Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

Wirkung: Schwache aber messbare Effekte der laufenden Pressebericht- erstattung, stärkere Effekte durch die angeleitete Information eines «Entscheidungsfragebogens» und starke Wirkungen in Folge einer in- tensiven öffentlichen Abstimmungskampagne. Die Charakteristik der Sachfrage beeinflusst die Meinungsbildung in der erwarteten Weise: komplexe, wenig bekannte Sachfragen und sol- che mit geringem Zwangscharakter verzeichnen stärkere Neigung zum Meinungswandel, lassen folglich mehr Spielraum für Einflüsse von In- formation und Kommunikation. In Fällen mit hohem Zwangscharakter sind die Meinungen demgegenüber in hohem Masse durch Kosten-Nut- zen-Überlegungen im Kontext «externer» Prädispositionen fixiert. Informationsflüsse bewirken hier wenig. Das heisst generell: je grösser der Anteil ambivalenter und unsicherer Stimmbürger am Beginn eines Meinungsbildungsprozesses, desto grösser die Erfolgswahrscheinlich- keit von Informations- und Kommunikationsanstrengungen. Politische Kompetenz wirkt auch in der Schweiz in der von Zaller vermuteten Weise als Filter gegen Informationen, die nicht mit den eige- nen politischen Voreinstellungen übereinstimmen. Anders als in den USA sind aber in der Schweiz auch weniger kompetente Stimmbürger erstaunlich resistent, was auf eine vergleichsweise stärkere Prädisponie- rung politischer Sachfragen in der Schweizer Politik verweisen könnte (Kriesi 1999, 224). Darüber hinaus kann Kriesi allerdings eindrucksvoll nachweisen, dass politische Kompetenz durchaus in der Lage ist, die Schutzschildwirkung der individuellen Kosten-Nutzen-Überlegungen (externe Prädispositionen) zu aktivieren beziehungsweise zu deaktivie- ren. Tatsächlich neigen politisch wenig kompetente Stimmbürger deut- lich eher dazu, gegen ihre objektive Interessenlage zu stimmen (und sich selbst beispielsweise höhere Kosten aufzubürden oder ein Verbot zu ver- ordnen), einfach weil sie nicht in der Lage sind, die Botschaften der öffentlichen Kommunikation korrekt zu interpretieren und auf ihre je- weilige Lage zu beziehen. Sie stehen daher in der Gefahr, Informationen kritiklos aufzunehmen und in entscheidungsrelevante Erwägungen zu transformieren, die ihren eigentlichen Interessen zuwiderlaufen. Das gilt besonders im Falle stark einseitiger Informationsflüsse. «Dieses Ergeb- nis deutet darüber hinaus an, dass Informationsstrategien, welche die realen Konsequenzen bestimmter Massnahmen für einzelne Bürgerin- nen und Bürger eher verdunkeln als erhellen (...), in dem Masse erfolg- reich sein können, wie die Einzelnen nicht über die kontextuellen Infor- 61 
Kommunikationstheoretische Grund lagen
	        

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