Gerade das Zusammenspiel von massenmedialer und interpersonaler Kommunikation ist für die kommunikationswissenschaftliche For- schung seit Formulierung der
two step flow of communication-These seit den 40er Jahren des vorherigen Jahrhunderts ein Dauerthema. Da das «Leitmedium» Fernsehen (jedenfalls als kontinuierliche Informations- quelle) ausfällt, Hörfunk und Zeitungen wegen ihrer Staats- beziehungs- weise Parteinähe nur geringe Glaubwürdigkeit geniessen und schliess- lich Versammlungsöffentlichkeiten wegen ihrer mangelnden Anonymi- tät hochgradig selektiv (im Sinne von Dissonanzvermeidung) genutzt werden, ist im Liechtensteiner Fall zu erwarten, dass – wenn überhaupt – messbare Effekte vor allem von der Gesprächskommunikation aus - gehen. Wegen der Kleinheit des Landes ist darüber hinaus von hoher sozialer Reichweite der
paid mediaauszugehen. Hauswurfsendungen, abstimmungsbezogene Werbemittel, Vereins- und Firmenblätter etc., dürften wegen der Beschränkungen von Medienöffentlichkeit auch einen grösseren Stellenwert und mehr Aufmerksamkeit geniessen. Die Frage nach der Wirksamkeit unterschiedlicher Kommunikationskanäle ist im Kontext von Sachabstimmungen bisher noch kaum untersucht. Sie lautet: Lassen sich signifikante Differenzen in den Effektstärken unter- schiedlicher Öffentlichkeitsarenen nachweisen, kann insbesondere ge- zeigt werden, dass direkte Kommunikation stärker meinungsbildend wirkt als Medienkommunikation? Eine weitere Basisannahme der Meinungsforschung steht schliess- lich zur Prüfung. Sie besagt, dass Öffentlichkeitseffekte bei unterschied- lichen Bevölkerungsgruppen unterschiedlich stark auftreten. Als ent- scheidende Differenz wird bei Zaller und bei anderen Autoren der Grad politischer
awarenessausgemacht. Politisch stark interessierte und in- volvierte Bürger partizipieren annahmegemäss in hohem Masse an der Öffentlichkeit, werden von dieser aber nur schwach beeinflusst, weil sie über gefestigte Einschätzungen und solides Vorwissen verfügen. Schwach interessierte und involvierte Bürger sind grundsätzlich leichter beeinflussbar, weil sie den ihnen zufliessenden Kommunikationsbot- schaften wenig entgegenzusetzen haben, sie nehmen allerdings – wenn überhaupt – nur sporadisch an Öffentlichkeit teil, sodass sie von der Mehrheit frei verfügbarer Informationen überhaupt nicht erreicht wer- den. Die stärksten Öffentlichkeitseffekte müssten insoweit bei der Be- völkerungsgruppe der mittelstark involvierten Bürgerinnen und Bürger 313
Prädisposition, Kommunikation und Stimmverhalten