Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

fentlichen Kommunikation bestimmt. Immerhin konnten die obigen Analysen zeigen, dass neben Parteiloyalitäten auch die Nutzung der Presseberichterstattung schwache Effekte auf die individuelle Deutung des Abstimmungsvorgangs ausübte (Abbildung 30). Insoweit lässt sich ein schwacher Framing-Effekt der Medien auf das Stimmverhalten kon- statieren. Der vergleichsweise starke Zusammenhang von öffentlicher Kommunikation und Wissen ist demgegenüber für das Stimmverhalten irrelevant, denn Sachkenntnis und Cue-Wissen machen für das Stimm- verhalten keinen Unterschied. Man stimmte nicht für oder gegen die Ini- tiative, weil man wusste, worum es geht – oder eben nicht –, sondern aus anderen Gründen. Auch dieser Befund verweist noch einmal darauf, dass die Verfassungsabstimmung tatsächlich keine Sachentscheidung war, jedenfalls nicht in der Wahrnehmung der Stimmbürger. Aufklärung und Information in der Sache konnten insoweit nichts bewirken. Bleibt zu prüfen, ob sich dieses generelle Muster prädisponierter Meinungsbildung in allen Bevölkerungsgruppen in gleicher Weise finden lässt. Unser besonderes Interesse gilt dabei dem Einfluss der politischen Kompetenz auf die relative Bedeutung von Voreinstellung und Informa- tion im Prozess der individuellen Meinungsbildung. Um diese Frage zu bearbeiten, haben wir abschliessend das Regressionsmodell für drei Be- völkerungsgruppen (mit niedriger, mittlerer und hoher politischer Kom- petenz) getrennt geschätzt. Die grosse Anzahl der Prädiktoren würde dabei angesichts der geringeren Zahl der Befragten innerhalb der einzel- nen Gruppen zu wenig stabilen Ergebnissen führen. Um diesem Pro- blem zu begegnen, muss das Erklärungsmodell reduziert werden. Als re- levante unabhängige Variablen verwenden wir im Block «Prädispositio- nen» Werte, Parteiidentifikation und Vertrauensindikatoren und testen dagegen den Erklärungsgewinn durch die Kommunikationsvariablen. Die Analysen bestätigen zunächst einmal, dass das Stimmverhalten in allen drei Gruppen in hohem Masse prädisponiert, also durch die re- levanten Voreinstellungen gesteuert war (Tab. 41). Im Einklang mit den theoretischen Annahmen steht auch der Befund, dass solche Prädisposi- tionen bei den politisch schwach involvierten Stimmbürgern deutlich weniger stark ausgeprägt und verhaltenswirksam sind als in den beiden anderen Gruppen. Und schliesslich findet man bestätigt, dass Informa - tion und Kommunikation in dieser Gruppe keinen eigenständigen Er- klärungswert besitzen: Dafür war die Zuwendung zu den einschlägigen Quellen und Kanälen zu schwach. Die Tabelle zeigt aber auch, dass die 319 
Prädisposition, Kommunikation und Stimmverhalten
	        

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