Volltext: Jahrbuch (2011) (110)

75 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 110, 201141 
 Ludwig (2000), S. 79. 42  Die Kulturrevolution wurde von Mao Tse-tung im August 1966 angeheizt. 43  Ludwig (2000), S. 79. 44  Hier und im Folgenden nach Mäder (1997), S. 58–59 sowie nach Ludwig (2000), S. 79. 45  Vgl. Mäder (1997), S. 61–62, S. 69–71 sowie Ludwig (2000), S. 89–91. 46  Mäder (1997), S. 70. 47  Nach Angaben bei Ludwig (2000), S. 90 war dieser Mönch bereits tot und dessen Tod der Grund für die Kundgebung. 48  Mäder (1997), S. 71. 49  Basler Zeitung vom 4. Juni 
1991. 
vere Art und Weise an. Die Agenten hatten sich gerade noch in Sicherheit gebracht, als die Chinesen ziellos auf die Menge der Demonstranten feuerten. Insgesamt ka- men dabei über 450 Tibeter ums Leben, mehr als 1 000 Menschen kamen ins Gefängnis. Nachdem China am 7. März 1989 das Kriegsrecht über Lhasa und Umgebung verhängt hatte, wurden nochmals über 200 Tibeter er- schossen oder zu Tode geprügelt; die Menschenrechts- organisation Amnesty International berichtete rück- blickend im Jahr 1991 von über 1 000 Verhaftungen.49 Reisegruppen war auf Weisung Chinas der Zutritt nach Lhasa während dieser Zeit verwehrt. Das Kriegsrecht wurde im Mai 1990 wieder aufgehoben. Rund vier Jahre später, am 24./25. Mai 1993, erfolgte wieder eine grössere Kundgebung. Ein Kind im Alter von zwölf Jahren sowie ein Erwachsener wurden während dieser Kundgebung durch chinesische Sicherheitskräfte umgebracht; zusätzlich wurden mehr als 200 Tibeter ins Gefängnis geworfen, 88 Menschen trugen schwere Ver- letzungen davon. Urlaubern aus dem Westen, welche Bilder dieser schrecklichen Ereignisse gemacht hatten, nahmen sie mit roher Gewalt die Filme ab und büssten sie mit einer beträchtlichen Geldstrafe; 15 davon verhaf- teten sie für kurze Zeit. Danach sorgten sie dafür, dass alle Feriengäste ins Hotel zurückbefördert wurden, mit der Auflage, nicht mehr ausgehen zu dürfen. 
erneut zu Unruhen in Tibet. Der Grund dafür war, dass die Chinesen zwei zu Unrecht des Mordes angeklagte Tibeter erschossen. Dies geschah zudem in aller Öffent- lichkeit vor den Augen ungefähr 15 000 weiterer Lands- leute. Darauf wurde ein Protest unter den Tibetern laut. Chinesische Polizisten verhafteten die Kundgebungs- teilnehmer für kurze Zeit. Die Ereignisse vom Septem- ber 1987 waren schliesslich der Auftakt zu weiteren Demonstrationen. Als kurz darauf am 1. Oktober 1987 – am chinesischen Nationalfeiertag – eine Gruppe von Tibetern beim Jokhang-Tempel in Lhasa an einer Kundgebung teil- nahm, verhafteten chinesische Polizisten zahlreiche Demonstranten, schlugen sie und hängten sie an den Handgelenken, die sie ihnen auf dem Rücken zusam- mengebunden hatten, auf. Aus Protest gegen solche Me- thoden und gegen weitere Verhaftungen verübten die Tibeter einen Anschlag auf den dort befindlichen chine- sischen Polizeiposten. Ein paar ihrer Landsleute konnten sie dadurch befreien. Bald aber zeigte sich die Überlegen- heit der Chinesen den Tibetern gegenüber; währenddem die tibetische Seite mehrere Toten, viele Schwerverletzte und Verhaftete zu beklagen hatte, gab es auf chinesischer Seite nur wenige Verletzte. Nach einem erfolglosen Hilfsappell tibetischer Mönche an die UNO sowie der Exilregierung an «alle freien und demokratischen Staa- ten»46 
nahmen die Chinesen am 6. Oktober erneut rund 60 Demonstranten fest, misshandelten diese und fügten ihnen teils schwere Verletzungen zu. Bei einer Kundgebung forderten Tibeter am 5. März 1988 die Freilassung eines sich in Haft befindenden sehr beliebten Mönchs.47 Daraufhin fand in Lhasa wiederholt ein ungleicher Kampf zwischen Tibetern und chine- sischen Polizisten statt. Bei einem erneuten Anschlag auf einen chinesischen Polizeiposten und auf mobile chine- sische Fernsehstationen gab es weitere Auseinanderset- zungen, bei denen die waffenlosen Tibeter den bestens ausgerüsteten chinesischen Polizisten nichts entgegen- zusetzen hatten. Zahlreiche Tibeter fielen diesen Ereig- nissen zum Opfer. Anfang März 1989 – 30 Jahre nach dem Volksauf- stand – fand erneut eine Kundgebung im Kampf um die Unabhängigkeit Tibets beim Jokhang-Tempel in Lhasa statt. Da beschloss die chinesische Parteileitung «ein Ex- empel zu statuieren».48 
Als Tibeter verkleidet, stifteten 300 chinesische Polizeiagenten die Kundgebung auf cle- Kapitel_3_Frick_Good.indd   7526.07.11   13:45
	        

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