Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

rem Wege zufliesst. Dabei führt er vor allem methodische Gründe ins Feld (ebd. Fn. 5), womit die theoretische Berechtigung der Unterschei- dung unterschiedlicher Kanalcharakteristika freilich nicht bestritten ist. Zugleich ist Awareness aber auch eine Resistenzressource, denn sie er- laubt es, neue Informationen kritischer zu evaluieren. Das heisst, je hö- her die politische Involvierung eines Bürgers, desto intensiver ist sein Kontakt mit der öffentlichen Kommunikation, desto distanzierter und kritischer steht er aber auch ihren Botschaften gegenüber. Der Zusam- menhang von politischer Involvierung und öffentlicher Meinung ist folglich als nicht-lineare Beziehung zu verstehen. Zusammen mit den vorhergehenden Überlegungen zur gesell- schaftlichen Informationslage lassen sich aus dieser Annahme erste Hy- pothesen über die Meinungsbildung in der Bevölkerung ableiten, wobei vorab zwei Varianten öffentlicher Kommunikation zu unterscheiden sind: der Fall des Elitenkonsenses 
(one-message-model)und der Fall des Elitendissenses 
(two-message-model). Im Falle eines Elitenkonsenses, den die politisch Kompetenten und Interessierten mehr als andere wahr- nehmen (Zaller 1992, 210), werden die konsistenten Kommunikations- botschaften als Erwägungsgründe in die Meinungsbildung einfliessen und einen Konvergenz- oder Mainstreaming-Effekt auslösen. Wenn der Eliten-Diskurs also Konsens signalisiert, wird die Meinungsbildung weitgehend unideologisch verlaufen. Das heisst, die differenten politi- schen, weltanschaulichen und kulturellen Prädispositionen der Men- schen werden nur geringen Einfluss auf ihre Meinungsbildung haben, die öffentliche Meinung einen umso stärkeren. Bietet die öffentliche Meinung demgegenüber verschiedene Sicht- weisen, Bilder oder Deutungen des gleichen Problems an (in Zallers Ter- minologie ein 
two-message-model),17dann folgen die (aufmerksamen) Rezipienten denjenigen Eliten beziehungsweise Realitätsdeutungen, de- nen sie ideologisch näher stehen. Demgegenüber werden die weniger 51 
Kommunikationstheoretische Grund lagen 17Der Einfachheit halber geht Zaller zunächst davon aus, dass die Öffentlichkeit im Streitfall einen eher liberalen und einen eher konservativen Meinungstenor produ- zieren wird (also two messages). Natürlich treten in der Realität von politischen Konfliktsituationen vielfältige Meinungsdifferenzen auf, was etwa die relative Stär- ke und Intensität der konkurrierenden Informationsströme angeht bzw. die Verän- derungen ihres Verhältnisses zueinander in einer bestimmten Zeitspanne. Das ver- anlasst Zaller (1992, 185–215) zur Konstruktion und Berechnung einer ganzen Va- riationsbreite solcher Mehr-Stimmen-Modelle.
	        

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