Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

111 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 111, 201212 
 Das Herzogtum Jägerndorf war von 1523 bis 1621 im Besitz des Hauses Hohenzollern. Markgraf Johann Georg von Brandenburg (1577–1624) war ein engagierter und einflussreicher Gefolgs- mann von Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz (1596–1632), dem so genannten «Winterkönig». Nach der Niederlage der protestan- tischen Stände in der Schlacht am Weissen Berg wurde Johann Georg mit der Reichsacht belegt und seine Güter, darunter auch das Herzogtum Jägerndorf, eingezogen. Spätere, zur Zeit der Re- gentschaft von Fürst Karl Eusebius erhobene Ansprüche durch Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620–1688) wurden am kaiserlichen Hof in Wien zwar ernsthaft erwogen, blieben letztlich aber erfolg- los. 13  Zum Fürstenhut vgl. Gustav Wilhelm: Der historische liechten- steinische Herzogshut. In: Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein. Bd. 60. Vaduz, 1960, S. 5–20. 14  In der Diskussion um die politische Rolle von Fürst Karl I. wird seine wirtschaftliche und kulturelle Kompetenz oft übersehen. Karl I. begründete das liechtensteinische Gestüt, er liess in sei- ner Eigenschaft als Obersthofmeister die berühmte Kunstkammer Kaiser Rudolfs II. inventarisieren, er förderte die schönen Kün- ste und trat als Sammler von Steinschneidegefässen hervor; vgl. Rotraud Bauer und Herbert Haupt (Hrsg.): Das Kunstkammerin- ventar Kaiser Rudolfs II., 1607–1611 (= Jahrbuch der kunsthistori- schen Sammlungen in Wien 72. Wien, 1976, und Herbert Haupt: «Alß welcher ein sonder lust zu künstlichen sachen gehabt» [sc. Fürst Karl I. von Liechtenstein]. In: swissair Gazette 10. Zü- rich, 1984, S. 14–17. 15  So wird Fürst Karl I. vom päpstlichen Nuntius in Prag, Giovanni Stefano Ferreri, charakterisiert; vgl. Arnold Oskar Meyer: Die Prager Nuntiatur des Giovanni Stefano Ferreri und die Wiener Nuntiatur des Giacomo Serra (1603–1606) (= Nuntiaturberichte aus Deutschland, 4. Abteilung: 17. Jahrhundert. Berlin 1913. Nach- druck: Torino, 1973). 16  Zu Fürst Maximilian noch immer Falke, Geschichte (Anm. 1), Bd. 2, S. 245–265. 17  Zu seiner Person Thomas Winkelbauer: Fürst und Fürstendiener. Gundaker von Liechtenstein, ein österreichischer Aristokrat des konfessionellen Zeitalters (= Mitteilungen des Instituts für Öster- reichische Geschichtsforschung, Ergebnisse. – Ergänzungsband 34). Wien, München, 
1999. 
sam mit seinem Vetter, Prinz Hartmann (1613–1686), nach Brüssel, Paris, Nürnberg und München. Die wegen der Pest abgesagte Reise nach Italien holte Karl Eusebius in späteren Jahren ausgiebig nach. Mit der Übernahme der Regierung und der Erbhuldigung durch die Land- stände von Troppau und Jägerndorf begann 1632 eine 52 Jahre währende Regentschaft, die von dem mehr oder minder erfolgreichen Kampf um die Wahrung der gesell- schaftlichen und politischen Vorrangstellung des fürst- lichen Hauses Liechtenstein geprägt war. Ein erstes und zugleich auch letztes mal bekleidete Fürst Karl Eusebius als von Kaiser Ferdinand III. (1608–1657) bestellter Ober- hauptmann der Herzogtümer von Ober- und Nieder- schlesien vom Herbst 1639 bis zum Februar 1641 in Bres- 
bot. Geboren 1611, verbrachte Karl Eusebius die Kind- heit gemeinsam mit seiner Schwester Franziska Barbara (1604–1655) in Wien. Im Alter von elf Jahren kehrte er an den fürstlichen Hof nach Schloss Eisgrub zurück. Wie es der Familientradition und dem Stand seines Vaters ent- sprach, genoss der Prinz die bestmögliche Ausbildung. Gemäss der Erbeinigung übernahm nach dem Tod von Fürst Karl I. 1627 sein ältester Bruder, Fürst Maximilian von Liechtenstein, die vormundschaftliche Regierung für den noch minderjährigen Karl Eusebius. Eine mehr als zweijährige Kavalierstour führte Karl Eusebius gemein- Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein. Kapitel_5_Haupt.indd   11122.10.12   12:37
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.