Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

219 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 111, 20123 
 Adam Smith (1991), The Wealth of Nations, Everyman’s Library: New York, London. 4  Robert J. Shiller (2012), Finance and the Good Society, Princeton University Press. 5 Zitiert nach Reinhart und Rogoff (2009). 6  Charles Kindleberger (1996), Manien, Paniken, Crashs. Die Ge- schichte der Finanzkrisen dieser Welt. S. 101 ff. 7  Charles Ponzi (1882–1849) trat im Amerika der 1920er Jahre mit einem spektakulär betrügerischen Schneeballsystem auf. Im eng- lischen Sprachraum wird der Begriff «Ponzi Scheme» synonym für Schneeballsystem verwendet. 8  Bernard Madoff ist ein US-amerikanischer Milliardenbetrüger. Als zunächst hoch angesehener Finanz- und Börsenmakler sass er lange Jahre der Technologiebörse NASDAQ vor. Im Zuge der sich entfaltenden Finanzkrise 2007/2008 flog auf, dass er jahr- zehntelang einen Investmentfonds nach dem Schneeballsystem betrieben 
hatte. 
es geht – auszumerzen oder zumindest Folgeschäden zu begrenzen. Kommt es dennoch zum finanziellen Desa- ster, bleibt ihm die Rolle der letzten Instanz. Die grosse Finanzkrise der Gegenwart hat dies wieder in Erinne- rung gerufen. In einem anrührenden Gespräch mit Chri- stoph Merki drückt Josefa Batliner aus, was viele den- ken: «Der Staat ist in jedem Fall stärker als wir. Wenn es einmal rumpelt, dann ist es gut, wenn man den Staat im Rücken hat.» Auch Josef Fehr betont, dass «die gesunde Verfassung des Staates, der völlig schuldenfrei ist» für die LLB wichtig sei. Im Jahr 1928 war es jedoch der Fürst Johann II. – den man im Land auch den Guten nennt – der Mittel zur Ret- tung der Sparkasse bereitstellt. Er steuerte das im Gesetz betreffend die Spar- und Leihkasse geforderte Dotations- kapital in Höhe von zehn Prozent der Verbindlichkeiten bei. Die danach notwendig werdende Aufstockung des Dotationskapitals übernimmt fortan das Land, das im Gegenzug über die Gewinne verfügt. Nach 1954 fällt die Verwaltung des AHV-Fonds an die Spar- und Leih- kasse, 1958 kommt der Eigenheim-Wohnbaufonds dazu. Unterdes war man zur Liechtensteinischen Landesbank geworden und hatte 1953 das erste eigene Gebäude im Zentrum von Vaduz bezogen. Die Entwicklung von der ländlichen Sparkasse zur Universalbank verläuft steil. Dies ist insbesondere den kurzweiligen Ausführungen im hinteren Teil der Festschrift zu entnehmen. «Aus Millionen werden Milliarden», schreibt Merki pointiert. 1862 hatte Augustin Brunhart aus Balzers mit einer Ein- zahlung von 100 Gulden die Bilanz der Zins- und Credit- Landesanstalt eröffnet. 1960 betrug die Bilanzsumme der 
bereits seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vie- lerorts realisiert worden. Wie notwendig und sinnhaft eine solche Einrichtung auch für das gründerzeitliche Liechtenstein war, macht Peter Geiger in Abschnitt «Geldnot und Kreditmangel: Liechtensteins Bankwesen im 19. Jahrhundert» deutlich. Sichtbar wird, welchen Beitrag die Liechtensteinische Sparkasse zu dem leisten konnte, was der Nobelpreisträger Rober Schiller4 
«the good society» nennt. Die historische Perspektive illus- triert deutlich, dass die gesellschaftlich wichtige Funktion von Banken darin besteht, Koordinations- und Transak- tionshemmnisse zwischen Sparern und Kreditnehmern zu beseitigen. Die Überwindung derartiger Friktionen er- leichtert individuelles Handeln, schafft Transparenz und verhindert Missbrauch und Willkür. In der Sprache der Wirtschaftswissenschaft bestand die Intention der frühen Sparkassen darin, dass Risiko der Illiquidität unter vie- len Liechtensteiner Haushalten zu teilen und gleichzeitig durch Fristentransformation langfristige Investitionen in den wirtschaftlichen Aufbau des Landes zu ermöglichen. Auch Kleinsparer können auf diese Weise an Erträgen grosser Investitionsprojekte beteiligt werden. Die Ent- wicklung und Einführung von Finanzinnovationen war dabei seit den Anfangsjahren ein offensichtlicher Segen. Dies belegen auch spätere Innovationen wie die Eröff- nung der Annuitätenabteilung im Jahr 
1989. Staatseigentum und Staatshaftung im Wandel «There is nothing new except what is forgotten» schrieb Rose Bertin.5 Bereits in der Einleitung kündigt Merki an, er wolle den Sparkassen-Skandal, der die Bank in 1928 erschütterte, nicht auslassen. Es gibt hierfür auch keinen Grund. Bereits Kindleberger merkte in seiner berühmten Geschichte der Finanzkrisen an, dass «ein Abstecher zu Betrügereien und Nadelstreifenkriminalität» bei der Beschreibung wirtschaftlich turbulenter Zeiten nahezu unvermeidlich seien. In Boomphasen, so Kindleberger6 weiter «ist die Tendenz der Menschen, zu betrügen und sich betrügen zu lassen, proportional zur Spekulations- neigung.» Ponzi7, Madoff8 und eben auch ein Anton Walter waren weder die ersten noch die letzten, die mit betrügerischen Schneeballsystemen gewaltige Schäden anrichten. Fehlleistungen und Betrügereien sind Teil des Wirtschaftslebens. Aufgabe des Staates ist es, beides – wo Kapitel_10_Rezensionen.indd   21922.10.12   12:59
	        

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