wissen wir aus den oben referierten Analysen, dass sie einen erkennbar unterschiedlichen Bias aufwiesen, wobei im regierungsnahen Volksblatt deutlich mehr Pro-Stellungnahmen zur Verfassungsinitiative verbreitet wurden als im konkurrierenden Vaterland, welches grosso modo dem Nein-Lager näher stand. Ausgewiesen ist der prozentuale Anteil der - jenigen, die aus den jeweiligen Blättern «viel» oder «sehr viel» Informa- tionen zur Abstimmung bezogen haben. Die auf ein Ja festgelegten Befragten lassen demnach keinerlei Selektivität im medialen Informa - tionsverhalten erkennen. Sie schätzen den individuellen Informations- wert beider Zeitung praktisch gleich hoch ein. Die auf Nein prädispo- nierten Stimmbürger beziehen mehr Information aus dem Vaterland, wo nachweislich kritischer beziehungsweise ablehnend über die Verfas- sungsinitiative des Fürsten berichtet wurde. Sie verhielten sich insoweit kontraintuitiv im Sinne der Konsistenzannahme, was durch die generell intensive Zeitungsnutzung im Lande bei gleichzeitig höherer Reichweite des Vaterlands erklärt werden kann (Marxer 2004). Die Zuwendung zu Präsenzöffentlichkeiten folgt dem erwarteten Muster. In beiden Grup- pen ist der Anteil derer, die mehrheitlich Gesprächspartner suchen, wel- che ihre eigene Meinung unterstützen, deutlich höher als der Anteil de- rer, die sich auf Gespräche mit vermeintlichen Kontrahenten einlassen. Gleichwohl, eine durchgängige Vermeidungshaltung gegenüber inter- personaler Kommunikation mit Andersdenkenden gab es nicht: rund zwölf Prozent aller Prädisponierten führten überwiegend konfrontative 275
Beteiligung an öffentlicher Kommunikation Abbildung 21: Zusammenhang von Prädisposition des Stimmentscheids und selektiver Informationsnutzung ZuwendungVolksblatt Vaterland Veranstaltungen PRO Veranstaltungen CONTRA Prädisposition JAPrädisposition NEIN
0
20
40
60
80
100Gespräche Nein-Stimmen
Gespräche Ja-Stimmen