Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

erkennbar dem Pro-Lager zuzurechnen. Der Anteil sank im Folgejahr auf ein knappes Drittel, in den Jahren 2002 und 2003 stellten exponierte Befürworter noch rund ein Viertel aller Sprecher. Ausgewiesene Kritiker füllten in den letzten Monaten vor der Volksabstimmung knapp ein Fünftel der medialen Sprecherrollen aus, blieben also gegenüber den Fürsprechern bis zum Schluss im Hintertreffen. Zugleich zeigt sich, dass die Medienarena im Verlauf der Jahre von immer mehr und neuen Spre- chern bevölkert wird, die a priori noch nicht eindeutig positioniert sind. Sie drängen die prominenten Repräsentanten beider Meinungslager im- mer weiter zurück und besetzen im Frühjahr 2003 beinahe sechzig Pro- zent der Sprecherrollen. Ihr Einfallstor in die Medienöffentlichkeit waren naturgemäss Le- serbriefe und eingesandte Mitteilungen. Das wird deutlich sichtbar, wenn man die Auswertung auf die redaktionellen Anteile der Berichterstattung beschränkt (ohne Abb.). In diesem Segment sind durchgängig knapp zwei Drittel aller Sprecherpositionen an Exponenten der beiden Mei- nungslager vergeben, «unverbrauchte» Sprecher machen im Abstim- mungsjahr 2003 gut 34 Prozent aus. Die Gewichtung von Für- und Wi- dersprechern in den journalistischen Beiträgen entspricht im Zeitverlauf dem in Abbildung 10 erkennbaren Bild. Allerdings ist der Bias zugunsten der Befürworter gerade in den Jahren 2002 und 2003 so gering, dass man statistisch von einem beinahe ausgewogenen Verhältnis sprechen kann. Unausgewogenheit spielt auch in Abbildung 11 eine Rolle. Sie zeigt die Berücksichtigung von Exponenten des Pro-Lagers in der redaktio- nellen Berichterstattung beider Landeszeitungen im direkten Vergleich. Danach wurde die Bevorzugung der Pro-Exponenten im Jahr 2000 von beiden Zeitungen mitgetragen. Bereits im Wahljahr 2001 waren aller- dings die Berücksichtigungschancen für profilierte Repräsentanten des Befürworterlagers im Volksblatt um 12 Punkte höher als im Vaterland. Daran änderte sich auch im Jahr 2002, das in beiden Blättern durch ein signifikant vermehrtes Auftreten nicht positionierter Sprecher geprägt war, wenig. In den Monaten unmittelbar vor der Abstimmung hatten Befürworter der Verfassungsreform im Volksblatt einen um 15 Punkte höheren Sprecheranteil als im Vaterland. Wie die Zahlen zeigen, hat das Volksblatt den Kurswechsel der Mutterpartei, der durch die Regierungs- übernahme im Frühjahr 2001 eingeleitet worden war, erwartungsgemäss mitvollzogen. Ebenso deutlich ist die Parallelität von Partei- und Re- daktionspolitik im Vaterland erkennbar. In dem Masse, wie sich die VU 217 Medienöffentlichkeit
	        

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