Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

185 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 111, 201230 
 Aktuell aus gegebenem Anlass siehe Rainer Vollkommer und Do- nat Büchel (Hg.): 1712. Das Werden eines Landes. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Liechtensteinischen Landesmuse- um. Vaduz, 2012, im Speziellen Claudius Gurt (Bearb.): Kaufver- trag der Herrschaft Schellenberg 1699. Edition. Hrsg. vom Liech- tenstein-Institut. Vaduz, 1999, und Katharina Arnegger (Bearb.): Kaufvertrag der Grafschaft Vaduz. Dokumente zum Kaufvorgang zwischen den Grafen von Hohenems und den Fürsten von Liech- tenstein. Vaduz, 2012. Darin finden sich Zusammenstellungen der früheren Literatur. 31  Herbert Haupt: Die Neufürsten und ihr Streben nach Reichsun- mittelbarkeit. In: Rainer Vollkommer und Donat Büchel (Hg.): 1712. Das Werden eines Landes. Begleitbuch zur gleichnami- gen Ausstellung im Liechtensteinischen Landesmuseum. Vaduz, 2012, S. 117–122 mit weiteren Literaturangaben. 32  Zu seiner Person vgl. Thomas Winkelbauer: Fürst und Fürsten- diener. Gundaker von Liechtenstein, ein österreichischer Aristo- krat des konfessionellen Zeitalters (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 34). Wien, München, 1999. 33  Thomas Winkelbauer: Das «Fürstentum Liechtenstein» in Süd- mähren und Mährisch-Kromau (Moravsky Krumlov) bzw. Liech- tenstein als Residenzstadt Gundakers von Liechtenstein und sei- nes Sohnes Ferdinand. In: Opera historica 5. České Budějovice, 1996, S. 309–334. 34  Winkelbauer, Fürst und Fürstendiener (Anm. 32), S. 321–337, hier besonders S. 333–334. 35  Der protestantische Markgraf Johann Georg von Brandenburg (1577–1624) hatte das Herzogtum Jägerndorf 1606 von seinem Vater, Kurfürst Johann Friedrich von Brandenburg (1546–1608), übernommen. Wegen seiner aktiven Unterstützung von Kur- fürst Friedrich V. von der Pfalz (1596–1632), dem «Winterkönig», wurden seine böhmischen Güter von Kaiser Ferdinand II. 1621 eingezogen und das Herzogtum Jägerndorf 1623 Fürst Karl I. von Liechtenstein übertragen. Spätere Bemühungen des «Großen Kurfürsten» Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688), das Herzogtum Jägerndorf für seine Familie wieder zurück zu gewinnen, wurden am Kaiserhof in Wien zwar ernsthaft geprüft, waren letztlich aber doch zum Scheitern verurteilt. 36 Haupt, Fürst Karl Eusebius (Anm. 3), S. 80–85. 37  Evelin Oberhammer: Gesegnet sei dies Band. Eheprojekte, Heirats- pakten und Hochzeit im fürstlichen Haus. In: Evelin Oberham- mer (Hg.): Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel. Das Fürsten- haus Liechtenstein in der frühen Neuzeit. Wien, München, 1990, S. 182–203, hier besonders S. 184. Das Zitat aus FLHA, Familien- archiv, Kart. 207: Eheprojekt Eleonora Maria Rosalia – Hessen, 23. Juli 1664. 38  Die diesbezügliche Korrespondenz in FLHA, Familienarchiv, Kart. 356: Johann Adam Andreas 1662–1712, Familiensachen. 39  Als Informant diente neben Baron Johann Rudolf von Ow vor- wiegend der geheime Reichssekretär Carl Franz Consbruch. 40  Die darauf Bezug nehmenden Dokumente in FLHA, Familienar- chiv, Kart. 41: Sitz und Stimme 
1666–1707. 
nächst die von seinem Schwiegervater, Fürst Ferdinand Joseph von Dietrichstein (1636–1698), empfohlenen Herrschaften Bludenz und Sonnenberg. Doch immer neu auftretende Schwierigkeiten der verschiedensten Art 
schien 1664 zum Greifen nahe, als Georg Christian Land- graf von Hessen (1626–1694) um die Hand der ältesten Tochter des Fürsten, Prinzessin Eleonore Maria Rosalia (1647–1704), anhielt. Die Aussicht auf eine so «ansehn- liche verwandtschaft» war verlockend, doch scheiterte das Eheprojekt samt den daran geknüpften Erwartungen an den hohen finanziellen Forderungen des Brautwer- bers.37 
Noch einmal keimte Hoffnung auf, als sich für Karl Eusebius die Möglichkeit eröffnete, seinen Sohn Johann Adam I. Andreas mit Prinzessin Maria Anna Wilhelmine von Baden-Baden (1655–1702) zu verheiraten. Durch dieses von Albrecht Graf Sinzendorf (1619–1683) im Jahr 1680 vermittelte Eheprojekt wäre das Haus Liechtenstein auch in Verwandtschaft mit den reichsfreien Häusern Hohenzollern-Hechingen und Kleve getreten und damit der angestrebten Reichsunmittelbarkeit entscheidend näher gekommen. Prinzessin Maria Anna Wilhelmine war freilich von zahlreichen Freiern umworben, so dass rasches Handeln Not tat. Letztlich scheiterten die Ver- handlungen auch dieses Mal an den zu geringen finan- ziellen Möglichkeiten, die Fürst Karl Eusebius zur Ver- fügung standen.38 Das Eheprojekt kam nicht zustande und nicht Johann Adam I. Andreas von Liechtenstein sondern Fürst Ferdinand August von Lobkowitz (1655– 1715) führte die badische Prinzessin heim. Dass sich die Bemühungen um die Reichsstandschaft des Hauses Liechtenstein letztlich doch erfolgreich ge- stalteten, blieb Fürst Johann Adam Andreas vorbehalten. Wie schon früher erwähnt, gelangte der Fürst, begün- stigt durch allgemeine wirtschaftliche Faktoren und das eigene aussergewöhnliche ökonomische Talent schon bald zu grossem Reichtum. Johann Adam I. Andreas stand daher, anders als seinem Vater, die Option offen, ein reichsunmittelbares Territorium käuflich zu erwer- ben. Doch solche Gebiete wurden immer mehr zur Man- gelware und waren auch dementsprechend teuer. Seit dem Jahr 1689 zog Johann Adam I. Andreas vermehrt Informationen über zum Verkauf angebotene reichsun- mittelbare Territorien ein.39 Unter den zahlreichen An- geboten befanden sich, um nur einige herauszugreifen, die Herrschaften Bludenz und Sonnenberg, die im Nord- brabant gelegene Grafschaft Megen und das Dorf Det- tensee nahe der Stadt Horb am Neckar.40 Aber auch die hohenemsischen Herrschaften Schellenberg und Vaduz standen von Anbeginn, also bereits seit 1689, intensiv im Gespräch. Johann Adam I. Andreas favorisierte zu- Kapitel_8_Haupt.indd   18522.10.12   12:53
	        

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