Volltext: Jahrbuch (2011) (110)

65 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 110, 20111 
Siehe Literaturverzeichnis am Schluss dieser Arbeit. 2 Gemäss Ludwig (2000), S. 21 vor ungefähr 50 000 Jahren. 3  Der nachfolgende Überblick zur Geschichte Tibets stützt sich – wenn nicht anders vermerkt – auf Mäder (1997), S. 13–21 sowie auf Ludwig (2000), S. 21–25, S. 34–38, S. 42–43 und S. 171. 4 Gemäss Ludwig (2000), S. 36 mit zwei tibetischen Frauen. 5 Gemäss Ludwig (2000), S. 43 endet hier das tibetische 
Königtum. 
Wen Cheng ein. Aus heutiger chinesischer Sicht hat sich Tibet durch die Eheschliessung zwischen Songtsen Gampo und Wen Cheng dem Nachbarn China freiwillig unterworfen. Unter König Mangsong Mantsen (649–676) wurde des tibetische Territorium durch Eroberungen nach Westen und nach Süden ausgedehnt. König Trisong Detsen (755–797) eroberte für 15 Tage die Hauptstadt des damaligen chinesischen Kaiserreiches, Chang’an. Unter seiner Herrschaft erreichte Tibet die grösste territoriale Ausdehnung. Der nächste König, Muni Tsenpo (797–799), wurde durch sein soziales Engage- ment bekannt. Ihm folgten die beiden Könige Tride Songtsen (799–816) und Ngadhak Tri Ralpachen (816– 836), deren Ziel es war, dem Buddhismus eine hegemo- niale Stellung zu verschaffen. Bereits im Jahr 779 war der Buddhismus zur Staatsreligion Tibets erhoben worden. Nachdem Tibet unter König Ralpachen einen Sieg gegen China errungen hatte, unterzeichneten 821 beide Länder ein Friedens- und Grenzabkommen. Danach sollten die bestehenden Grenzen Tibets und Chinas er- halten bleiben und von zukünftigen gegenseitigen Über- griffen jeglicher Art abgesehen werden. Als Ngadhak Tri Ralpachen von zwei Anhängern der Bön-Religion – der traditionellen, vorbuddhistischen Religion – ermordet worden war, trat sein älterer Halbbruder Lang Darma, der ein Bön-Anhänger war, seine Nachfolge an. Mit sei- ner Ermordung (durch einen Anhänger des Buddhis- mus) endete die Herrschaft der Yarlung-Dynastie.5 Da Tibet nun keine Führung mehr hatte, entbrannte ein Streit um die Nachfolge. Das tibetische Reich zerfiel erneut in kleine Fürstentümer. Nachfahren des Herr- schergeschlechts der Yarlung gründeten 866 das König- reich Guge, welches zu einem späteren Zeitpunkt unter die Herrschaft Lhasas fiel. 
Um die Beweggründe für die Flucht aus Tibet besser einordnen zu können, geben wir im Folgenden einen Überblick zur Geschichte dieses Landes, das über eine alte staatliche Tradition verfügt. Dabei werden auch die Beziehungen zwischen Tibet und seinen Nachbarstaaten – insbesondere China – beleuchtet und auch die Gründe, weshalb China schliesslich Tibet unterwerfen konnte. Nicht die eigentliche Oberherrschaft Chinas über Tibet ist heute der Hauptgrund für eine Flucht aus Tibet, son- dern vielmehr die chinesische Repression gegenüber Tibet, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts massiv zugenommen hatte mit dem Ziel, die tibetische Kultur auszulöschen. Bei der Darstellung zur Geschichte Tibets stützen wir uns weitgehend auf die Standwerke von Klemens Ludwig aus dem Jahr 2000 sowie von Hans Mäder aus dem Jahr 
1997.1 Die Frühzeit bis ins Jahr 866 nach Christus Im Verlauf der Altsteinzeit, vor über 100 000 Jahren,2 begann die Besiedlung Tibets.3 Die ersten Einwanderer zählt man heute zu den Mongolen. Obwohl später im- mer wieder andere Völker den Weg nach Tibet fanden, blieben die Bewohner Tibets ethnisch relativ homogen. Bevor die Tibeter ungefähr vor 2500 Jahren sesshaft wurden, zogen sie als Wanderhirten durchs Land. Im zweiten Jahrhundert vor Christus begannen sich sodann lokale Fürstentümer und kleine Königreiche zu bilden. Zu behaupten vermochte sich jedoch nur eine Dynastie, und zwar die Yarlung-Dynastie. Deren erster König war Nyatri Tsenpo. Nach 40 weiteren Königen zerfiel das Land erneut in kleinere Königreiche. Namri Songtsen – ebenfalls König der Yarlung-Dynastie – führte diese am Anfang des 7. Jahrhunderts nach Chri- stus allmählich wieder zusammen. Im Jahr 620 wurde dessen Sohn, Songtsen Gampo, inthronisiert, welcher als Gründer des tibetischen Grossreichs sowie der heutigen Hauptstadt Lhasa gilt. Aus Angst vor militärischen Übergriffen durch die mächtige Armee Tibets, gaben ihm (Songtsen Gampo) der nepalesische König und der chinesische Kaiser je eine Tochter zur Frau. Im Jahr 637 ging Songtsen Gampo – bereits mit drei4 
tibetischen Frauen verheiratet – so- mit das eheliche Bündnis mit der nepalesischen Prin- zessin Bhrikuti und 641 mit der chinesischen Prinzessin 
Hintergrund: Notizen zur Geschichte Tibets Kapitel_3_Frick_Good.indd   6526.07.11   13:45
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.