Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

stark Involvierten dazu neigen, politische Botschaften unterschiedlicher Richtungen zu akzeptieren, weil ihnen widersprechende Argumente und differente Problemdeutungen ähnlich plausibel erscheinen und sie dem kaum tragfähige Ablehnungsgründe entgegenzusetzen haben. Als Resul- tat verfügen schwach Involvierte im Falle von Eliten-Dissens über einen heterogenen Fundus an verinnerlichten Erwägungsgründen zu einer Sachfrage. Insgesamt führt also Elitendissens im Segment der hoch In- volvierten zur Polarisierung der Meinungen, während die weniger Involvierten eher ambivalent sind. Im Umkehrschluss zur obigen An- nahme bedeutet dies: Wenn die öffentliche Meinung einen (ideologi- schen) Dissens der politischen Eliten signalisiert, dann wird auch die Meinungsbildung der Bevölkerung vergleichsweise stärker ideologisch geprägt sein, in dem Sinne, dass die Prädispositionen grösseren Einfluss auf die Meinungsbildung gewinnen. Dabei werden die politisch am stärksten involvierten Bürger besonders ausgeprägt ideologisch reagie- ren (Zaller 1992, 210). Damit ist die Rolle der sozio-politischen Vor-Einstellungen ange- sprochen, die tatsächlich die zweite zentrale Mikro-Variable in Zallers Erklärungsansatz darstellen. Als Prädisposition bezeichnet er alle län- gerfristig stabilen, individuellen 
traits(Eigenschaften), die regulieren, ob jemand politische Informationsbotschaften akzeptiert oder nicht akzep- tiert. Sie sind das Ergebnis lebenslangen Lernens und Erfahrens, abhän- gig von der lokalen und sozialen Positionierung eines Gesellschaftsmit- glieds, und nicht zuletzt Ausdruck seiner Persönlichkeit. Zentrale Prä- dispositionen sind die politischen Wertorientierungen 
(value orienta - tions), verstanden als generelle und langlebige Standards zur Beurteilung sozialer Fragen beziehungsweise gegenstandspezifische, organisierende Prinzipien der Wahrnehmung. Zaller (1992, 28) selbst benutzt den Be- griff aber durchaus weiter: auch Ideologien, gruppenspezifische Einstel- lungskomplexe, religiöse Orientierungen etc. haben in seinem Modell den gleichen theoretischen Status. Prädispositionen sind Ausdruck der politischen Identität eines Bürgers, sie sind zwar nicht unwandelbar, aber doch immerhin so stabil, dass sie von den situativ einwirkenden In- formationsflüssen in einer persuasiven Situation selbst nicht umgestaltet werden können, sondern umgekehrt ihrerseits auf die Wahrnehmung politischer Kommunikationsbotschaften wirken. Den Zusammenhang von individuellen Prädispositionen und dem Modus der Informationsverarbeitung formuliert Zaller (1992, 44) als Re- 52Öffentlichkeit, 
öffentliche Meinung und Demokratie
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.