78Kuratli Hüeblin Jakob: Das Jahrzeitbuch von
Eschen
Frühe ‹Eschner› JahrzeitstiftungenIn den Klöstern hatte man jedoch schon im Frühmittel- alter einen Weg gefunden, wie man die Namen der Kon- ventangehörigen auch einzeln für das Gebetsgedenken in Erinnerung rufen konnte, und zwar mit Hilfe von Ne- krologien, das sind kalendarisch angeordnete Totenbü- cher.33 Die Nekrologien waren eine Weiterentwicklung der spätantiken Kalendarien und Martyrologe, mit deren Hilfe der kirchliche Festkalender sowie das Andenken
Die Namen der in den
Libri vitae eingetragenen Personen wurden in der Liturgie nicht einzeln verlesen, sondern kollektiv in das Gebet eingeschlossen. Im
Liber viventium Fabariensis sind mehr als 4’500, im Verbrüderungsbuch des Klosters Reichenau sogar mehr als 38’000 Personennamen verzeichnet.32 An eine namentliche Vergegenwärtigung all dieser Toten war im Rahmen der Messfeier nicht zu den- ken. Sie hätte jeden zeitlichen Rahmen gesprengt.Jahrzeit von Propst Burkhart aus den Erträgen des Hofs Eschen, 1244. Kapitel_2_Kuratli.indd 7811.06.13 15:44