Volltext: Jahrbuch (2013) (112)

191 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 112, 
2013 
vorkomme und dass dessen Rolle im 17. Jahrhundert durchwegs sehr kritisch beurteilt werde. Die Autorin hält abschliessend fest: «Über die Gründe der Ausserachtlas- sung weiterer Informationen über das Geschlecht der Liechtenstein können wir nur spekulieren» (S. 
193). «Das Geldt ist nur, um schene Monumenta   zu hinterlassen …» Zdeněk Vachá recherchierte für das vorliegende Buch in zahlreichen mährischen Publikationen, die zum Teil bereits im frühen 19. Jahrhundert über die dortigen fürst- lich-liechtensteinischen Denkmäler berichteten. Als Leit- faden für seine Ausführungen stellt der Autor seinem Beitrag ein Zitat des Fürsten Karl Eusebius (1611–1684) voran: «Das Geldt ist nur, [um] schene Monumenta zu hinterlassen zue ebiger und unsterbliche [sic] Gedächt- nuss» (S. 195). Das heisst sinngemäss, finanzielle Mittel seien zur Errichtung schöner Bauwerke zu verwenden, um so in unauslöschlicher Erinnerung zu bleiben. Karl Eusebius selbst liess in Eisgrub das Schloss grosszügig umbauen und errichtete hier einen ersten riesigen Gar- ten nach französischem Vorbild. Pläne zum Umbau der Burg Plumenau/Plumlov für seinen Sohn Johann Adam I. Andreas blieben indes unrealisiert. Auffallend ist, dass primär deutschsprachige Medien in Mähren über die dortigen fürstlich-liechtensteinischen Denkmäler berichteten, und dies zumeist sehr positiv. Das «Brünner Patriotische Tagblatt» zum Beispiel be- schrieb im Jahr 1804 die Parkanlagen in Eisgrub und hob dabei besonders das Gewächshaus hervor. In diesem würden 2’000 Orangen- und Zitronenbäume wachsen. Ausgesprochen schmeichelhaft fiel auch die Beurteilung von Fürst Alois I. aus, die ihm in dieser Zeitung zuteil wurde: «Sein rascher Forschungsgeist, seine richtige Be- urtheilungskraft, und das ihm angebohrene Bedürfnis immerwährender Beschäftigung» wurde besonders be- tont, «wobei ihm Erfolge auf sämtlichen Feldern seiner Aktivitäten zugeschrieben werden» (S. 
199). Zdeněk Vachá erwähnt zudem den fürstlichen Erzie- her Joseph Haderer, der im Brünner «Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst» 1829 mit grossem Respekt über die vergrösserten Gartenanlagen auf den liechtensteinischen Schlössern in Mähren berich- tet habe. Joseph Haderer verwies in seinem Beitrag auf 
den enormen Einsatz an Menschen, der «eine vormahls ungesunde Sumpfgegend in ein gesundes Paradies ver- wandelt» hätte: Während sechs Jahren seien vom Früh- jahr bis zum Spätherbst 300 bis 700 Menschen «mit die- ser Erdumwälzung» beschäftigt gewesen (S. 199). Joseph Haderer habe aber auch über das im Jahr 1808 fertig gestellte Schloss Adamsthal/Adomov berichtet. Hier im mährischen Karstgebiet seien Wege und Pfade neu gestaltet worden, «dies im Interesse der Zugänglich- machung für die stadtbürgerliche Gesellschaft, die sich im Zuge zeitgenössischer romantischer Tendenzen für den landschaftlichen Reiz intensiv zu interessieren be- gann» (S. 
200). Das Bild der böhmischen Länder in der liechtensteinischen Presse Der liechtensteinische Historiker Peter Geiger schliesst den vorliegenden Band 1 ab mit einem Beitrag über «das Bild der böhmischen Länder, der Tschechoslo- wakei und Tschechiens in den liechtensteinischen Me- dien». Liechtensteinische Zeitungen hätten zwar über die böhmischen Länder berichtet, aber eher sporadisch. Diese Berichterstattung setze sich zusammen aus Beiträ- gen über politische Vorgänge und Zäsuren, aber ebenso über die enteigneten Besitztümer des Fürstenhauses so- wie über das Verhältnis zwischen Liechtenstein und der Tschechoslowakei. Ein Bericht in der zwischen 1863 und 1868 erschei- nenden «Liechtensteinischen Landeszeitung» widmete sich – mit eindeutiger Parteinahme – den wachsenden Spannungen zwischen den Deutschböhmen und den Tschechen. So war hier am 24. Februar 1866 zu lesen: «Zwischen den Deutschen und Czechen in Böhmen steigt die Erbitterung und dringt in alle Verhältnisse ein. Die Czechen sind oft roh und übermüthig, die Deut- schen kleinmüthig und von ihren natürlichen Führern, den grossen adeligen Grundbesitzern, im Stiche gelas- sen. Den Deutschen kommt es böhmisch und spanisch vor, dass ihre Kinder in den Schulen czechisch lernen sollen; sie können’s nur auf der Gasse und nicht in der Welt brauchen.» (S. 217) Neutraler und mehr auf deutsch-tschechische Gleich- berechtigung bedacht, berichtete das ab 1878 erschei- nende «Liechtensteiner Volksblatt». Diese Zeitung schal- Kapitel_7_Rezensionen.indd   19111.06.13   15:49
	        

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