Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

178Haupt Herbert: Ein Herr von Stand und 
Würde 
1676)4, einer geborenen Prinzessin von Dietrichstein, in Brünn zur Welt, wo der kleine Prinz tags darauf vom Stadtdechanten getauft wurde. Die Kindheit verbrachte Johann Adam I. Andreas in der Obhut seiner Tante Ma- ria Eleonore (1623–1687)5 in Schloss Austerlitz, wo er gemeinsam mit Graf Dominik Andreas I. von Kaunitz (1655–1705) aufwuchs.6 Im Alter von sieben Jahren über- siedelte der Prinz zu den Eltern nach Feldsberg. Hier wurde er von auserlesenen Privatlehrern unterrichtet. Johann Adam I. Andreas war zeitlebens von schwacher Gesundheit. Muskelschwund und massive Lähmungser- scheinungen am linken Arm7 machten in jungen Jahren sowohl die Aufwartung am Kaiserhof in Wien als auch die sonst übliche ausgedehnte, oft mehrere Jahre dau- ernde Länderreise («Kavalierstour») unmöglich.8 Zwar weilte der Prinz zweimal, in den Jahren 1677 und 1679, im Auftrag des Vaters in Venedig und Rom, doch die Reisen verliefen anders als dies sonst bei jungen Ade- ligen üblich war. Fürst Karl Eusebius hatte dem Sohn neben guten Ratschlägen vor allem eine Liste mit den Namen prominenter Alchemisten in Venedig und Rom im Gepäck mitgegeben. Johann Adam Andreas sollte mit ihnen Kontakt aufnehmen, sich vorwiegend in ihren Laboratorien aufhalten und so viel in Erfahrung brin- gen wie nur immer möglich. Der Prinz tat, was der Fürst verlangte. Doch als es galt, dem Vater das neue, nach Auffassung des Sohns geradezu sensationelle Wissen mitzuteilen, verweigerte Johann Adam I. Andreas die Aussage: Er hätte dem Meister Stillschweigen gelobt und wolle das Versprechen auch einhalten.9 
Fürst Karl Euse- bius war erzürnt und liess das Argument nicht gelten, ein Argument, das ihm mehr als Ausrede denn als Ver- pflichtung erschien. Welches Ende die Sache schliesslich genommen hat, ist leider nicht bekannt. Die anfangs der 80er Jahre des 17. Jahrhunderts anste- hende Verehelichung war eine Zeit intensiver Suche und familienpolitischen Taktierens. Nach dem nicht zustande gekommenen Eheprojekt mit der Reichsprinzessin Maria Anna Wilhelmine (1655–1701), Tochter des reichsunmit- telbaren Markgrafen Wilhelm von Baden-Baden (1593– 1677), heiratete Johann Adam I. Andreas am 16. Februar 1681 Prinzessin Erdmunda Maria Theresia von Dietrich- stein in der Barnabitenkirche St. Michael in Wien. Der Prinz betrieb die Hochzeit mit grosser Konsequenz, was freilich nicht bei allen Familienmitgliedern ungeteilte Zu- stimmung fand, schienen die Blutbande zwischen den 
Der vorliegende Beitrag verfolgt eine zweifache Zielset- zung: Zum einen sollen Person und Persönlichkeit von Fürst Johann Adam I. Andreas in aller gebotenen Kürze vorgestellt werden, zum andern sollen einige weniger bekannte Schlaglichter auf die historischen Umstände und auf die Vorgeschichte geworfen werden, die für den Erwerb der Herrschaften Schellenberg und Vaduz aus- schlaggebend waren. Wer war jener von den Zeitgenossen bewundernd und/oder neidisch als der «Krösus von Österreich»1 
be- zeichnete Johann Adam I. Andreas?2 Johann Adam kam am 30. November 1657, dem Festtag des Apostels An- dreas, als sehnlich erwarteter einziger Sohn und männ- licher Erbe von Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein (1611–1684)3 und seiner Frau Johanna Beatrix (gestorben Briefmarke von 1976 mit der Darstellung eines Schecken aus dem Eis- gruber Gestüt, nach einem Gemälde von Johann Georg von Hamilton und Anton Feistenberger (um 1700). Kapitel_8_Haupt.indd   17822.10.12   12:53
	        

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