6Entstehung und Entwicklung der Bevölkerungsmeinung Den oben entwickelten modelltheoretischen Annahmen folgend, geht die Analyse der Meinungsbildung in drei Schritten vor. Zunächst geht es darum, die mikrosoziologischen Bedingungen der Zuwendung zu den verschiedenen Spielarten öffentlicher Kommunikation aufzuklären, die naheliegender Weise eine Voraussetzung dafür ist, dass Information und Kommunikation im Abstimmungsprozess überhaupt wirksam werden kann. Im zweiten Schritt werden die kognitiven Wirkungen öffentlicher Kommunikation geschätzt, vor allem auf die Wahrnehmung des zu ent- scheidenden Sachthemas und auf das sachpolitische Wissen. Abschlies- send geht um das relative Gewicht von Prädisposition, Information und Kommunikation auf das individuelle politische
Verhalten. 6.1Determinanten der Beteiligung an öffentlicher Kommunikation Wie die in Kapitel 5 präsentierten Analysen gezeigt haben, entfaltete die öffentliche Kommunikation im Referendumsprozess eine überdurch- schnittlich hohe Mobilisierungswirkung. Eine Vielzahl von Informa - tionsquellen wurde von der Mehrheit der Stimmbürger intensiv genutzt, um sich in der einen oder anderen Weise auf den finalen Volksentscheid vorzubereiten. Dabei war im internationalen Vergleich insbesondere das Ausmass des direkten Engagements in Form von politischen Gesprä- chen und der Teilnahme an Informationsveranstaltungen auffallend. Mit den besonderen Mobilisierungsbedingungen im Kleinstaat stand bisher ein makroskopisches Erklärungsmuster im Vordergrund der Betrach- tungen. In diesem Abschnitt geht es darum, die Analyse auf individuel- ler Ebene zu vertiefen. Welche persönlichen Eigenschaften der Stimm- bürger erklären ihre Bereitschaft, sich in der öffentlichen Kommunika - 265