Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

matik. Gut 40 Prozent der Liechtensteiner Nicht-Diskutanten verhalten sich übrigens auch gegenüber dem Informationsangebot der Landeszei- tungen abstinent. Das sind etwa 3,5 Prozent aller Wahlberechtigten. Diese vergleichsweise kleine Bevölkerungsgruppe ist von politischer Kommunikation praktisch nicht erreichbar. Im Spaltenvergleich fällt auf, dass von einer wesentlichen Bele- bung der Gesprächsöffentlichkeit im unmittelbaren zeitlichen Zusam- menhang mit dem Abstimmungsereignis nicht ausgegangen werden kann. Genau genommen weisen die Zahlen sogar auf eine leicht höhere Gespächsintensität zum früheren Zeitpunkt hin, allerdings sind die aus- gewiesenen Prozentsatzdifferenzen statistisch nicht signifikant. Dabei ist zu beachten, dass sich die Frage ganz allgemein auf politische Ge- spräche bezogen hat, nicht etwa auf Gespräche über die Abstimmungs- vorlage. Einen Hinweis auf die abstimmungsbezogene interpersonale Kommunikation ergibt die Frage, wie viel man persönlich aus politi- schen Gesprächen über die Verfassungsabstimmung erfahren hat. Hier nennen im März 2003 mehr als 53 Prozent der Befragten Gespräche als eine Informationsquelle, aus der sie «viel» oder «sehr viel» über die Ab- stimmung erfahren haben. Einen höheren Wert erzielen unter zwölf ab- gefragten Quellen nur noch die Landeszeitungen (61 Prozent), siehe Tab. 11, S. 122. Anhand dieser Frage lässt sich auch der vermutete Bele- bungseffekt der Gesprächsöffentlichkeit nachweisen. Im November 2001 nannten nämlich lediglich 34 Prozent der Befragten politische Ge- spräche als eine Quelle, aus der sie viel oder sehr viel erfahren haben. Die Landeszeitungen wurden zu jenem Zeitpunkt von 56 Prozent der Stimmbürger genannt. Das lässt auf einen vergleichsweise hohen und mit der Nähe zum eigentlichen Ereignis steigenden Stellenwert der Ge- sprächsöffentlichkeit im Abstimmungsprozess schliessen, im Falle Liechtensteins vermutlich zusätzlich befeuert durch die eingeschränkte Glaubwürdigkeit der Pressemedien. Eine weitere signifikante Differenz erbringt der Vergleich der poli- tischen Lager. Er zeigt, dass die Gegner der fürstlichen Initiative wäh- rend der gesamten Kampagnen deutlich intensiver kommunizierten als die Befürworter. Schon im November 2001 sprachen 27,5 Prozent der potentiellen Nein-Sager täglich mit anderen über Politik, laut Nach- wahlbefragung galt das Gleiche für 28,5 Prozent derjenigen, die schliess- lich tatsächlich mit Nein abgestimmt hatten. Auf der Seite der Befür- worter gab es demgegenüber eine interessante Entwicklung. Sprachen 257 Gesprächsöffentlichkeit
	        

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