nungsäusserung begriffen und gehört zu den am intensivsten bearbeite- ten Feldern empirischer Kommunikationsforschung (vgl. im Überblick Kepplinger 2009). Die aktuelle Wahl- und Abstimmungsforschung modelliert den Einfluss von Information und Kommunikation auf die individuelle Mei- nungsbildung im Rahmen eines analytischen Modells, das der amerika- nische Politikwissenschaftler John Zaller als
Receive-Accept-Sample- Modelbezeichnet (Zaller 1992; Schmitt-Beck 2000; Kriesi 2005). Darin erscheint die individuelle Meinungsbildung als das Ergebnis des Zusam- menwirkens von vier zentralen Variablen (bzw. Variablenkomplexen). Zwei beziehen sich auf gesellschaftliche Kontextbedingungen der Mei- nungsbildung (Makro-Ebene), zwei weitere auf individuelle Eigenschaf- ten der Bürger (Mikro-Ebene). Die persönlichen Merkmale betreffen politische Interessiertheit und Informiertheit
(political awareness)sowie relevante Vor-Einstellungen
(predispositions), zentrale makroskopische Randbedingungen sind die Intensität gesellschaftlicher Informations- flüsse zu einem Thema und die situativ bedingte Dominanz
(Salience) bestimmter Kommunikationsbotschaften (vgl. Zaller 1992, 308). Mit diesen Zutaten baut Zaller ein mehrstufiges Prozessmodell, das Vermu- tungen darüber formuliert, wie Menschen politische Informationen auf- nehmen (Receive-Komponente), wie sie diese Informationen verarbeiten (Accept-Komponente) und wie sie diese Rohstoffe in einer spezifischen Situation nutzen, um individuelle Meinungsäusserungen zu konstruie- ren (Sample-Komponente). Was zunächst die gesellschaftsweite Informationslage zu einem Thema angeht, so wird sie in den Überlegungen Zallers als Ergebnis eines «Eliten-Diskurses» konzipiert (vgl. Zaller 1992, 6–16). Damit soll gesagt werden, dass alle frei verfügbaren Informationen über wichtige öffentliche Angelegenheiten in der einen oder anderen Weise, direkt oder indirekt auf Angehörige sozio-politischer Eliten zurückgehen. Als Informationselite im wertfreien Sinne des Begriffs bezeichnet Zaller alle Gesellschaftsmitglieder, die sich professionell und beinahe ausschliess- lich mit solchen Themen beschäftigen, die für die meisten Menschen völ- lig alltagsfern sind, eben hauptberufliche Politiker, Bürokraten, wissen- schaftliche Experten, Journalisten, Unternehmensführer, Aktivisten, Lobbyisten usw. Der Begriff der Elite ist ausdrücklich nicht auf das herrschende Establishment fokussiert, sondern umfasst auch herr- schaftskritische Stimmen, wenn man so will: Gegeneliten. Selbst wenn 48Öffentlichkeit,
öffentliche Meinung und Demokratie