Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

derstellung der Medienöffentlichkeit kommt darin zum Ausdruck, dass sie in der Lage ist, die Ebenen untereinander und die verschiedenen Teilöffentlichkeiten auf den Ebenen miteinander zu verknüpfen. Eine Vielzahl von Gesprächen im kleinen Kreis und eine hohe Dichte von Versammlungen tragen zweifellos zur Meinungsbildung bei. Ihre eigen- tümliche Macht entwickelt öffentliche Meinung aber erst durch die Un- terstellbarkeit der Bekanntheit ihrer Themen und die wird ihnen erst auf der Ebene der Medienöffentlichkeit verliehen. Politische Probleme, die in Versammlungsöffentlichkeiten diskutiert werden (und seien es noch so viele) und gesprächsweise weiter in die Gesellschaft einsickern, produzieren bestenfalls ein Netz lose gekoppelter Teilöffentlichkeiten. Solche Netzwerke sind zwar von aussen (durch instrumentelle Kommu- nikation, etwa PR und Öffentlichkeitsarbeit) kaum beeinfluss- und steu- erbar (Neidhart 1982b, 447), sie können aber totgeschwiegen werden und bleiben daher in der Reichweite ihrer Wirksamkeit beschränkt. Erst wenn die Massenmedien über Versammlungsöffentlichkeiten berichten, werden die dort diskutierten Sachverhalte gesellschaftsweit sichtbar und erst dann kann öffentliche Meinung ihre Dynamik entwickeln. Nicht weil alle den Beitrag lesen und schon gar nicht, weil alle die dort vertre- tenen Ansichten teilen, sondern schlicht weil man von dem Moment an immer unterstellen muss, dass alle das Thema kennen. In vertikaler Hinsicht strukturiert sich die Öffentlichkeit durch Ausbildung spezifischer Rollenmuster, in denen sich die Akteure des Öffentlichkeitssystems betätigen. Auf der einen Seite haben wir die Gruppe der Sprecher, typischerweise die politischen Hauptakteure einer Gesellschaft, Experten und solche, die sich dafür ausgeben, Intellektuel- le, Bewegungsakteure, der Mann auf der Strasse usw. Ihnen steht eine Gruppe von Akteuren gegenüber, die auf das Zuschauen, Zuhören oder Lesen beschränkt ist, das sogenannte Publikum, oder besser: die Publika in spezifischen Arenen der Öffentlichkeit. Die Rollendifferenzierung ist auf den unterschiedlichen Öffentlichkeitsebenen unterschiedlich scharf ausgeprägt. Während am Stammtisch noch jeder mitreden darf, der auch einmal zuhört, ist in der Veranstaltungsöffentlichkeit in der Regel fest- gelegt, wer vorträgt. Allerdings wird sich ein engagiertes Publikum die Chance nicht nehmen lassen, nachzufragen und selbst Meinungen zu äussern. Für die Medienöffentlichkeit ist schliesslich die strikte Tren- nung von wenigen Sprechern und vielen Rezipienten geradezu konstitu- tiv. Die Medienakteure (Journalisten) selbst sind schliesslich mit einem 25 
Öffentlichkeitstheoretische Grund lagen
	        

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