Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

die eine Position, die andere Hälfte aber die Gegenposition vertritt. Sind alle oder fast alle Mitglieder einer Gruppe gemessen an ihren presseöf- fentlichen Äusserungen der gleichen Meinung, wäre der Grad der grup- peninternen Polarisierung demgegenüber gering. Die Prozentwertdiffe- renz zwischen beiden Meinungslagern beträfe im erstgenannten Fall aus- geprägter Polarisierung «0», im Falle geringer Polarisierung nahe «100». Als sichtbar polarisiert kann eine Sprechergruppe folglich dann gelten, wenn die Prozentwertdifferenz aller medienöffentlich beobachtbaren zu- stimmenden und ablehnenden Stellungnahmen von Angehö rigen dieser Gruppe besonders klein und der Anteil richtungspolitisch unbestimmter Äusserungen unterdurchschnittlich (< 20 Prozent) ausgeprägt ist. Umge- kehrt kann die Aussenansicht einer Sprechergruppe dann als besonders homogen gelten, wenn die Prozentwertdifferenz zwischen ablehnenden und zustimmenden Stellungnahmen auffallend hoch und / oder der An- teil unbestimmter Äusserungen überdurchschnittlich stark ausgeprägt ist. Vor diesem Hintergrund erscheinen den Liechtensteiner Zeitungs- lesern die Repräsentanten des Fürstenhauses und der Regierung als klar positionierte und zudem extrem homogene Elitengruppen. Für Erstere wurde über drei Jahre hinweg keine einzige abweichende und auch keine einzige «unentschiedene» Medienstellungnahme erfasst, von Seiten der Regierung gab es so gut wie keine ablehnende und nur wenige unbe- stimmte Äusserungen. Das heisst, die gesamtstaatliche Exekutive, der das Staatsoberhaupt aufgrund seiner Kompetenzen zuzurechnen ist, trat in der Medienöffentlichkeit als weitgehend monolithischer Block auf, der zu keinerlei Zweifeln an seiner Position Anlass gab und keinerlei Hinweise auf abweichende Meinungen innerhalb der ausführenden staatlichen Gewalt erkennen liess. Dieser Umstand dürfte vor allem auf solche Personen, die sich durch ausgeprägtes Vertrauen in die Regie- rungsinstitutionen auszeichnen, starken Eindruck gemacht haben. Als weitgehend einig (in der Ablehnung der Verfassungsreform) er- schienen auch die in den Medien als Experten auftretenden Sprecher. Eine hohe Prozentwertdifferenz zwischen Für und Wider weisen schliesslich noch Medienstatements von Vereinen, Initiativen und Komi- tees auf, eine Beobachtung, die auf den ersten Blick verwundern mag. Die Zahlen resultieren aus dem verschiedentlich berichteten Umstand, dass sich die Befürworter des fürstlichen Vorhabens erst spät organisier- ten und öffentlich bemerkbar machten, zuvor aber über Jahre hinweg (bis auf wenige LeserbriefschreiberInnen) aus der öffentlichen Debatte 222Öffentliche 
Kommunikation im Abstimmungsprozess
	        

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