Volltext: Jahrbuch (2011) (110)

58Županiã Jan: Der Erbe des Barons von Hirsch: Maurice Arnold Freiherr von 
Deforest-Bischoffsheim 
port fürs Parlament zu kandidieren. Der Erfolg kam ein Jahr später, als er für diese Partei im Wahlbezirk West Ham North zum Abgeordneten in das Parlament gewählt wurde. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs trat er als Freiwilliger in die britische Armee ein. Als Offizier diente er in der Freiwilligen Reserve der Königlichen Seestreitkräfte (Royal Naval Reserve) in Frankreich. Von dort aus wurde er im September 1914 ins Panzerkraftwa- genkorps der Königlichen Seestreitkräfte (Armoured Car Section, Royal Naval Air Service) befohlen, das damals seinem Freund, dem Ersten Lord der Admiralität Win- ston Spencer Churchill unterstellt war. Baron De Forest unterstützte seine neue Heimat England aber auch ma- teriell: Grosse finanzielle Beiträge widmete er britischen Kriegszwecken. Doch selbst dank dieser Taten war er nicht geschützt vor Auswüchsen der Kriegshysterie: Obwohl die Wiener Regierung eine Zwangsverwaltung über sein Eigentum in Österreich-Ungarn während des Krieges verhängt hatte,43 wurde er in England der Sym- pathie für die Mittelmächte beschuldigt. Nur dank der Unterstützung von Winston Spencer Churchill gelang es ihm, diese Beschuldigung zu 
widerlegen.44 Baron De Forest und die tschechoslowakische Bodenreform Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte De Forest nicht mehr nach Mähren zurück. Die erste Bodenreform, veran- lasst durch die neu gegründete Tschechoslowakische Republik, hatten sein Verhältnis zu Mähren stark bela- stet. Der tschechoslowakische Staat hatte auf De Forests Grossgrundbesitz einen Verwalter eingesetzt. Im Früh- jahr 1919 wurde in Prag ein Enteignungsgesetz erlassen, das die genannte erste Bodenreform in der Tschechoslo- wakei ermöglichte.45 Maurice Arnold De Forest verlor – wie viele andere Grossgrundbesitzer und ohne Rück- sicht auf ihre politische Einstellung – den grössten Teil des Vermögens in der Tschechoslowakei. Als Entschädi- gung dafür wurde ihm nur ein Bruchteil des eigentlichen Marktpreises zugebilligt. De Forest war nicht bereit, sich damit abzufinden. Dies war der Beginn eines jahrelangen Rechtsstreits. De Forest argumentierte mit seiner britischen Staatsangehörigkeit und seinen Kriegsverdiensten. Zudem drang er auf den Schutz durch die Londoner Regierung. Dabei setzte er 
dort zu verwenden. In die tatsächliche britische Nobilität drang De Forest nie vor.42 Auf den britischen Inseln machte sich Baron De Forest als Kunstfreund und Fan der modernen Sportarten – Se- geln und Motorsport – einen Namen. Im Jahr 1900 nahm er beispielsweise am ersten grossen Automobilrennen durch England, Irland und Frankreich teil. Seine Freizeit verbrachte er gern auch auf See. Im Jahr 1906 war Win- ston Spencer Churchill Gast auf seiner Jacht. Baron De Forest widmete sich auch der Politik. So versuchte er im Jahr 1910, als Vertreter der Liberalen Partei in South- Maurice Arnold Freiherr von De Forest-Bischoffsheim, der Graf von Bendern. Kapitel_2_Zupanic.indd   5826.07.11   13:45
	        

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