Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

pagne namentlich der Initianten zu tun, in der dieser Themenaspekt ein- deutig in den Vordergrund gerückt worden war. Auch wenn diese erheblichen Veränderungen der Bevölkerungs- agenda durch entsprechende Schwerpunktverlagerungen in der Presse- berichterstattung nicht hinreichend erklärt werden können, sind sie doch für den Prozess von entscheidender Bedeutung. Offenbar hat sich der Charakter der Abstimmungsmaterie in der Wahrnehmung der Stimmbürgerschaft ebenso kurzfristig wie grundlegend gewandelt. In nur dreizehn Monaten war aus einer hochkomplexen politischen Sach- frage, deren Problemkern aus einer Vielzahl grundlegender Neujustie- rungen im Verhältnis der Verfassungsorgane bestand, zu einer hochgra- dig personalisierten Vertrauensfrage geworden. Damit wurde zugleich der Abstraktionsgrad der Entscheidung erheblich angehoben und die «Aufdringlichkeit» des Themas massiv verstärkt. Der im engeren Sinne politische Problemrest, die Frage der Machtbalance zwischen Demokra- tie und Monarchie, konnte nunmehr entlang politischer Prädispositio- nen und Wertorientierungen entschieden werden (vgl. Marcinkowski 2007). Dass dies nicht ohne Konsequenzen für den Ausgang bleiben konnte, liegt auf der Hand und wird uns noch beschäftigen. Zurück zur Frage des Agenda-Setting. Was sich auf der Aggregat- ebene andeutet, lässt sich mit Individualdaten nicht bestätigen. Keiner der Kommunikationskanäle, weder die Landeszeitungen noch persön - liche Gespräche oder der Besuch von Informationsveranstaltungen, hatte nach unseren Analysen einen signifikanten Effekt auf die Nennung einer substantiellen Verfassungsbestimmung (im Vergleich zu Verfah- rens-, Vertrauens- oder Machtfragen) als «wichtigstes Thema» der Ver- fassungsdebatte in der Vorumfrage vom Februar 2002. Das gilt sowohl für die Sammelkategorie «substantielle Verfassungsthemen», als auch für 303 
Kognitive Effekte der öffentlichen Meinung Tabelle 39: Entwicklung von Medienagenda und Salienz bezogen auf drei thematische Dimensionen im letzten Jahr vor der Abstimmung (in Prozent) PressePresseBevölkerungBevölkerung (Dez. 01–Jan. 02)(Jan./Feb. 03)(Februar 02)(März 03) Verfassungsfrage69.729.680.735.9 Verfahrensfrage21.261.810.513.1 Vertrauensfrage9.19.68.851.0 N (Anzahl)8861059513888
	        

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