnerberg in seinen Besitz und bündelte diese zu einer selbständigen, das Gebiet des heutigen Unterlands umfassenden Herr- schaft, für die sich allmählich die Bezeichnung «Herr- schaft Schellenberg» einzubürgern begann. Damit schu- fen die Freiherren von Brandis den territorialen Rahmen, aus dem sich schliesslich das heutige Fürstentum Liech-tenstein 
entwickeln sollte. Bis zu ihrem Aussterben in der männlichen Linie im frühen 16. Jahrhundert konn- ten die Freiherren von Brandis sich als Herren zu Vaduz, Schellenberg, Blumenegg und Maienfeld behaupten. Der im Entstehen begriffene zweite Teil des Liech- tensteinischen Urkundenbuchs, der die Jahre von 1417 bis 1510 abdeckt, macht eine Fülle von Material zur Ge- schichte der Brandiser zugänglich.2 
Darunter befindet sich auch bisher kaum Bekanntes. Hervorzuheben sind etwa ein gutes Dutzend Urkunden, die aus dem Familienarchiv der Freiherren von Brandis stammen dürften und wohl über das Familienarchiv der Grafen von Sulz in dasjenige der Fürsten von Schwarzenberg und schliesslich ins Staat- liche Gebietsarchiv in Třeboň (Tschechische Republik) ge- langten.3 Das im Liechtensteinischen Urkundenbuch prä- sentierte Quellenmaterial soll im Folgenden zum Anlass genommen werden, die Geschichte der Freiherren von Brandis einer neuen Betrachtung zu unterziehen. Die Kenntnisse über die Brandiser beruhen auch heute noch weitgehend auf den verdienstvollen, jedoch bereits gut 100 Jahre alten Arbeiten von Placid Bütler.4 In der neueren Forschung fand lediglich das Wirken einzel- ner geistlicher Vertreter des 14. Jahrhunderts vertieftes Interesse.5 Im hier gegebenen Rahmen kann es selbst- verständlich nicht um eine umfassende Neubearbeitung DieBurgBrandisbeiLützelflüh, 1743.GraphikvonJohann LudwigNöthiger.
	        

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