Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

73 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 111, 201261 
 Urs Christoph Lener: «Hexen, Unholde und Juristen». Ausgewähl- te Hexenprozesse in Vorarlberg im 17. Jahrhundert und deren Rechtsgutachten. Ungedruckte Diplomarbeit. Wien, 2009, S. 74. 62  Tschaikner, «Der Teufel …», S. 99–105; Otto Seger; Peter Putzer: Hexenprozesse in Liechtenstein, und: Das Salzburger Rechtsgut- achten von 1682. St. Johann, Wien, 1987 (= Schriften des Instituts für Historische Kriminologie 2). 63  Manfred Tschaikner: Liechtenstein – Hexenverfolgungen. In: Gudrun Gersmann; Katrin Moeller; Jürgen-Michael Schmidt (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung, histori- cum.net, URL: http://www.historicum.net/no_cache/persistent/ artikel/1621/ (konsultiert am: 14. April 2012). 64  «Interrogatorium decimum quintum et ultimum. Ob nit herr graff frewentlich in seinen redn und ohne respect wider hoch- und nider standtspersohnen allerhandt ehrenverlezliche redn hin und wider offentlich außgestossn und zwar in particulari wo, wan? Dergleichn gegen seine underthanen selbstn verüebe, selbige vor hexenmaister, hexenzigler unschuldiger weiß außrüefe und dif- famiere und welche in particularj?» Befragungsprotokoll, Kop., o. O. o. D. [1684 März], ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Den. Rec. 261/12, fol. 12r–41v; hier fol. 39v. 65  Jakob Hannibal III. von Hohenems an Ferdinand Bonaventura I. von Harrach, Ausf. Vaduz 1680 Dezember 21, ÖStA, AVA Wien, GHFA 252, unfol. 66  Valentin von Kriss, Pfarrer von Triesen, Christian Gassner, An- dreas Rheinberger, Adam und Sebastian Hilti sowie Michael Eberle bitten Kaiser Leopold I. um die Einsetzung einer kaiser- lichen Untersuchungkommission wegen der unrechtmässig ge- führten Hexenprozesse in Vaduz und Schellenberg, Kop. Feld- kirch 1681 Mai 2, ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Den. Ant. 96/1, fol. 3r+v, 13v; Dieselben an Denselben., o. O. 1681, ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Den. Ant. 96/1, fol. 41r–43v. 67  Die Erben des Landammanns Georg Wolf, einem Beisitzer bei den Hexenprozessen, werden verurteilt an Andreas Rheinberger und Pfarrer Valentin Kriss 888 Gulden zu bezahlen, weil diese beiden diese Summe zur Einrichtung einer Untersuchungskom- mission vorgestreckt hatten. Abschr., o. O. 1688 März 6, ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Antiqua 1054/19, unfol. 68  Leopold I. an Ferdinand Karl Franz von Hohenems, Konz. Wien 1681 Mai 12, ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Den. Ant. 96/1, fol. 14r–15v. 69  Rupert von Bodman (1646–1728) war von 1678 bis 1728 Fürstabt von Kempten. Vgl. Otto Seger: Rupert von Bodman, Fürstabt von Kempten, in seinem Wirken für unser Land. In: JBL 78, Vaduz 1978, S. 183–201; Paul Vogt: Der 18. Januar 1699 – Wendepunkt in unserer Geschichte? In: JBL 99, Vaduz, 2000, S. 1–35. 70  Kaiser Leopold I. an Rupert von Bodman, Konz. Wien 1681 Mai 12, ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Den. Ant. 96/1, fol. 16r–17v. 71  Ferdinand Karl Franz von Hohenems an Rupert von Bodman, Vaduz 1681 September 23, ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Den. Ant. 96/1, fol. 29r–30v. 72  Manfred Tschaikner: Von den Tobelhockern – ein Vortrag auf Tuass. In: historicum.net, URL: http://www.historicum.net/no_ cache/persistent/artikel/1106/ (konsultiert am: 14. April 2012). 73  Übereinkunft zwischen Jakob Hannibal III. und Franz Wilhelm II. von Hohenems und Rupert von Bodman, Kop. Feldkirch 1684 März 28, ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Den. Rec. 261/12, fol. 65r–66v. 74  Vorladung Kaiser Leopolds I. für Ferdinand Karl Franz von Hohen- ems, Landvogt Andre Walser und deren Konsorten, Konz. Wien 1684 Juli 26, ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Decisa 2025, 
unfol. 
auftragte am 12. Mai 1681 den Fürstabt von Kempten, Rupert von Bodman (1646–1728),69 mit einer Unter- suchung dieser Angelegenheit.70 Rupert von Bodman hatte nun die mühsame Aufgabe, alle Prozessakten zu- sammenzutragen und überprüfen zu lassen. Die entflo- henen Untertanen sollten auf kaiserlichen Befehl wieder nach Vaduz und Schellenberg zurückkehren. Das ver- ursachte sogleich Probleme in der Bevölkerung, denn durch die jahrelange Atmosphäre von Misstrauen und Zwietracht waren viele Menschen überzeugt, dass ihre Nachbarn Hexen waren.71 
Durch die bald darauf erfolgte Freisprechung und erklärte Unschuld aller bisher Verur- teilten begann sich diese feindliche Atmosphäre in den nächsten Jahren so zu verändern, dass letztendlich die Täter in den Hexenprozessen als Geächtete in der Be- völkerung galten. Sie wurden in der daraus entstehen- den Volkssage zu sogenannten «Tobelhockern». Das be- deutete, dass ihre Seelen von nun an für immer in einer tiefen Schlucht, im Tobel, bleiben mussten. Dieser Fluch betraf auch ihre Nachfahren und hielt sich im Volksglau- ben angeblich bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.72 Nachdem das Salzburger Gutachten und verschie- dene Zeugenaussagen den Grafen Ferdinand Karl schwer belasteten, liess Kaiser Leopold I. diesen 1683 in der Festung Neuburg im heutigen Vorarlberg in Haft nehmen. Seine Brüder erreichten aber 1684 seine Über- stellung in die Haft des Fürstabts von Kempten gegen eine jährliche Zahlung von 1’200 Gulden.73 
Im selben Jahr wurde Ferdinand Karl auch die Regierungsgewalt in Vaduz und Schellenberg entzogen und zusammen mit dem Landvogt Andre Walser und Konsorten vor den Reichshofrat geladen, um zu allen Anschuldigungen Stellung zu nehmen.74 Es scheint, dass Ferdinand Karl nie vor Gericht erschien, zumindest gibt es darüber keine Dokumente. Gewiss ist, dass Kaiser Leopold I. im Sep- tember 1684 die Regierung von Vaduz und Schellenberg Graf Jakob Hannibal III. von Hohenems übertrug und befahl, Ferdinand Karl in der Kemptner Burg Kemnat im Allgäu in «engem» Arrest zu behalten, ihm wenig zu 59  Untersuchungsprotokoll der kaiserlichen Kommission über Graf Ferdinand Karl Franz von Hohenems, Abschrift [Abschr.], o. O. o. D. [1684], ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Den. Rec. 261/12, fol. 12r–41v; hier fol. 27v. 60  Aussagen von 22 Zeugen, Kop. o. O. o. D. [1684 März], ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Den. Rec. 261/12, fol. 12r–41v. Kapitel_3_Arnegger.indd   7322.10.12   12:16
	        

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