Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

Gespräche. Auch bei Versammlungsöffentlichkeiten zeigt sich das er- wartbare Selektionsmuster. Hier überrascht noch mehr, dass es über- haupt einen nennenswerten Anteil festgelegter Stimmbürger gab, die Veranstaltungen der Gegenseite besuchten, vor allem im Nein-Lager (ca. 14 Prozent). Der Befund wird erklärlich, wenn man an die namhaften Minderheiten in beiden grossen Volksparteien denkt, die der offiziellen Parteiparole nicht folgen mochten, ohne deswegen ihre Parteibindung aufzugeben. Sie fühlten sich zum Besuch der Veranstaltungen ihrer Par- tei weiterhin verpflichtet, befanden sich dabei aber auf «heimischem» Boden in gleichsam «feindlichem» Informationsumfeld. Zusammenschau Im multivariaten Modell erklären die drei Prädiktoren rund vierzehn Prozent der Varianz auf einer sechsstufigen Skala der Zuwendung zur öffentlichen Kommunikation. Die einbezogenen Items messen, wie viel abstimmungsbezogene Information ein Stimmbürger über verschiedene Foren (journalistische Printmedien, Versammlungen, politische Gesprä- che, Werbemittel) der politischen Öffentlichkeit bezogen hat. Dabei erweist sich die politische Kompetenz als stärkster Faktor, vor der wahrgenommenen Bedeutung der Abstimmung für die persön- lichen Lebensumstände des Bürgers. Die frühzeitige Festlegung in der Sache wirkte in unserem Fall nicht als solche, wohl aber die Prädispo - sition in Richtung des Nein-Votums. Der Zusammenhang ist positiv, bewirkt also eine verstärkte Zuwendung zu den gesellschaftlichen Infor- mationsströmen, obwohl man vermuten würde, dass (so oder so) ent- schiedene Wähler ihren Informationsbedarf für weitgehend gedeckt hal- ten. Ein ähnlicher Effekt geht von der Festlegung auf die Ja-Position nicht aus. Hier zeigt sich ein schwacher, nicht signifikanter negativer Ef- fekt. Während also das Ja-Lager die Informationsangebote der Kampa- gne und der Medien eher ignorierte, nahmen die Nein-Sager intensiv an der öffentlichen Kommunikation teil. Möglicherweise führt gerade die vorzeitige Festlegung auf eine ablehnende Haltung gegenüber derjenigen Position, die von der staatlichen Exekutive propagiert wird, zur Wahr- nehmung eines erhöhten Rechtfertigungsdrucks, der sich seinerseits als steigender Informationsbedarf ausdrückt. Kontrollrechnungen mit den einzelnen Items der Skala Zuwendung zeigen im Übrigen, dass das Mo- 276Entstehung 
und Entwicklung der Bevölkerungsmeinung
	        

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