76Frick Nadja/Good Jeannette: Vertrieben aus der
Heimat
Der Weg der tibetischen Flüchtlinge nach Liechtensteinbetisches Mädchen den enormen körperlichen und see- lischen Strapazen der Flucht. In Nepal angekommen be- gaben sich diese Flüchtlinge ebenfalls nach Hong Kong. Gemeinsam bestiegen nun alle 18 tibetischen Flücht- linge ein Flugzeug und verliessen dieses, nach zweima- liger Zwischenlandung, an einem unbekannten Ort; un- bekannt deshalb, weil ihnen zum einen unsere Schrift- zeichen unbekannt waren und zum anderen, weil ihnen die Helfer keine genauen Auskünfte über den Verlauf des Fluchtwegs erteilten. Von diesem unbekannten Ort wurden sie, zuerst mit dem Zug, dann mit einem Bus, auf einen Berg gefahren. Dort kümmerte sich ein älterer Mann fürsorglich um die 18 tibetischen Flüchtlinge. Un- gefähr einen Monat später, wurden sie über Nacht mit einem Bus nach Liechtenstein gefahren.
Mit der Hilfe von Europäern flohen die 18 Tibeter im Som- mer 1993 aus ihrer Heimat. Diese Flucht erfolgte spon- tan, ohne lange Vorplanung.50 Ihre Familien konnten sie über ihre Flucht nicht informieren, weil diese sonst durch ihr Mitwissen in Schwierigkeiten gekommen wären. Es fiel ihnen sehr schwer, ihre Familien einfach so zurückzu- lassen. Die zur Flucht nötigen Papiere und zum Teil auch die finanziellen Mittel erhielten sie von ihren Helfern. Gemäss den Aussagen der Tibeter und den Aus- führungen in den liechtensteinischen Regierungsakten lassen sich grob zwei Fluchtwege unterscheiden: Wäh- rend die einen von Tibet über Chengdu (China) in die damalige britische Kronkolonie Hong Kong gelangten, nahmen die anderen den Weg über das Himalayagebirge auf sich, der sie nach Nepal führte. Dabei erlag ein ti- Auf dem Fluchtweg kurz vor Tingri in Tibet. Der Lastwagen mit Vater und Tochter fährt in die Nacht hinein. Ausgestellte Pilger-Pässe versprachen ein unbehelligtes Reisen. Kapitel_3_Frick_Good.indd 7626.07.11 13:45