Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

204Vogt Paul: «Das Schwierigste, der Anfang, ist 
geschafft» 
Landtagsbüros, die Landtagsbeschlüsse ohne Zustim- mung des Landesverwesers im Volksblatt (das auch Amtsblatt war) zu veröffentlichen. Er untersagte am 26. September 1894 der Zeitung, Mitteilungen des Landtags- büros zu veröffentlichen – die offizielle Berichterstattung über den Landtag stehe nur der Regierung zu. In den beiden Juli-Sitzungen des folgenden Jahres kam es zum offenen Konflikt zwischen Landtag und Landesverweser. Darauf wurde Landesverweser Stell- wag am 5. August zur Berichterstattung nach Wien be- rufen; als Ergebnis vertagte der Fürst am 19. August 1895 den Landtag. Zur Bewältigung des Konflikts schickte Jo- hann II. den früheren Landesverweser Karl von In der Maur nach Vaduz, der in einer Zusammenkunft mit dem Landesverweser, dem Landtagspräsidenten und mehre- ren Abgeordneten eine Übereinkunft erzielen konnte, die im wesentlichen die frühere Praxis bestätigte: Die Veröffentlichung der Landtagsprotokolle sollte einver- nehmlich erfolgen.51 1906/07 kam es anlässlich der Justizreform zu einem heftigen Konflikt zwischen dem Landtag und Landesver- weser In der Maur. Der Landtag war mit einer von der Regierung vorgeschlagenen Novelle zur Strafprozessord- nung nicht einverstanden, weil er Mängel in Bezug auf 
schen Landtag und Fürst kam es lediglich 1866 beim Truppenausmarsch ins Südtirol (der Fürst übernahm schliesslich den Grossteil der anfallenden Kosten und besänftigte damit den Unmut in der Bevölkerung) und in der Frage der Errichtung einer Spielbank in Liechten- stein. Die Spielbankfrage wurde zweimal aktuell, als die finanziellen Nöte des Landes am grössten waren: Sowohl 187249 
wie auch 191950 hätte eine Mehrheit im Volk die Bewilligung einer Spielbank (Kasino) begrüsst, das Für- stenhaus lehnte aber eine solche aus moralisch-ethischen Gründen entschieden ab. In beiden Fällen gewährte Fürst Johann II. grössere Darlehen, mit denen die finan- zielle Notlage des Landes überbrückt und die kritische Stimmung im Volk besänftigt werden konnte. Auch das Verhältnis zwischen Landesverweser und Landtag war abgesehen von wenigen Konfliktfällen po- sitiv. Die Landesverweser besassen einen grossen In- formationsvorsprung und die Möglichkeit, den Fürsten direkt zu unterrichten. Das brachte sie in eine starke Position. 1894/95 kam es zu einem ernsthaften Konflikt über die Auslegung der Verfassung: Friedrich von Stell- wag bestritt das Recht des Landtags (beziehungsweise des Landesausschusses) Petitionen in Verwaltungsan- gelegenheiten entgegenzunehmen sowie das Recht des Im Dezember 1906 bot Landesverweser In der Maur seinen Rücktritt an, Fürst Johann II. bekundete ihm sein «vollstes Vertrauen». Kapitel_9_Vogt.indd   20422.10.12   13:31
	        

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