Volltext: Jahrbuch (2013) (112)

150Geiger Peter: Liechtensteiner Briefmarkenjahrhundert 1912 bis 2012: Spiegel der 
Zeit 
wichtig war der hier als «Türken» bezeichnete Mais, des- sen Ernte Liner eine Marke widmete. Nahrungsmittel un- terlagen die ganze Kriegszeit hindurch der Rationierung, koordiniert mit der Schweiz und durch diese organisiert. Von 1931 bis 1943 baute man in Liechtenstein am Binnenkanal. Der Kanal entwässert die ganze, zuvor ver- sumpfte Talebene. Eine Markenserie von 
Eugen Zotow war 1943 dem stolzen Jahrhundertwerk gewidmet. Auf einer dieser Marken bricht der Bauer mit dem Traktor die neu gewonnene Scholle um (Abb. 11). Die Marke zeigt im Rahmen Maiskolben und, als besonderes zeit- typisches Detail, am Traktor einen Holzvergaser, wegen des Treibstoffmangels im 
Krieg. Madonna von Dux Die berühmte 10-Franken-Marke 
Madonna von Dux von 1941 wurde von 
Johannes Troyer gestaltet und von 
Zo- tow gestochen (Abb. 12). Mit jener Statue hat es eine be- sondere zeitgeschichtliche Bewandtnis. In der oben er- wähnten Putschnacht vom März 1939, als der Ausgang noch unklar war und im Zentrum von Schaan Tumult herrschte, stieg Pfarrer Johannes Tschuor nach Dux hi- nauf, hob die Madonna vom Altar und segnete draussen mit ihr das Land, im Glauben an die schützende Für- bitte der Gottesmutter. Und genau ein Jahr darauf, am 25. März 1940, stellte Fürst Franz Josef sich und das Land dann in einer religiösen Zere monie auf Dux unter den Schutz Mariens. Formal fällt die streng stilisierte Darstel- 
und inneren Gefahr waren alle offiziellen Manifestati- onen patriotische Symbolhandlungen, auch Briefmar- ken. Zwei Monate nach jenem Putschversuch von 1939 fand vor dem Schloss die Fürstenhuldigung des Volkes für Franz Josef II. statt. Die von 
Eugen Zotow entworfene Huldigungsmarke (Abb. 10a) vertiefte den Vorgang histo- risch. Sie stellte die historische Huldigung von 1718 in Bezug zur Gegenwart von 1939. War der Fürst 1718 nur in einem Bild präsent gewesen, so weilte er jetzt mitten unter dem Volk. Zotow, ein Emigrant der russischen Ok- toberrevolution, war ein genialer Maler, wie der 
Entwurf der Huldigungsmarke zeigt (Abb. 10), und ein perfekter Stecher – auch als Notenfälscher. 
Zotow lebte mit seiner Frau von den 1930er bis in die 1950er Jahre in Liechten- stein, kurz nach der Weiteremigration nach Argentinien starb er. Ein für das Land patriotisch zentrales Ereignis mitten im bedrohlichen Krieg war im März 1943 die Hochzeit von Fürst Franz Josef II. mit Gräfin Georgine von Wil- czek. Es gab entsprechend eine Marke des Fürstenpaares, entworfen von 
Johannes 
Troyer. Mehranbau, Binnenkanal, Holzvergaser Landwirtschaftlicher 
Mehranbau (Plan Wahlen) war in der Kriegszeit wichtig für die Landesversorgung. Der bekannte St. Galler Maler 
Carl Liner entwarf hierzu 1941 eine Liechtenstein-Serie. Grundlagen der einheimischen Wirtschaft waren Viehzucht und Ackerbau, besonders Abb. 12: Madonna von Dux, Johannes Troyer, Stich Eugen Zotow, 1941. 
Abb. 11: Bauer auf dank Binnenkanal gewonnenem Land, Eugen Zotow, 1943. Kapitel_6_Geiger.indd   15011.06.13   15:48
	        

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